Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
ich deswegen alle vier dieser schmalnasigen Spinner in Scheiben schneiden muss!«
»Ich glaube nicht, dass die dich verstehen. Jedenfalls nicht so.«
»Wie denn?!«
Jetzt war Kira gefordert. Würde sie einen Menschen quälen können? Mit den eigenen Händen? Eigentlich waren Aliens keine Menschen, was ein gutes Argument war, Gewalt einzusetzen. Und ein unsagbar verlogenes dazu.
»Wir werden ihr das Auge ausstechen«, flüsterte sie, als ob ihre Lippen dem Verstand den Dienst verweigerten.
»SPRICH LAUTER!«
»Und wir werden es langsam tun! Sehr langsam!«, ergänzte Kira zwar lauter, aber alles andere als selbstbewusst.
»Wow ...« Sequoyah drehte das Messer in der Hand und reichte Kira den Knauf. »Möchtest du es tun?«
»Ja.« Für diese Antwort hasste Kira sich und nahm die Waffe, eine geschwärzte doppelte, geschliffene Klinge, wie sie bereits seit langer Zeit bei Kampfeinheiten verwendet wurde.
»Ich halte sie auch für dich fest!« Sequoyah schritt hinter den Alien und griff mit beiden gepanzerten Händen an ihren Kiefer. Dieser Griff dürfte einem Schraubstock gleichen.
»Das ist nicht notwendig. Sie soll sich bewegen können.« Kiras Plan war verrückt.
»Hast du das auch von Anna? Oder hast du dir das selbst beigebracht?«, fragte Sequoyah zynisch. In solchen Extremsituationen konnte niemand gewinnen.
Nur, darum ging es auch nicht. Das Auge des Aliens auszustechen, sollte keine Folter sein, es war die unausweichliche Konsequenz dieses Konfliktes.
»Ich bin sicher, dass du mich hörst«, erklärte Kira ihrer Delinquentin und kniete sich vor sie hin. Langsam. Sie musste es ganz genau beobachten können. »Ich bin aber inzwischen auch sicher, dass ich nicht mit dir kommunizieren kann ... jedenfalls nicht so, wie ich es gerne möchte.« Mit unendlicher Geduld bewegte Kira die Klinge auf das Auge zu. Sie musste alles sehen, nichts durfte ihr entgehen, sie hatte nur einen Versuch. Ein zweites Mal würde sie dieses Verhör nicht führen wollen. Das Auge, die dunkelhaarigen Lider, die Pupille, die Lippen, absolut nichts davon bewegte sich. Nur die feinen Härchen in der Nase wogten leicht im ruhigen und kontrollierten Atem des Aliens.
Mit der Hand an ihrer Wange konnte Kira den Puls wahrnehmen. Fein, kaum zu spüren und dennoch in der Ferne kräftig und ungebrochen. Das waren keine vierzig Schläge in der Minute.
Je länger Kira in das Gesicht der Frau sah, umso mehr verschwammen die Formen. Als ob der weibliche Alien eine Maske abnahm. Während die Klinge unaufhaltsam in den Augapfel vordrang, glaubte Kira für einen Moment, etwas zu erkennen. Nur kurz, kaum wahrnehmbar, aber da war etwas. Sie blickte auf das Auge, aber das war falsch! An ihrer Schläfe blinkten kurz einige Dioden unter der Haut auf!
Sich immer wieder zum richtigen Blickwinkel zu ermahnen, ermüdete. Kira drehte die Klinge, während dem Alien Flüssigkeit und Blut aus dem Auge die Wange herab liefen. Mit einer leichten Hebelbewegung entfernte sie das Auge aus dem Kopf. Weder das Opfer noch die drei anderen Geiseln quittieren diese Folter mit irgendeiner wahrnehmbaren Reaktion.
»Was soll das?«, fragte Sequoyah, die Kiras ritualähnliche Vorgehensweise sichtlich nicht nachvollziehen konnte.
»Erschieß sie. Alle vier. Auf der Stelle. Ins Herz! JETZT!« Kira sprach das Todesurteil. Unausweichlich. Es gab keine andere Lösung.
Sequoyah zog eine leichte Handfeuerwaffe und schoss den Aliens jeweils zwei Kugeln in die Brust.
»Warum habe ich das getan?«, fragte Sequoyah und steckte die Waffe wieder weg.
»Du hast vier Mikrofone ausgeschaltet. Mehr nicht.« Kira kniete sich über die Leichen und rammte der Frau die Klinge kraftvoll in die leere Augenhöhle, verkeilte das Messer und brach den Schädel auf. Mit den Fingern in der Gehirnmasse versunken, fand sie schnell, was sie gesucht hatte.
»Hier. Die anderen Implantate findet ihr bestimmt selbst. « Kira warf Sequoyah ein blutiges elektronisches Bauteil zu. »Wir haben nicht mit ihnen gesprochen, sondern mit einer Person, die am anderen Ende der Leitung sitzt.«
»Wer?«
»Der oder die, die gleich am Wurmloch auftauchen werden.«
»Und wer waren diese armen Schweine?«, fragte einer der Männer.
»Auf der Titanic waren das die Kohlenschipper. Sie waren entbehrlich.«
»Titanic?«, hakte er nach. Nicht jeder kannte die Erdgeschichte des frühen Zwanzigsten Jahrhunderts.
»Nicht so wichtig«, sagte Sequoyah. »Und was tun wir jetzt?«
»Warten ... frag Proxima Control ...
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