Generation A
Mistvieh von einem Alien mit Tentakeln und Reißzähnen und einem Riesenschädel sie an und spuckte Blut, Gift und menschliche Körperteile an die Fensterscheibe.
Kimberly fing an zu schreien und konnte nicht mehr aufhören. Zum Schluss mussten ihr die Eltern von dem Valium geben, das sie sich für einen bevorstehenden Ferienflug aufgespart hatten, und trotzdem verbrachte Kimberly den Rest des Abends im Bett bei fest zugezogenen Vorhängen. Durch die Wand konnte sie hören, wie ihre Eltern sich im Nebenzimmer darüber stritten, wer von beiden die Idee gehabt hatte, ein zwölfjähriges Mädchen einen Horrorfilm sehen zu lassen, der erst ab achtzehn war.
Bevor er an diesem Abend zu Bett ging, kam Kimberlys Vater nach oben, um nach ihr zu sehen, und sagte: »Machen wir die Vorhänge auf und lassen frische Luft rein.«
Kimberly flippte wieder aus. Ihr Vater brauchte einen Moment, um die Verbindung zwischen den Vorhängen, den Fenstern und dem Monster zu ziehen, und bis dahin war Kimberly bereits so verängstigt, dass sie am Ende die Nacht im Bett ihrer Eltern verbrachte, bei heruntergelassenen Jalousien.
Am nächsten Morgen ging es Kimberly wieder gut - bis sie sich an das Monster erinnerte. Sie erstarrte, als ihr klarwurde, dass überall Fenster waren und das Monster jederzeit an jedem davon auftauchen konnte.
Sie zwang sich dazu, das Haus zu verlassen und in den Schulbus zu steigen, und es ging gut, weil er sich bewegte und mehr Abstand zum Boden hatte, doch dann fiel ihr ein, dass ein Alien auf dem Dach des Busses sein konnte. In der Schule tat sie alles, um nicht aus den Fenstern der Klassenräume zu sehen.
In der letzten Stunde an dem Tag, Naturwissenschaften, sagte Luke, einer ihrer Klassenkameraden, zu ihr: »Kimberly, komm mal rüber.
Ich hab hier so einen coolen Test für die visuelle Wahrnehmung, den ich dir zeigen will.«
»Wofür ist der gut?«
»Man testet damit die Augen, um herauszukriegen, was du besser siehst, Bewegung oder Farbe. Ist lustig.«
Kimberly war dankbar für alles, was sie von den Aliens ablenkte, also setzte sie sich neben ihn.
Luke sagte: »Was du machen musst, ist, ganz feste auf das Bild zu gucken.«
Auf dem Bildschirm sah man ein langweiliges, bürgerliches Wohnzimmer.
»Entspann deine Augen, entspann deinen Körper, und dann werden sich die Sachen im Raum ganz leicht bewegen, vielleicht ändert auch das Sofa ein kleines bisschen seine Farbe. Das Bild wandelt sich ganz langsam. Sag mir, welche Veränderungen du bemerkst - Farbe oder Form oder Bewegung oder sonst was.«
Kimberly saß also da und ließ zum ersten Mal seit dem Horrorfilm zu, dass ihr Körper sich entspannte. Sie starrte auf das Bild und dachte daran, wie sehr es dem Wohnzimmer ihrer eigenen Familie ähnelte. Sie versetzte sich selbst in das Zimmer hinein und fühlte sich geborgen und glücklich, als urplötzlich ein harter Schnitt kam und ein Vampirgesicht mit rottriefenden Fängen und mörderischer, rasender Blutgier den Bildschirm ausfüllte.
Kimberly drehte vollkommen durch, und niemand wusste, wie ihr zu helfen war. Schließlich gelang es ihrem Lehrer und einigen kräftigeren Schülern, sie zur Schulschwester zu schaffen, wo man sie zwang, mehrere Verzichtserklärungen zu unterschreiben und lückenlos nachzuweisen, dass ihre Familie krankenversichert war und alle Beiträge gezahlt hatte, ehe man ihr eine großzügige, himmlische Spritzenfüllung Dilaudid verabreichte. Trotzdem rastete Kimberly nur deshalb nicht noch mehr aus, weil das Krankenzimmer keine Fenster hatte und sie sich einigermaßen sicher fühlte - aber ihr graute davor, dass sie irgendwann den Raum würde verlassen müssen und dann durch einen Flur mit Fenstern und aus der Tür hinaus und in ein Auto mit Fenstern musste (man hatte ihre Mutter verständigt) und dann zurück in ein Haus, das nicht nur ganze siebenundzwanzig Fenster hatte, sondern dazu noch einen Kamin und drei Belüftungsöffnungen für den Trockner und für die Duschen in den Badezimmern.
Die Heimfahrt war traumatisierend. Einmal im Haus, schaffte Kimberly es nicht, ihrer Mutter von der Seite zu weichen, nicht eine Sekunde lang.
In dieser Nacht versuchten ihre Eltern, ihr gut zuzureden, aber je länger sie sich mühten, desto hysterischer wurde sie. Um zwei Uhr morgens gaben sie ihr die verbliebenen acht Milligramm Valium und beschlossen, abzuwarten, ob morgen alles wieder besser sein würde.
War es nicht. Es war viel schlimmer - ein Valiumkater verstärkte jede
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