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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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Crosby zu erwürgen, wenn ich ihn eine Woche lang gehört habe.«
    »Hat sie etwas gekauft?«
    »Soweit ich mich erinnere, hat
sie mich gebeten, mir eine Münze anzusehen. Es handelte sich um einen Aureus,
und sie dachte, er wäre vielleicht etwas wert.«
    »Aureus.« Lynley bemühte sein
Schullatein. »Also aus Gold. War die Münze denn wertvoll?«
    »Nicht so wertvoll, wie man
annehmen könnte.«
    »Obwohl sie aus Gold war?«
Lynley hätte vermutet, dass allein das Gold sie kostbar machte. »Wollte sie sie
verkaufen?«
    »Sie wollte nur wissen,
welchen Wert sie besaß - und was für eine Münze es war, denn sie hatte keine
Ahnung davon. Sie hielt sie für ziemlich alt, und damit lag sie richtig. Sie
war tatsächlich alt. Ungefähr hundertfünfzig nach Christus.«
    »Also römisch. Hat sie Ihnen
gesagt, wie die Münze in ihren Besitz gelangt war?«
    Dugue bat darum, Jemimas Foto
noch einmal sehen zu dürfen, als könne dies sein Gedächtnis stimulieren.
Nachdem er es eine Weile betrachtet hatte, sagte er langsam: »Ich glaube, sie
hat gesagt, sie habe sie unter den Sachen ihres Vaters gefunden. Sie hat nichts
Genaueres erwähnt, aber ich hatte den Eindruck, dass er kurz zuvor gestorben
war und sie seinen Nachlass durchgesehen hatte, wie man es halt so macht, um
zu sehen, was man mit diesem und jenem noch anfangen kann.«
    »Haben Sie ihr angeboten, ihr
die Münze abzukaufen?«
    »Wie gesagt, abgesehen vom
Gold selbst war sie mir nicht wertvoll genug. Auf dem freien Markt hätte ich
dafür nicht viel bekommen. Sehen Sie... Moment, ich zeige Ihnen etwas.«
    Er trat an einen Schreibtisch
hinter dem Tresen und öffnete eine Schublade mit verschiedenen Büchern. Er fuhr
mit dem Finger über die Buchrücken, nahm ein Buch heraus und sagte: »Der
Aureus, den sie mitgebracht hatte, wurde unter der Herrschaft von Antoninus
Pius geprägt, der unmittelbar nach Hadrian zum Kaiser aufstieg. Schon mal von
ihm gehört?«
    »Einer der Fünf Guten Kaiser
oder Adoptivkaiser«, sagte Lynley.
    Dugue wirkte beeindruckt.
»Nicht unbedingt die Art Kenntnis, die ich bei einem Polizisten erwarten
würde.«
    »Ich habe Geschichte
studiert«, räumte Lynley ein. »In einem anderen Leben.«
    »Dann wissen Sie sicherlich
auch, dass die Zeit seiner Herrschaft ungewöhnlich war.«
    »Nur dass es eine Zeit des
Friedens war.«
    »Richtig. Als einer der Guten
war er nicht... Nun, sagen wir mal, er war nicht sexy. Oder zumindest aus
heutiger Sicht war er nicht sexy, nicht für Sammler. Er war intelligent,
gebildet, erfahren, ein Beschützer der Christen, nachsichtig gegenüber Verschwörern,
ist lieber in Rom geblieben und hat den Statthaltern viel Verantwortung
übertragen. Er hat seine Frau geliebt und seine Familie, sich um die Armen
gekümmert und die Wirtschaft gefördert.«
    »Mit einem Wort: langweilig -«
    »Im Vergleich zu Caligula oder
Nero, aber hallo«, sagte Dugue lächelnd. »Über ihn wurde nicht viel
geschrieben, deswegen messen die Sammler ihm keine große Bedeutung bei.«
    »Folglich sind seine Münzen
auf dem Markt weniger wert?«
    »Das und die Tatsache, dass
während seiner Herrschaft zweitausend unterschiedliche Münzen geprägt wurden.«
Dugue hatte gefunden, wonach er suchte, und drehte das Buch so, dass Lynley
einen Blick darauf werfen konnte.
    Auf der Seite waren die
Vorder- und Rückseite der fraglichen Münze abgebildet. Erstere zeigte eine
Büste des Kaisers im Profil und die Worte CAES und ANTONINUS, die seinen Kopf
einrahmten. Auf der Rückseite erkannte man eine Frau auf einem Thron. Dies sei
Concordia, erklärte Dugue. In der rechten Hand hielt sie eine Opferschale, und
zu ihren Füßen waren Füllhörner zu erkennen. Solche Bildnisse seien damals gang
und gäbe gewesen, führte der Münzhändler weiter aus, was er auch Jemima gesagt
habe. Er habe ihr erklärt, dass die Münze zwar ein relativ seltenes Exemplar
sei - »Normalerweise findet man Münzen aus weniger edlem Metall, weil sie in
wesentlich größerer Menge geprägt wurden als der Aureus« -, ihr Wert jedoch
vom Markt bestimmt werde. Und dieser hänge von der Nachfrage nach der Münze
unter den Händlern ab.
    »Von welcher Größenordnung
reden wir genau?«, fragte Lynley.
    »Sie meinen den Wert?« Dugue
überlegte und trommelte mit den Fingerspitzen auf die Ausstellungsvitrine. »Ich
würde sagen, zwischen fünfhundert und tausend Pfund. Falls jemand sich dafür
interessiert und falls dieser Jemand in einer Auktion gegen einen anderen Interessenten
bietet.

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