Gentlemen's Club
eine wegwerfende Handbewegung. »Nein, nicht wirklich. Der Job hat auch seine ernsthafte Seite wie jeder andere auch. Und natürlich werden wir dafür bezahlt. Aber er bringt Spaß und ist wirklich einzigartig.« Durch dicke dunkle Wimpern schaute sie mich an. »Im Grunde müssen Sie in diesem Job oft wie eine Ehefrau handeln. Das ist es, was sie sich alle von Herzen wünschen - eine Ehefrau.«
»Aber ich dachte, sie kommen zu uns, weil sie vor ihnen davonlaufen?«
»Das glauben sie, Darling, aber sie irren sich. Sie wollen nur eine Ehefrau mit einem Schwanz.«
Sie hob in theatralischem Vergnügen ihre Hände und die Augenbrauen, weil sie sich über ihre eigene Formulierung freute, und ich reagierte, wie sie es erwartete. Ich schaute sie ungläubig an und setzte zu einem schmutzigen Lachen an. »Was macht eine Ehefrau mit einem Schwanz?«
»Sie gibt ihnen alles, was sie wollen, und sie stellt keine Forderungen.« Sie legte eine Pause ein und betrachtete mich wie eine Lehrerin. »Und was sind die üblichen Aufgaben einer Ehefrau?«
Mir gefiel der Verlauf unserer Unterhaltung. Mimi hatte den ursprünglichen Ernst fallengelassen Vielleicht lag es auch daran, dass wir nicht im Club waren. In ihrem Haus war sie nur eine großartige Kollegin.
»Ihren Ehemann vögeln und den Haushalt führen?«
Mimi klatschte in die Hände, dann tätschelte sie triumphierend meine Wangen.
»Nun, du hast das nicht von mir gehört, aber diese Definition passt ganz gut. Oh, Suki Summers, ich glaube, Sie sind wie für den Club gemacht.«
»Langsam! Ich kann nicht sagen, dass ich das alles kann. Schauen Sie mich doch an. Ich bin ein bisschen schmuddelig. Viele Männer haben keinen zweiten Blick für mich übrig. Und ich habe keine Ahnung, wo ich beginnen soll, das zu ändern.«
»Sie brauchen nichts zu ändern, es sei denn, die Situation erfordert es. Und wenn das eintritt, werden Sie es merken, und Sie werden genau wissen, was Sie zu tun haben.« Ihre Stimme klang besänftigend, während meine immer schriller geworden war. »Diese Jungs wissen gar nicht, wie glücklich sie sich schätzen können. Begreifen Sie denn nicht, dass die Männer Sie umso heißer finden, wenn Sie Ihr Licht unter den Scheffel stellen? Wir würden keine raffinierte kleine Schlawinerin einstellen, sonst sind wir in kurzer Zeit nicht mehr im Geschäft. Wir brauchen Mädchen, die schön sind und zurückhaltend. Wir haben Sie genau zum richtigen Zeitpunkt gefunden. Ich wusste sofort, dass Sie diese unauslöschliche Qualität besitzen, und Sie werden mich nicht enttäuschen.«
Mimi streichelte wieder über meine Wange und zeigte mit dem Finger. Ich schaute aus dem Fenster auf die Straße unter uns. Ein Mann hastete aufs Haus zu; er trug einen weiten Filzhut und einen langen dunklen Mantel. Von hier oben konnte ich das Gesicht nicht sehen, aber der Mann hinkte.
»Wer ist das?«, fragte ich und wünschte, sie würde mich nicht die ganze Zeit anstarren.
»Wahrscheinlich Sir Simeon, der irgendwas Geschäftliches klären will«, sagte Mimi, ohne aus dem Fenster zu sehen. Leichte Falten bildeten sich auf ihrer Stirn, als wollte sie sich in unserem Gespräch nicht stören lassen. »Ich erkenne den Klang seines Gangs.«
In meiner Kehle spürte ich einen Kloß. Ich wusste immer noch nicht, ob ich unruhig oder erregt wurde, wenn ich Sir Simeons Namen hörte. »Er sieht besser aus als gestern.«
»Wie wir alle ist er ein Meister des Verstellens.«
»Wollen Sie ihm nicht die Tür öffnen?«
»Er hat seinen eigenen Schlüssel. Er lässt sich öfter mal sehen, um zu überprüfen, wie die Dinge laufen. Er stört uns nicht, wenn es um Kassenfragen geht. Das soll auch Ihre Sorge nicht sein, Summers«, sagte sie. Sie seufzte ein wenig ungeduldig und zog mich vom Fenster zum Badezimmer. »Und was Sir Simeon angeht, so halte ich es für besser, wenn Sie die unbedachte Beschreibung seines Sohnes für sich behalten, ja?«
»Ja, Mimi«, sagte ich gehorsam. »Aber nur noch eine Frage: Warum hat Sir Simeon sein Pferd auf diese Weise geritten, dass er sich das Bein gebrochen hat?«
»Es geschah kurz nach dem Tod seiner Frau. Merlins Mutter. Er war untröstlich. Und trotzdem hat der Unfall ihn wieder zu Verstand gebracht. Jetzt steckt mehr Leben in dem alten Knochen als in jedem anderen, den ich kenne.«
Sie schien für einen Moment abzuschalten, und ich hatte Gelegenheit, sie zu betrachten. Mimi sah wie eine Herzogin aus, oder wie eine Königin. Die Bienenkönigin sitzt in ihrem
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