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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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nach links und rechts und gelegentlich auch über die Schulter zurückblickte. Es war nicht Angst. Nicht bei Mac. Er war ein furchtloser Fighter, der es mit jedem Gegner aufnahm. Es sah eher aus wie ernsthafte Vorsicht, das Verhalten eines Ex-Knackis, der nicht wieder schnurstracks hinter Gittern landen wollte.
    Mac entschied sich für ein billiges Lokal mit dem alten Zunftzeichen der Friseure an der Fassade. Minimaler Aufwand für Innendekoration, noch weniger Augenmerk auf Sauberkeit – ich spürte, wie ich mit meinen Docs auf dem schmierigen Linoleum rutschte. Ich war immer für preiswertes Essen, aber dieser Laden hier brüllte es förmlich heraus: »Salmonellen zum Mitnehmen!«
    »Mac, bist du sicher, was diese Spelunke hier betrifft?«
    »Was?«
    »Ist ein bisschen derb hier, oder?«
    Er zog die Lippe nach unten. »Vielleicht wäre dir das Shandwick lieber.«
    Ich zog einen orangenen Plastikstuhl unter einem Tisch hervor und ließ die Krümelschicht auf den Boden rieseln.
    »Aye, setz dich«, sagte Mac.
    »Um was geht’s denn nun?«
    »Iss!«
    Die Kellnerin kam, eine Mittfünfzigerin mit versteinerter Miene. Kurz vor der Pensionierung und verdrießlich wie Herzeleid. Eine Visage ruinierter Gesichtszüge, der Lohn für ein Leben voller vergeblicher Mühen und Kämpfe.
    Ich bestellte zwei Eier auf Toast. Übergoss sie mit brauner Soße und Essig. Spülte das Ganze mit Kaffee runter. Hier drinnen schämte ich mich nicht, die Tasse mit dem Rest meines Whiskys aufzufüllen.
    »Säufst du das Zeug immer noch?«, meinte Mac.
    »Willst du mir jetzt eine Moralpredigt halten?«
    »Das Zeug wird dich noch umbringen!«
    Ich trank in großen Schlucken. »Das Problem mit der Welt ist, dass sie immer zwei Drinks zurückliegt!«
    »Bogart.«
    »Volltreffer.« Spürte, dass er aufgetaut war. »Hast du mir was zu sagen, Mac?«
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Beugte sich vor. Lehnte sich wieder zurück.
    Ich soufflierte: »Mac?«
    »Okay. Okay …« Er griff unter den Tisch und zog etwas von seinem Gürtel. »Ich möchte, dass du das hier hast.«
    Ich spürte, wie etwas mein Knie berührte. Als ich hinabblickte, sah ich eine Kanone, eine 9mm Browning, eine von der Sorte, wie sie Keanu Reeves in Matrix trägt. Das war bislang mein engster Kontakt mit so einem Ding. »Niemals!«
    Mac schüttelte den Kopf. »Gus, ich mach hier keinen Quatsch.«
    Ich erhob mich. »Vergiss es.«
    »Setz dich wieder hin!« Er klang jetzt sehr besonnen, fast schon ruhig. »Hör mir gut zu, Gus, dieser Besuch, den ich bekommen habe …«
    Ich fixierte ihn. »Schieß los.«
    »Ich habe eine Nachricht für dich.«
    Ich hatte einen eindeutig riskanten Boden betreten, das sah ich jetzt. Mein erster Gedanke galt Stalin. Der nächste Nadja. Der kleine Wichser hatte ihr einen Tipp gegeben, um seinen eigenen Arsch in Sicherheit zu bringen.
    »Dann lass mal hören.«
    »Es wird dir nicht gefallen.«
    Noch ein Gedanke schoss mir in den Kopf: der Würfel. »War das vielleicht ein stämmiger kleiner Scheißer, der Berkeley Menthols geraucht hat?«
    »Was? Nein. Auf gar keinen Fall, das war ein knallharter Schlägertyp, mit Brillis auf den Zähnen, das ganze Drum und Dran – Gus, das kommt von ganz oben. Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich nicht mit diesen Typen einlassen. Der Bullfrog hat gesprochen, und er will, dass du verschwindest. Aus der Stadt. Sofort!«
    »Unmöglich.« Ich musste über diesen Mord nachdenken.
    Mac schüttelte wieder den Kopf. Es ging mir langsam auf die Nerven. »Dachte ich mir schon, dass du das sagen würdest … Also, hier.« Er runzelte die Stirn, verzog seinen Mund zu einem angespannten Draht und drückte mir die Kanone wieder ans Bein.
    Ich musste wissen, was los war und in welchen Schlamassel genau ich mich da manövriert hatte. Ich stocherte in mehr als nur dem Mord an einem jungen Burschen herum, der sich ein paar Scherereien eingehandelt hatte.
    »Um was geht’s denn hier? Mir ist nicht klar, wie über Nacht aus Billy-Boy plötzlich Billy the Kid wird.«
    »Ich hab’s dir gesagt, Gus. Ich hab dich gewarnt. Hab ich dich nicht gewarnt? Von Anfang an hab ich dir’s gesagt – leg dich nicht mit dieser Bande an. Ende der Geschichte. Man legt sich nicht mit denen an. Die stecken hinter mehr Scheiße, als du dir erträumen kannst.«
    »Heiße ich vielleicht Horatio? ›Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als …‹ Ach, vergiss es.«
    »Was?«
    »Danke für den Tipp, Mac.«
    Ich stand auf, marschierte zur

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