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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Flaute in Zusammenhang brachte. »Du denkst doch nicht …?«
    »Gott, nein, Gus … Es ist diese Stadt. Die Trends ändern sich so schnell, ich kann da nicht mehr mithalten.«
    Ich leerte meine Tasse. Schenkte mir einen weiteren Whisky ein. Trank in großen Schlucken.
    »Was den Mord angeht – irgendwelche Ideen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich habe gehört, Billy hätte etwas gegen Zalinskas in der Hand gehabt.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Das ist es ja, ich tappe da genauso im Dunkeln wie du, obwohl …« Ich hatte meine Zweifel, ob es gut war, das preiszugeben, wusste jedoch, dass Mac ein guter Freund war; wenn ich ihm nicht vertrauen konnte, wem dann? »Am Abend vor seinem Tod gabs Stress zwischen den beiden.«
    »Echt?«
    »Wie es scheint, volle Kanone. Das hat den Mädels im Club Angst gemacht – Schlägertypen rannten herum und rissen Überwachungskameras heraus. Und vor ein paar Tagen habe ich gehört, dass Billy einen Minister mit Nutten versorgt.«
    »Sagst du, was ich denke, Gus?«
    »Falls das Zalinskas’ Geschäft ist, meinst du, Billy wurde ein bisschen zu habgierig?«
    »Die alte Geschichte.«
    »Hat seine Feder in die Firmentinte getaucht.«
    »Benny wird das nicht gefallen haben. Das sage ich dir gratis; dem Bullfrog wird das gar nicht gefallen haben.«
    Ich trank einen letzten Schluck aus meiner Tasse. »Du musst mir einen letzten Gefallen tun, Mac.«
    »Ich weiß nicht. Mir tut sowieso schon alles weh.«
    »Ich habe vor, bald etwas dagegen zu unternehmen.«

E s gab nur einen Weg, Antworten auf meine Fragen zu finden. Und schön würde das bestimmt nicht werden.
    Ich machte einen langen Spaziergang und versuchte mir über ein paar Dinge klar zu werden. Am Holyrood Park färbte sich der Himmel grau, mit Rot durchzogen. Das kleine Häuschen der Queen bot mir genau den freudlosen Beigeschmack, der zu meiner Stimmung passte. Die königliche Familie hielt früher Gericht auf der Burg die Straße hinauf. Der Legende nach zogen sie herunter in den Palace of Holyroodhouse, weil es weniger zugig war. Im Park befindet sich das Badehaus von Mary Stuart, der Königin von Schottland. Dort badete sie immer in Ziegenmilch und Weißwein. Wann immer ich dort vorbeikomme, erinnert es mich daran, dass die oberen Stände dieser Stadt schon immer als erste ihre Schnauzen in der Tränke hatten.
    Als ich die Straße zum Arthur’s Seat überquerte, saß ein Schwan auf dem Asphalt.
    »Zisch ab … na, mach schon, beweg dich«, sagte ich zu ihm. Ich ruderte mit den Armen herum, aber er nahm mich einfach nicht ernst. Stampfte mit dem Fuß in seine Richtung, sprang in die Luft. Schließlich befolgte er meinen dezenten Hinweis und watschelte davon.
    ›Saubere Arbeit, Gus‹, dachte ich. Und weit und breit kein gebrochener Arm in Sicht.
    Ich folgte dem Trampelpfad der Touristen, selbst an einem Tag wie heute, mit einem Wind, der scharf genug war, um Glas zu schneiden, waren sie in Scharen unterwegs. Wenn man sein Französisch, Deutsch oder Italienisch üben will oder gar sein Japanisch, dann ist das hier der richtige Ort. Alle Nationalitäten trotzten den Naturgewalten, um von weit oben einen Blick auf die Stadt zu werfen. Es kam mir nicht direkt wie eine gute Möglichkeit vor, seinen Urlaub zu verbringen, andererseits hatte dieser Ort gewisse Untertöne für mich.
    Oben angekommen, steckte ich mir eine Fluppe an. Diesmal ehrliche Benson & Hedges.
    Ich suchte die Skyline ab. Pickte Calton Hill heraus, das Parlament, den Schandfleck Dumbiedykes. Ich wusste, jeder dieser Ausblicke, von der Stelle hier, an der ich stand, konnte Billys letzter gewesen sein.
    Ich war nahe an der Stelle, wo er gestorben war.
    Ich spürte keine Gespenster. Vielleicht wurden sie von meinen eigenen Dämonen in Schach gehalten. Vielleicht war der Kampf um Aufmerksamkeit zu groß. Immerhin ist es der Ort, an dem man die Murder Dolls in ihren Puppensärgen gefunden hatte.
    Siebzehn winzige Gestalten in ihren Särgen. Unheimliche Artefakte. Zwei Schuljungs auf Kaninchenjagd hatten sie im Jahr 1836 gefunden. Zunächst gingen die Behörden davon aus, dass sie einem makabren Anhänger der Schwarzen Künste gehörten. Dann wies jemand darauf hin, dass die Grabräuber Burke und Hare exakt siebzehn Menschen ermordet hatten.
    Bis zum heutigen Tag sind die Murder Dolls eines der Geheimnisse der Stadt. Eines von vielen. Wenn man die Mile entlangschlendert und die Reiseführer der Gespenstertouren auf Kundenfang sieht, könnte man meinen, auf den Straßen würde

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