Genesis Secret
knabberte an einer Olive. »Nur die Frauen in Texas, sie haben unglaubliche Ärsche. Damit habe ich Probleme.«
Rob lachte. »Was haben Sie studiert?«
»Religionsanthropologie. Deshalb, Sie verstehen, kann ich Ihnen alles erklären, was Sie wissen wollen. Und dann können Sie nach Hause zurückkehren und allen sagen, dass wir keine … Satanisten sind. Sollen wir anfangen?«
Rob zog sein Notizbuch heraus, und er bestellte zwei Bier. Dann löcherte er Karwan eine Stunde lang mit Fragen. Das meiste, was er von ihm erfuhr, wusste er bereits von Isobel und seinen eigenen Recherchen: alles über die Ursprünge des Jesidismus und des Engelskults. Rob war ein wenig enttäuscht. Doch dann sagte Karwan etwas, das ihn aufhorchen ließ.
»Das Wissen über die Herkunft der Jesiden kommt aus dem Schwarzen Buch. Natürlich ist das Schwarze Buch inzwischen verschollen, aber die Geschichte wird von Generation zu Generation weitergegeben. Es sagt uns, dass wir eine andere … Blutlinie haben; es zeigt, dass wir anders sind als alle anderen Rassen.«
»Inwiefern?«
»Am besten lässt es sich vielleicht mit einem Mythos erklären, einem jesidischen Mythos. In einer unserer Schöpfungsgeschichten gibt es zweiundsiebzig Adams, einer vollkommener als der andere. Der zweiundsiebzigste Adam heiratete schließlich Eva. Und Adam und Eva legten ihre Samen in zwei Krüge.«
Robs Stift verharrte über seinem Notizbuch. »In zwei Krüge?«
Karwan nickte. »Ja, diese Krüge wurden neun Monate lang verschlossen. Als die Krüge danach wieder geöffnet wurden, war der Krug mit Evas Samen voller Insekten und abscheulicher Kreaturen, Schlangen und Skorpione. Doch als Adams Krug geöffnet wurde, war ein süßes kleines Kind darin, ein Junge.« Karwan lächelte. »Der Junge bekam den Namen Shahid ibn Jayar - >Sohn des Kruges<. Und diesen Namen tragen auch die Jesiden. Sie sehen also: Wir sind die Söhne des Kruges. Diese Kinder Adams waren die Vorfahren der Jesiden. Adam ist unser Großvater. Alle anderen Völker stammen von Eva ab.«
Rob schrieb seine Notizen zu Ende. Ein weißer UN-Chevrolet rollte über die Kreuzung vor dem Cafe.
Dann sagte Karwan ziemlich abrupt: »Okay. Das war’s! Jetzt muss ich gehen. Aber, Mister, die Jesiden im Zentrum, sie erzählen auch, Sie wollen nach Laiisch. Ist das richtig?«
»Ja. Das würde ich gern. Aber alle sagen, es ist gefährlich. Niemand will mich hinbringen. Ließe sich das vielleicht trotzdem arrangieren?«
Karwan lächelte. Er kaute auf einer Olive herum, spuckte den Kern in seine Hand und legte ihn auf den Rand des Aschenbechers. »Ich kann Sie hinbringen. Wir haben ein Fest. Es ist nicht so gefährlich.«
»Wann?«
»Morgen. Um fünf Uhr morgens. Ich hole Sie hier ab. Und hinterher bringe ich Sie wieder zurück. Und dann können Sie nach Hause fahren und in dieser berühmten Zeitung über uns schreiben.«
»Das ist ja großartig. Absolut phantastisch - shukranl«
»Gut.« Der junge Mann beugte sich vor und schüttelte Rob die Hand. »Morgen um fünf Uhr. Ich hole Sie ab. Deshalb müssen wir jetzt schlafen. Wiedersehen.« Damit stand er auf und entfernte sich in der drückenden Hitze die Straße hinunter.
Rob trank sein Bier aus. Er war bester Stimmung. Er war geradezu euphorisch. Jetzt kam er doch noch zu seiner Story. Der Erste, der die heilige Hauptstadt der Jesiden besuchte! Unser Mann für die Geheimkulte des Iraks. Fast rannte er ins Hotel zurück. Er rief Christine an und erzählte ihr aufgeregt von seiner unverhofften Begegnung; Sie hörte sich erfreut und besorgt zugleich an. Rob lag lächelnd auf dem Bett, während sie telefonierten: Bald würde er nach Hause zurückkehren und Lizzie und Christine wiedersehen - und hätte die Story im Kasten.
Am nächsten Morgen wartete Karwan, wie versprochen, vor dem Cafe auf Rob. Am Straßenrand stand ein alter Ford Pick-up: beladen mit Fladenbrot und Früchten in Plastiksäcken.
»Früchte für das Fest«, sagte Karwan. »Kommen Sie. Wir haben nicht viel Platz.«
Sie quetschten sich zu dritt in das Führerhaus des Pick-ups: Karwan, Rob und ein backenbärtiger älterer Mann. Anscheinend war der Fahrer Karwans Onkel. Rob schüttelte ihm die Hand, und Karwan sagte: »Er hat dieses Jahr erst drei Unfälle gehabt. Es dürfte also nichts passieren.«
Der Pick-up ratterte aus Dahuk in die Berge hinauf. Es war eine lange Fahrt, auf der er heftig durchgerüttelt wurde, aber das machte Rob nichts. Er stand kurz davor, die Recherchen für seinen
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