Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
Vom Netzwerk:
haben. Ich hätte auch Donna Lucretia töten müssen.
    Alphons : Und? nun?
    Rustighello : Dazu hatte ich keinen Befehl.
    Alphons : Rustighello! Gute Diener begreifen die Fürsten, indem sie ihnen die Mühe sparen, Alles zu sagen.
    Rustighello : Und dann hätte ich Eure Hoheit mit dem Papste zu entzweien gefürchtet.
    Alphons : Dummkopf!
    Rustighello : Das war eine kitzliche Sache, Herr, die Tochter des heiligen Vaters zu töten!
    Alphons : Nun, konntest du nicht, ohne sie zu töten, schreien, rufen, mich benachrichtigen, ihren Liebhaber an der Flucht verhindern?
    Rustighello : Ja, und morgen würde Eure Hoheit sich mit Donna Lucretia versöhnt haben, und übermorgen würde Donna Lucretia mich haben hängen lassen.
    Alphons : Genug. Du sagtest mir, es sei noch nichts verloren.
    Rustighello : Nein. Ihr seht ein Licht an diesem Fenster. Der Gennaro ist noch nicht abgereist. Sein Knecht, den die Herzogin bestochen hatte, ist jetzt von mir bestochen und hat mir Alles gesagt. In diesem Augenblick wartet er auf seinen Herrn hinter der Zitadelle mit zwei gesattelten Pferden. Der Gennaro wird sogleich ausgehen, um ihn aufzusuchen.
    Alphons : In dem Fall stellen wir uns hinter die Ecke seines Hauses. Es ist finstere Nacht. Wir töten ihn, wenn er vorbeigeht.
    Rustighello : Wie es Euch beliebt.
    Alphons : Dein Degen ist gut?
    Rustighello : Ja.
    Alphons : Du hast einen Dolch?
    Rustighello : Ein Italiener ohne Dolch und eine Italienerin ohne einen Geliebten sind zwei Dinge, die man nicht leicht unter der Sonne findet.
    Alphons : Gut, du wirst mit beiden Händen zustoßen.
    Rustighello : Herr Herzog, warum laßt Ihr ihn nicht ganz einfach verhaften und nach einem Ausspruch des Fiskals hängen?
    Alphons : Er ist ein Untertan von Venedig; das hieße der Republik den Krieg erklären. Nein. Ein Dolchstich kommt, man weiß nicht woher, und bringt Niemand in Verlegenheit. Gift taugt noch mehr, aber es hat nicht gewirkt.
    Rustighello : Wollt Ihr dann, Herr, daß ich vier Sbirren hole, um ihn abzutun, ohne daß Eure Hoheit die Mühe hat, sich hinein zu mengen?
    Alphons : Mein Lieber, der Herr Machiavell hat mir oft gesagt, daß in solchen Fällen die Fürsten am Besten selbst ihre Geschäfte besorgen.
    Rustighello : Herr, ich höre Jemand kommen.
    Alphons : Stellen wir uns da an die Mauer.
    Sie verbergen sich im Schatten unter dem Balkon.
    Maffio, festlich gekleidet, tritt auf: er kommt singend und klopft an die Tur von Gennaro.

Zweite Szene
    Don Alphons und Rustighello versteckt. Maffio, Gennaro
    Maffio : Gennaro!
    Die Tür öffnet sich, Gennaro tritt auf.
    Gennaro : Bist du es, Maffio? Willst du hereinkommen?
    Maffio : Nein. Ich habe dir nur zwei Worte zu sagen. Kommst du bestimmt nicht diesen Abend mit uns zu der Fürstin Negroni?
    Gennaro : ich bin nicht eingeladen.
    Maffio : Ich werde dich vorstellen.
    Gennaro : Ich habe noch einen ändern Grund; ich muß dir es sagen. Ich reise ab.
    Maffio : Wie, du gehst?
    Gennaro : In einer Viertelstunde.
    Maffio : Warum?
    Gennaro : Ich werde dir es zu Venedig sagen.
    Maffio : Liebeshändel.
    Gennaro : Ja, Liebeshändel.
    Maffio : Du handelst nicht recht gegen mich, Gennaro. Wir haben uns geschworen, uns nie zu verlassen, uns nie zu trennen, Brüder zu sein, und nun reisest du ohne mich ab.
    Gennaro : Komm mit mir!
    Maffio : Komm lieber mit mir! Es ist viel angenehmer, die Nacht bei Tische mit schönen Weibern und fröhliche Gästen hinzubringen, als auf der Landstraße zwischen Banditen und Abstürzen.
    Gennaro : Du trautest diesen Morgen deiner Fürstin Negroni nicht viel.
    Maffio : Ich habe mich erkundigt. Jeppo hatte Recht. Sie ist eine liebenswürdige, gut gelaunte Dame, welche Verse und Musik liebt, das ist Alles. Fort, komm mit mir!
    Gennaro : Ich kann nicht.
    Maffio : In tiefer Nacht abzureisen! Willst du dich ermorden lassen?
    Gennaro : Sei ruhig. Lebe wohl. Viel Vergnügen.
    Maffio : Bruder Gennaro, mir ahnt nichts Gutes von deiner Reise.
    Gennaro : Bruder Maffio. mir ahnt nichts Gutes von deinem Gastmahl.
    Maffio : Wenn dir irgend was zustieße, ohne daß ich zugegen wäre!
    Gennaro : Wer weiß, ob ich mir morgen nicht vorwerfe, dich diesen Abend verlassen zu haben?
    Maffio : Bestimmt, trennen wir uns nicht, ein jeder gibt dem Andern ein wenig nach. Komm diesen Abend mit mir zur Negroni, und morgen bei Tagesanbruch reisen wir zusammen ab. Soll das ein Wort sein?
    Gennaro : Ich muß dir den Grund meiner plötzlichen Abreise erzählen, Maffio. Du magst dann beurteilen, ob ich recht

Weitere Kostenlose Bücher