Georgette Heyer
hätten.»
«Im
Gegenteil, Madam, ich hätte es in seiner Gesellschaft durchaus nicht amüsanter,
denn vor allem verabscheue ich einen Mann, der schlechter Laune ist», sagte
Miss Milborne beißend.
«Nimm dich
in acht», erwiderte der Viscount. «Wenn du mich böse machst, will ich verdammt
sein, wenn ich dich am Abend auf den Ball begleite.»
«Du lieber
Himmel, hast du wirklich die Absicht, das zu tun?» sagte Miss Milborne. «Ich
kann dir versichern, ich hatte nicht die geringste Hoffnung, daß du bereit
sein könntest, auf den Ball zu gehen.»
«Nun also,
ich bin bereit. Außerdem habe ich den Subskriptionsbeitrag bereits erlegt und
gleichzeitig zwei Damenkarten erhalten, so daß du und meine Mutter heute abend
hingehen könnt, falls ihr Lust habt», sagte Seine Lordschaft gnädig.
«Ich muß
gestehen, Anthony, das war ein schöner Zug von dir», sagte seine Mutter
anerkennend.
«Ich möchte
meine Frau sehen», erwiderte Seine Lordschaft. «Denn ich kann voraussagen, was
sich abspielen würde, wenn ich am Camden Place neuerlich Besuch mache.»
«Sie wird
bestimmt nicht auf dem Ball sein», rief Lady Sheringham. «Soviel
Unverschämtheit würde sie denn doch nicht besitzen!»
«Ich sehe keinen
Grund, warum sie nicht überall hingehen sollte, wohin es ihr beliebt»,
erwiderte Sherry aufgebracht. «Und da sie ihren Namen für ein Menuett mit einem
Burschen namens Tarleton eingetragen und den ersten Kotillon George
versprochen hat, nehme ich an, daß sie bestimmt dort sein wird.»
Es stellte
sich tatsächlich heraus, daß er recht behielt. Sherrys eifersüchtige Blicke in
der Trinkhalle schienen zu beweisen, daß der Rat der Lady Saltash gut gewesen
war. Heros Herz hatte so lange wild geschlagen, bis sie sich erinnerte, diesen
Blick schon einmal gesehen zu haben, als sie George geküßt hatte, und er damals
weiter nichts als einen neiderfüllten Charakter bewies. Hin- und hergerissen
zwischen der Freude, ihn wiederzusehen, dem Schmerz, daß er in Bellas Gefolge
nach Bath gekommen war, der Hoffnung, daß er sich sehnen könnte, seine Frau
zurückzuerobern, und der Angst, daß es nicht der Fall sein könnte, wußte sie
nicht mehr, was sie sich denken sollte. Auf den Ball zu gehen, um vielleicht
mitansehen zu müssen, wie Sherry sich um Bella bemühte, konnte ihr nur Kummer
bereiten; nicht hinzugehen und sich auf diese Art seines geliebten Anblicks zu
berauben, war undenkbar; und zu all dem gesellte sich der ihrem Stolz
entsprungene Wunsch, ihr Elend vor ihm zu verbergen, ja ihn sogar annehmen zu
lassen, daß sie ohne ihn sehr gut lebte. So hatte sie Mr. Tarleton gestattet,
ihren Namen für das Menuett einzutragen, und hatte versprochen, den ersten
Kotillon mit George, den zweiten mit Ferdy zu tanzen. Mr. Tarleton war außerdem
das Vorrecht gewährt worden, sie zum Tee führen zu dürfen. Wegen des
Reigentanzes hatte sie noch keine Entscheidung getroffen. Sherry tanzte ihn
niemals, weil er erklärte, daß er gräßlich langweilig sei, sollte er
aber seine Gewohnheit brechen und sie dennoch um diesen Tanz bitten, dann würde
sie kaum die Kraft aufbringen, ihm einen Korb zu geben.
Da
diejenigen, die das Menuett zu tanzen beabsichtigten, verpflichtet waren, nicht
später als um acht Uhr im Ballsaal zu erscheinen, begab sich die Gesellschaft
der Lady Saltash bedeutend früher in die Festsäle als die der Lady Sheringham.
Das Menuett hatte bereits begonnen, als Sherry seine Damen in den Saal führte
und seine Mutter auf einer Bank in der oberen Reihe unterbrachte. Hero, die die
Tanzfiguren sehr anmutig ausführte, konnte nicht umhin, darüber nachzudenken,
daß es für die Unvergleichliche etwas höchst Ungewöhnliches war, wie ein Mauerblümchen
am Rande des Saales sitzen zu müssen, während andere, weit weniger blendende
Mädchen auf dem Parkett tanzten. Gleich darauf schalt sie sich wegen ihrer
bösartigen Gedanken und gestand sich ein, daß die Unvergleichliche nur deshalb
sitzengeblieben war, weil sie keine Zeit gehabt hatte, ihren Namen für das
Menuett eintragen zu lassen. Sie sah auch an diesem Abend in einer Wolke
grünlichgelber Gaze blendend aus, ihr rostbraunes Haar war ausgezeichnet
geschnitten und gelockt und ihre Haut fast unwahrscheinlich weiß. Während Hero
sie betrachtete, sah Isabella mutwillig lächelnd zu Sherry auf, der sich neben
ihren Sessel gestellt hatte. Eine gewisse Vertraulichkeit, die in diesem
Lächeln lag, und etwas in der Art, wie sich Sherry ihr zuneigte, um zu hören,
was sie
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