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Generation P

Generation P

Titel: Generation P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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Semi-Dummy. Und der dort, der hinter der Zeitung schläft, das ist ein Dummy. So einer paßt auf eine Winchester. Du mußt wissen, die Abteilung Legislative hat sich neulich eine Prämie verdient. Asadowski hatte die Abendnachrichten laufen, und da sind die Duma-Abgeordneten übers Fernsehen hergezogen, von wegen, daß es unterwandert sei und berechnend und was weiß ich noch. Asadowski hört das Wort › berechnend ‹ und ist echt auf hundertachtzig, weil er denkt, da steckt wer seine Nase in unsere Angelegenheiten, er hatte schon den Hörer in der Hand und die Nummer gewählt, um der Sache auf den Grund zu gehen, da ist ihm erst eingefallen, daß die Sache ja keinen Grund hat. Nein, es muß schon gute Arbeit sein, wenn sie sogar die eignen Leute überzeugt.«
    »Soll das heißen, daß die alle . . . so sind?«
    »Alle. Ausnahmslos.«
    »Mach halblang!« protestierte Tatarski unsicher. »Ich meine, es sind doch massenhaft Leute, die diese Personen tagtäglich zu sehen kriegen, oder etwa nicht?«
    »Wo denn zu sehen kriegen?«
    »Na, zum Beispiel im Fern. . . Ach so. Naja. Und was ist mit den Leuten, die life mit denen zu tun haben?«
    »Hast du solche Leute schon gesehen?«
    »Klar.«
    »Und wo?«
    Tatarski dachte nach.
    »Eigentlich nur im Fernsehen.«
    »Du verstehst, was ich sagen will?«
    »So ganz allmählich.«
    »Rein theoretisch wäre es übrigens denkbar, daß du einen triffst, der dir erzählt, er hätte sie gesehen und wäre mit ihnen bekannt und so weiter. Zu dem Zweck existiert ein spezielles Büro, Volkes Wille heißt das. Da arbeiten über hundert Mann, alles Ex-KGB-Leute, die bei Asadowski auf der Gehaltsliste stehen. Ihr Job ist es, durch die Gegend zu laufen und herumzuerzählen, sie hätten irgendeinen Politiker gesehen: natürlich vor einer dreistöckigen Villa, mit einer minderjährigen Prostituierten oder in einem gelben Lamborghini auf der Rubljowskoje. Volkes Wille frequentiert aber fast nur Kneipen und Bahnhöfe, da kommst du sowieso nie hin.«
    »Ist das wahr?« fragte Tatarski
    »Natürlich ist das wahr.«
    »Aber das ist ja alles ein grandioser Schwindel.«
    »Ach du lieber Gott!« Morkowin rümpfte die Nase. »Erspar mir bloß diese Tour. Was willst du denn? Jeder Politiker ist von Natur aus ein Fernsehprogramm. Klar könnte man einen lebendigen Menschen vor die Kamera setzen – und was dann? Der kriegt seine Reden trotzdem von Ghostwritern geschrieben, seine Anzüge von einem Styling-Team hingehängt, und seine Entscheidungen fällt das Bankenaufsichtskomitee. Und was, wenn den plötzlich der Schlag trifft? Fädeln wir die ganze Chose dann wieder von vorne ein?«
    »Also, mal angenommen«, sagte Tatarski. »Wie ist das möglich, in dem Umfang?«
    »Dich interessiert die Technologie? Die kann ich dir erläutern, in groben Zügen. Als erstes braucht man eine Vorlage. Ein Wachsmodell oder einen Menschen. Von dem wird ein Wolkenkörper gescannt. Weißt du, was ein Wolkenkörper ist?«
    »So was wie ein Astralkörper?«
    »Das nun gerade nicht. Den haben dir irgendwelche Idioten ins Hirn geschissen. Ein Wolkenkörper ist eine Wolke aus digitalen Punkten. Gescannt mit einer mechanischen Sonde oder mit einem Laser. Anschließend werden die einzelnen Punkte verbunden – man legt ein digitales Raster drüber, und wo es blitzt, wird korrigiert. Da gibt es verschiedene Waschgänge: Stitching, Cleaning up und so weiter.«
    »Waschgänge? Wie geht das vor sich?«
    »Eben digital. Eine Zahl wäscht die andere. Genau darfst du mich nicht fragen, ich bin gelernter Geisteswissenschaftler, das weißt du doch. Wenn alles geputzt und verstochen ist, haben wir das fertige Modell. Da gibt es wiederum zwei Sorten: Polygonale, die sind aus lauter kleinen Dreiecken zusammengesetzt, und sogenannte NURBS-Patches. Non-uniform-ratio-nal-b-spline. Die bestehen aus Kurven, Super-High-Tech, für die schweren Dreiachser. Die Duma-Dummies sind durchweg polygonal – weniger Fummelei und volkstümlichere Visagen. Wenn das Modell fertig ist, wird das Drahtgitter eingesetzt. Auch digital. Nichts als Stäbchen und Scharniere – sieht auf dem Monitor aus wie ein Skelett, bloß ohne Rippen. Und das wird animiert wie im Trickfilm, Schritt für Schritt: ein Händchen nach hier, ein Füßchen nach da. Wir sind allerdings wieder davon abgekommen, das am Bildschirm zu machen. Es gibt dafür Fachpersonal, lebende Skelette.«
    »Lebende Skelette, soso.«
    Morkowin sah auf die Uhr.
    »In Pavillon drei laufen gerade Aufnahmen. Wir

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