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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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ihm sagte, traf Hero mitten ins Herz. Er lächelte ebenfalls, nickte
zustimmend und machte eine Bemerkung, die Miss Milborne hellauf lachen lief?,
obwohl sie einen Finger rügend erhob. Gleich darauf wurde Hero durch eine
Tanzfigur gezwungen, ihnen den Rücken zu kehren, und von da an bemühte sie
sich, nicht mehr in ihre Richtung zu schauen. Statt dessen ließ sie sich in
einen mutwilligen Flirt mit Mr. Tarleton ein.
    Das entging
wieder Sherry nicht, der, kaum daß er ihren Partner erkannte, aller Logik bar,
erklärte, er hätte es sich denken können, daß sich dieser Bursche als Mr.
Tarleton entpuppen würde.
    Nach
Beendigung des Menuetts, während sich die Paare noch langsam vom Parkett
wegbegaben, trat ein junger Mann auf Hero zu und bat sie um den ersten
Reigentanz. Sie akzeptierte, die Tänzer nahmen ihre Plätze ein, und als sich
der Viscount endlich durch den Saal hindurchgeschlängelt hatte und seine Frau
erreichte, führte sie ihr neuer Tänzer bereits in das Carrée. Sherry war so
verärgert, daß er schnurstracks zu Isabella zurückeilte, sie nur den Bruchteil
einer Sekunde vor Sir Montagu Revesby erreichte und wütend sagte: «Komm,
Bella, tanz mit mir! Ich will verdammt sein, wenn ich meinem kleinen
Unglückswurm die Genugtuung bereite, mich die Wand zieren zu sehen, wie George
es zu tun pflegt.»
    «Du tanzt
doch nie einen Reigentanz», erinnerte ihn Isabella.
    «Diesen
werde ich tanzen, auch wenn es mich umbringt!» schwor Seine Lordschaft.
    Heros
Carrée war bereits zusammengestellt worden, daher sah er sich gezwungen, ein
zweites Carée zu suchen. Das hatte er allerdings nicht beabsichtigt, aber Miss
Milborne konnte dem Schicksal nur dankbar sein, denn der Aussicht, mit einem
Kavalier zu tanzen, der darauf versessen war, Aug und Ohr einer andern Dame
desselben Carrées auf sich zu ziehen, hätte sie nur mit einigem Unbehagen
entgegenzusehen vermocht.
    Hero sah
natürlich, wie Seine Lordschaft Miss Milborne zum Tanze führte, und es schien
ihr sogleich, als wäre der Becher jetzt voll. Am liebsten wäre sie aus dem
Ballsaal gestürzt, um sich einem herzhaften Tränenstrom hinzugeben, da das aber
unmöglich war, zwang sie sich zu einer übertriebenen Lebhaftigkeit, sie lachte
und plauderte und erweckte ganz den Anschein einer jungen Dame, die sich
blendend unterhielt. Der Viscount, dem dieses gefühllose Betragen nicht
entging, ahmte es unverzüglich nach; und da Miss Milborne gerade Lord Wrothams
auffallende Erscheinung unter der Türe sah, zögerte sie nicht, ihren
Jugendfreund zu ermuntern, mit ihr zu flirten, soviel er nur wollte. Da seine
enorm witzigen Einfälle durch Bemerkungen, die er mit wütend unterdrückter Stimme
über das schamlose Betragen seiner Frau machte, abgelöst wurden, geriet
Isabella durchaus nicht in Gefahr, den Wert seiner an ihre Adresse gerichteten
Komplimente zu überschätzen.
    Wie auch
die Absichten des Viscount bei Beendigung des Tanzes gewesen sein mochten,
wurden sie dadurch zunichte, daß Mr. Guynette, der Zeremonienmeister, ihn
überfiel. Mr. Guynette, der gewöhnt war, mit widerspenstigen jungen Herren
umzugehen, hatte ihn, ehe sein Opfer wußte, wie ihm geschah, dem häßlichsten
Mädchen im Saale vorgestellt, ein Umstand, der Seiner Lordschaft hätte
klarmachen sollen, wie unklug es ist, zu verabsäumen, seinen Namen in das
Subskriptionsbuch des Zeremonienmeisters eintragen zu lassen. Das Gebot der
Höflichkeit zwang Sherry, die häßliche junge Dame zu einem Tanz zu engagieren,
und da sie nicht zögerte, seine Aufforderung zu akzeptieren, sah er sich zu
einer weiteren halben Stunde Fegefeuer verurteilt. Hierauf folgte der erste
Kotillon, den Hero mit George tanzte, worauf sich alles in den Teesalon begab.
Isabella hatte zu diesem Zeitpunkt bereits den üblichen Hofstaat um sich
versammelt, dessen prominentestes Mitglied offenbar Sir Montagu war; Hero und
Mr. Tarleton saßen bereits an einem kleinen Tisch, an dem kein Platz frei war,
als es dem Viscount endlich gelang, sich in den überfüllten Teesalon
durchzukämpfen; am Ende war Seine Lordschaft gezwungen, sich einigen Gentlemen
am Büfett anzuschließen, die ebenfalls keine Partnerinnen hatten. Hier traf er
Lord Wrotham, dessen Miene wie üblich einer Gewitterwolke glich; Sherrys
Geisteszustand war aber so beschaffen, daß er völlig vergaß, sich von Wrotham
unter den ungünstigsten Bedingungen getrennt zu haben, und ihn dankbar als
gleichgestimmte Seele begrüßte.
    «Was für
ein abscheulich

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