Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
schlechte Jahreszeit und
durch den schwierigen Weg hart mitgenommen war, erschien ihm Widerstand als
reine Narrheit. Man kann die Seele über ein Hindernis bringen, aber man kann
kein Hühnerauge über ein Hindernis bringen.
    Don Camillo verschob den
Angriff.
    Der Staub verflüchtigte sich.
Der Genosse Oregow, der mit gespreizten Beinen in der Mitte des Raumes stand,
erließ rasche, genaue Befehle.
    Gestelle und Seitenwände von
Lastwagen trafen ein, und ein langer Tisch wurde aufgeschlagen. Dann warf der
Magaziner eine Rolle Sackleinwand darüber, und der Tisch hatte ein Tischtuch.
    Der riesige Ofen begann Wärme
auszustrahlen. Weitere Laternen kamen an. Dann Tassen, Teller, Bestecke.
    Der Genosse Oregow richtete
seine Augen auf die Ecke, in die Peppone und seine Genossen verbannt worden
waren, und erfaßte blitzartig die Lage. Ein Befehl, und wenige Minuten später
kamen drei Mädchen mit Gläsern und Flaschen.
    Zwei Runden Wodka, und schon
war im Geiste der
    »Erkürten« der Glaube an den
Sieg der sozialistischen Sache wieder hergestellt. Eine Ausnahme machte der
Genosse Don Camillo, in dessen Geist der Wodka nur geheime Befürchtungen
wachrief.
    Auf Grund des wahrhaft
kommunistischen Hungers, den Peppone und seine Genossen im Leibe hatten,
heulten diese vor Freude und schwangen die Enterhaken, als eine große rauchende
Pfanne mit Kohl- und Kartoffelsuppe aufgetischt wurde. Und als er alle
gesättigt sah, verkündete der Genosse Oregow, mittels der Übersetzerin, sein
Bedauern wegen der leider nicht vermeidbaren Unannehmlichkeiten, die
vorgekommen waren.
    An jenem Tage wurde Don Camillo
vom Teufel geritten, und ohne einen Augenblick des Zögerns versicherte er:
    »Wir sind äußerst glücklich
über das Geschehene, weil es uns erlaubt hat, vom Genossen Oregow eine
staunenswert praktische Belehrung zu empfangen über das Verhalten eines
kommunistischen Führers. In meinem Dorf sagt ein altes Sprichwort: ›Das Auge
des Herrn mästet das Pferd.‹ Heute, im Zeitalter der Mechanisierung und der
sozialen Gleichheit, und weil das Pferd und der Herr erledigt sind, dürfen wir
sagen: Das Auge der Partei mästet den Genossen !«
    Dem Genossen Oregow gefiel der
Witz unglaublich, und das Prosit auf seine Gesundheit rührte ihn.
    Peppone trug als
kommunistischer Senator, Chef der Mission und Funktionär der Partei stets eine
große Ledermappe mit sich; sie war von wichtigen und persönlichen Akten
geschwollen.
    Während er aß, stellte er die
Mappe in aller Unschuld auf den Boden, zu seiner Linken, so daß Don Camillo sie
im geeigneten Augenblick öffnen konnte. Er sondierte den Inhalt und entdeckte
ganz am Grunde, unter den Papieren, eine Flasche Kognak und eine ausgewachsene
Salami.
    Peppone bemerkte erst, daß
etwas nicht stimmte, als die Genossin Nadia mit lauter Stimme verkündete, der
Genosse Oregow danke dem Genossen Senator von Herzen für das Geschenk, könne es
aber nur unter der Bedingung entgegennehmen, daß er es mit allen Gästen teile.
Das Geschenk bestand aus der Flasche Kognak und der Salami des Genossen
Peppone.
    »Genosse«, sagte Don Camillo zu
ihm, als er an seinen Platz zurückkehrte, »das war eine wunderbare Geste
deinerseits. Auch der Einfall, eine Runde Wodka für die Rubel zu spenden, die
dir von den zehntausend im Hotel gewechselten Lire verblieben, war eines
Kavaliers würdig .«
    Peppone starrte ihn mit Haß in
den Augen an.
    »Das ist nicht das Ende«, sagte
er halblaut. »Bis wir wieder nach Italien kommen, haben wir noch einen weiten
Weg .«
    Der Genosse Oregow saß am einen
Ende der langen Tafel. Zu seiner Rechten befanden sich der Präsident und der
Sekretär der Kolchose, zu seiner Linken war die Genossin Nadia Petrowna, und
zur Linken der Genossin Nadia klebte der Genosse Salvatore Capece, der den
Genossen Nanni Scamoggia übertölpelt hatte, indem er sich als Keil zwischen
diesen und das Mädchen trieb.
    Kognak und Salami wiesen höchst
bürgerliche, überholte Neigungen auf, indem sie an Ort und Stelle blieben, weil
sie für Oregow und seine Nachbarn eingenommen waren und allda ihre Tage
beschlossen.
    »Genossin«, rief in einem
bestimmten Augenblick der Genosse Salvatore Capece aus, und richtete seine
schmachtenden Augen auf das Weib, »ich könnte eine noch schönere Ansprache
schwingen als der Genosse Camillo Tarocci, wenn ich eine Gitarre hätte .«
    Die Genossin Nadia sprach mit
dem Präsidenten der Kolchose, und niemand schenkte dem Umstand Bedeutung, daß
der Kolchoser aufstand

Weitere Kostenlose Bücher