Georgette Heyer
hier bleiben sollte.
Ja, sie muß es sogar tun.»
«Du lieber
Gott, Gil, du mußt den Verstand verloren haben», explodierte George. «Kein
Grund, warum sie es nicht sollte? Was du nicht sagst! Wenn das alles ist, wozu
dein großartiges Nachdenken führt ...»
«Durchaus
kein Grund», sagte Mr. Ringwood. «Hat ihre Kammerfrau mitgebracht. Werde ein
Rollbett in meinem Zimmer aufstellen lassen. Und ich verbringe die Nacht in
deiner Wohnung.»
«Ich
glaube, daß sie das tun könnte», gab George widerwillig zu, «es löst aber das
Problem nicht. Zum Kuckuck, ist eine verdammt komplizierte Sache! Sie hat
leider keine Verwandten, zu denen sie gehen könnte, sonst würde ich sagen, sie
tat gut daran, Sherry zu verlassen. Aber sie kann nicht allein leben. Das wißt
ihr. Wenn ihre Schwiegermutter keine so verflucht unangenehme Person wäre –
Kätzchen, sind Sie davon überzeugt, daß es Ihnen unmöglich ist, nach
Sheringham Place zu gehen? Ich will damit sagen – natürlich ist Sherry ein
Scheusal, es Ihnen in dieser Form zu sagen, und ich kann nicht verstehen, was
er sich in den Kopf gesetzt hat. Aber es ist nun einmal Sache Ihrer
Schwiegermutter, ein Auge auf Sie zu haben, nur ...»
«Nein,
nein, George, bitte verlangen Sie von mir nicht, daß ich dorthin gehe!» bat
Hero. «Ich habe mich entschlossen, Erzieherin zu werden, genauso, wie es meine
Cousine Jane schon immer wollte. Aber ich weiß nicht, wie ich es
bewerkstelligen soll, und deshalb kam ich zu Gil, denn da er mich
unterrichtete, wie ich meinen Phaeton fahren soll, dachte ich, er würde auch
das wissen.»
«Weißt du
es denn, Gil?» erkundigte sich Ferdy und sah Mr. Ring wood mit beginnendem
Respekt an.
«Nein»,
erwiderte Mr. Ringwood.
«Dachte
auch nicht, daß du es weißt», sagte Ferdy. «Sag dir etwas: frag meine Mutter!
Die weiß es bestimmt!»
«Sie wird
keinesfalls Erzieherin werden», sagte Mr. Ringwood kurz. «Ich sagte euch doch,
daß ich nachgedacht habe. Hört also, ich habe eine Idee.»
George, der
die Sache überlegt hatte, sagte plötzlich: «Alles gut und schön, aber sie kann
Sherry nicht in dieser Art und Weise verlassen. Zum Teufel, das ist unmöglich!»
«Nein,
durchaus nicht», erwiderte Mr. Ringwood mit unerschütterlicher Ruhe. «War das
beste, was sie tun konnte. Werde sie zu meiner Großmutter bringen, kann bei ihr
wohnen.»
«Bei
Jupiter!» rief Ferdy äußerst betroffen. «Verteufelt gute Idee von dir, Gil.
Sofern sie nämlich nicht tot ist!»
«Natürlich
ist sie nicht tot», sagte Mr. Ringwood mit einem Anflug von Ungeduld. «Wie
könnte ich das Kätzchen bei ihr unterbringen, wenn sie tot wäre?»
«Das habe ich
eben wissen wollen», gestand Ferdy. «Dachte, sie wäre tot. Dachte, du seist bei
ihrer Beisetzung gewesen?»
«Wenn du
nicht so hirnrissig wärest, dann wüßtest du, daß das meine andere Großmutter
war», sagte Mr. Ringwood aufs äußerste erbittert. «Ich sprach von meiner
mütterlichen Großmutter, von Lady Saltash.»
Ferdy
starrte ihn an. «Habe vergessen, daß sie auch deine Großmutter ist. Weißt du,
Gil, was ich denke?»
«Nein. Und
ich will es auch gar nicht wissen.»
«Kein
Grund, um die Laune zu verlieren, lieber alter Junge. Wollte bloß sagen, hätte
selbst keine bessere Idee haben können. Sehr amüsante alte Dame, deine
Großmutter. Möchte sogar behaupten, daß sie und das Kätzchen sich ausgezeichnet
verstehen werden.»
«Oh,
glauben Sie wirklich, daß sie so freundlich wäre, mich zu unterrichten, damit
ich mich wie eine richtige Dame benehme?» fragte Hero begierig.
«Wäre nicht
im geringsten überrascht», erwiderte Mr. Ringwood. «Habe nie eine alte Dame
kennengelernt, die so gut Bescheid gewußt hätte wie meine Großmutter.»
Angst
überfiel Hero, sie sagte: «Aber vielleicht will sie gar nicht, daß ich bei ihr
wohne, Gil.»
«Doch, sie
wird wollen. Wird es sogar sehr gerne tun. Glaube, Sie könnten ihr auch sehr
nützlich sein. Besitzt einen Mops. Häßliches übelriechendes kleines Scheusal.
Biß mir einmal ein Stück Fleisch aus dein Bein. Sie könnten ihn
spazierenführen. Er braucht Bewegung. Wenigstens hat
er sie damals gebraucht, als ich ihn zuletzt sah. Natürlich kann er jetzt schon
tot sein. Ganz gut, wenn es so wäre.»
Ferdy, der
aufmerksam zugehört hatte, warf an dieser Stelle ein: «Kann das nicht einsehen,
Gil, alter Knabe. Nein, durchaus nicht. Es versteht sich von selbst, daß das
Kätzchen den Hund nicht spazierenführen kann, wenn er tot ist. Hat also
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