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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Terminals beobachtete Kiribali sie beim Einchecken. Dann deutete er auf den Eingang zum Flugsteig. »Ich will keinen von Ihnen beiden noch einmal hier sehen. Falls Sie zurückkommen, werden die Kurden Sie wahrscheinlich umbringen. Und wenn nicht, werfe ich Sie beide ins Gefängnis. Für sehr lange.« Er knallte wie ein preußischer Offizier mit den Hacken, bedachte sie mit einem weiteren wütend-verächtlichen Blick - und weg war er.
    Rob und Christine passierten die Sicherheitskontrolle und gingen an Bord des Flugzeugs. Es rollte aus seiner Parkposition und startete. Rob ließ sich tiefer in seinen Sitz sinken. Sein ganzer Körper zitterte vor Schmerz und Adrenalin. Inzwischen konnte er es wirklich spüren: das Aufwallen der Emotionen, der Angst, die verbissene Wut. Es waren die gleichen Gefühle, die er nach dem Selbstmordattentat im Irak verspürt hatte. Er spannte die Kiefermuskeln an, entspannte sie wieder. Seine Lippe schmerzte noch immer, ein Zahn war abgebrochen. Er versuchte sich zu beruhigen. Sein Verstand arbeitete so fieberhaft, dass es fast wehtat. Seine Recherchen waren noch nicht abgeschlossen. Er war Journalist. Ein guter Journalist. Das war alles, was er war - aber er konnte es sich zunutze machen. Er musste sie kanalisieren, seine Wut, seine hilflose Wut, seine gekränkte Männlichkeit. Wenn sie glaubten, sie könnten ihn mit Pistolen und Messern verscheuchen, täuschten sie sich. Er würde zu seiner Story kommen. Er würde sich nicht vertreiben lassen. Aber erst einmal musste er sich beruhigen, obwohl ihm eher danach war, unkontrolliert loszubrüllen. Er schaute zu Christine hinüber.
    Und dann wandte sie sich zum ersten Mal, seit die Urne mit dem Baby zerbrochen war, direkt an ihn. Ruhig und ganz deutlich sagte sie: »Die Kanaaniter.«
    »Was?«
    »Das war, was die alten Kanaaniter getan haben. Sie haben ihre Kinder begraben. Lebendig.« Sie wandte sich ab und blickte wieder gerade nach vorn. »In Krügen.«

28
     
    Rob steckte sein Handy ein und nahm jetzt die nervtötende Hektik des Istanbuler Flughafens wahr. Er hatte gerade eine Stunde lang mit seiner Tochter telefoniert: eine glückliche, plaudernde, wehmütige, köstliche Stunde. Anschließend hatte er anstrengende zehn Minuten mit ihrer Mutter gesprochen. Wie sich herausstellte, wollte seine Exfrau seine Tochter Lizzie noch an diesem Tag für zwei Wochen aufs Land mitnehmen. Selbst wenn er noch in dieser Minute nach Hause flöge, würde er sie verpassen.
    Rob rieb sich die Müdigkeit aus dem Gesicht. Sie waren mitten in der Nacht angekommen und hatten auf den Flughafensitzen ein wenig unruhigen Schlaf gefunden. Entspannt hatte ihn das allerdings nicht. Was waren das für unglaubliche vierundzwanzig Stunden gewesen. Was für eine verrückte Kette von Ereignissen. Und was sollte er jetzt tun?
    »Na, tapferer Krieger!« Christine hielt zwei Dosen Cola light hoch. »So was kannst du doch jetzt sicher vertragen.«
    Dankbar nahm Rob seine Dose und öffnete sie; das eiskalte Cola brannte auf seiner aufgeplatzten Lippe.
    »Zu Hause alles okay, Robert?«
    »Ja …« Er beobachtete einen chinesischen Geschäftsmann, der ausgiebig in einen Abfalleimer rotzte. »Das heißt, nein. Nicht wirklich. Die üblichen Probleme …«
    »Ah.« Sie blickte gelassen durch die Transithalle. »Sieh dir das mal an. Alles so normal. Starbucks. McDonald’s … Man käme nie auf die Idee, dass wir um ein Haar entführt worden wären. Erst letzte Nacht.«
    Rob wusste, was sie meinte. Er seufzte und schaute gereizt auf den Bildschirm mit den Abflugzeiten. Bis zu ihrem Flug nach London waren es noch mehrere Stunden. Er hatte absolut keine Lust, hier die Zeit totzuschlagen. Aber wenn seine Tochter nicht zu Hause war, was sollte er dann in London? Was er wollte, war die Story zu Ende schreiben, seinen Auftrag erfüllen. Mit seinem Redakteur hatte er bereits gesprochen und ihm eine leicht bereinigte Version der jüngsten Ereignisse aufgetischt. Steve hatte zweimal geflucht und Rob dann gefragt, ob er sich einigermaßen sicher fühle. Rob hatte geantwortet, dass es ihm, trotz allem, gutgehe, woraufhin Steve zögernd einwilligte, dass Rob weitermachte, »solange es sich umgehen lässt, dass du eine Kugel in den Kopf kriegst«. Um Rob die Sache etwas zu erleichtern, hatte er ihm sogar versprochen, ihm mehr Geld auf sein Konto zu überweisen. Der Kompass zeigte also in eine ganz bestimmte Richtung. Nicht aufgeben. Nicht lockerlassen. Weitermachen. Den Artikel zu Ende

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