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Gentlemen's Club

Gentlemen's Club

Titel: Gentlemen's Club
Autoren: Primula Bond
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perfekt«, sagte sie und schien kurzatmig zu sein. Sie trat fast wie überstürzt hinter ihren Schreibtisch zurück und begann, ihre Tasche zu packen.
    Ich probierte die Silberschuhe an und drehte ein paar kurze Runden in ihrem Büro, nur mit der Wäsche bekleidet, denn ich wollte das Kleid erst in letzter Minute anziehen.
    »Ich muss nach oben, weil ich mich auch noch umziehen will«, sagte sie. »Sie können sich den Weg in Ihre Wohnung sparen. Wir treffen uns in einer Stunde im Opernhaus.«
    »Ich freue mich darauf«, flüsterte ich und meinte es auch.

Sechzehntes Kapitel
    Es tat gut, wieder in einer herumwirbelnden, anonymen Menge zu sein. Es erinnerte mich an meine erste Ankunft in einer fremden Stadt. London kam mir sehr fremd vor, obwohl ich schon seit einigen Monaten zurück war. Es gab noch so vieles in der Welt zu entdecken. Aber eine innere Stimme riet mir, meine Reisepläne vorläufig aufzuschieben.
    Das zarte Kleid strich behutsam über meine Haut oder schmiegte sich an den Körper, als ich den Bus zum Piccadilly nahm. Ich hatte mir einen langen scharlachroten Mantel genommen, den ich im Büro gesehen hatte, denn ich brauchte etwas zum Warmhalten. Ich war sicher, dass es Mimis Mantel war. Wahrscheinlich würde ich Ärger erwarten dürfen, wenn sie hörte, dass ich mir einfach den Mantel ›ausgeliehen‹ hatte. Ich fasste die Falten zusammen und hastete ins Foyer des Opernhauses.
    Ich konnte Miss Sugar nirgendwo sehen. Ein paar Minuten lang ließ ich mich von der Menge drücken und schieben. Der Duft teurer Parfums waberte durch die Luft, und für einen Moment musste ich an Chrissie denken. Ich wüsste gern, was an diesem Abend auf Symes Hall geschah.
    Um mich von den Bildern von Merlin und Sir Simeon abzulenken, aber auch von Mimi und Jeremy und Chrissie und ihrem toyboy, auch von Miss Sugar beim Onanieren im Bürosessel, versuchte ich zu überlegen, was ich zu Chrissie sagen konnte, wenn sie nach London zurückkehrte. Inzwischen hatte ich begonnen, die Menge nach Miss Sugar abzusuchen. Ich erwartete, sie in ihrem langen grauen Mantel zu sehen.
    Die Glocke ertönte, mit der die Zuschauer aufgefordert wurden, ihre Plätze einzunehmen. Die Gänge leerten sich rasch, es war kaum noch jemand da, auch keine Miss Sugar. Ich erinnerte mich, am Telefon von einer Privatloge gehört zu haben. Ich folgte den Hinweisschildern zu den Logen, dann gingen auch schon die Lichter aus, und zwei Angestellte sahen mich stirnrunzelnd an, weil ich offenbar nicht wusste, wohin ich gehörte. Sie schleppten Champagner und Kanapees auf fahrbaren Tabletts heran.
    Alle Logentüren waren verschlossen. Nur eine noch nicht. Ich bewegte mich auf Zehenspitzen und blinzelte hinein. Ganz vorne in der Loge saßen mehrere Leute, die schon durch Operngläser auf die Bühne starrten. In einer Ecke ganz hinten in der Loge sah ich die Umrisse eines Mannes, der auf einem kleinen Schemel saß.
    »Geh schnell rein«, zischte eine Stimme hinter mir. Mir wurde mein Mantel von den Schultern geholt, dann wurde ich in die Loge geschoben. Jemand schloss die Tür. Wir waren in der warmen Dunkelheit der Loge wie versiegelt. Ein langer weißer Arm gab mir zu verstehen, dass ich folgen sollte, und ich wusste plötzlich, wer es war.
    Ich könnte mich an dieses Leben gewöhnen, dachte ich, als der erste Akt begann und mit Leben erfüllt wurde. Wir wurden mitgerissen von der Musik, von den Farben, von den vibrierenden Stimmen. Ab und zu lehnte sich Miss Sugar zu dem Mann hin und flüsterte ihm irgendwas zu. Einige Male zeigte sie auf mich, aber ich hielt den Blick stur auf die Bühne gerichtet, denn ich war entschlossen, die Unterhaltung auszukosten. Es war ihre Idee, die Opfer zu besuchen. Soll sie doch die Arbeit tun.
    »Dies ist meine Freundin Suki. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Johnny, dass sie Ihre Loge nun auch noch belegt, aber wie ich Ihnen schon gesagt habe, war sie ganz versessen auf diese Produktion«, sagte Miss Sugar dem Mann, als die Lichter zur Pause angingen. Um genau zu sein - sie schnurrte.
    Ich drehte mich um, und als ich das tat, schlang sie einen Arm um meinen Hals und zog mich über ihren Körper, um mich ihrem neuen Begleiter vorzustellen. Ich konzentrierte mich auf das warme Glühen einer neuen Herausforderung. Die Stimme hatte mich nicht getäuscht - er war noch sehr jung, eine verlockende Mischung aus frech und frivol. Nicht weit über zwanzig. Viel jünger als die Männer, die ich bisher getroffen hatte.
    Nun, er würde mir
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