Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
Vom Netzwerk:
sonst jemandem dieses
betrübliche Antlitz zeigen wolle.
    «Oh, Madam,
glauben Sie, daß er heute vormittag kommen wird?» fragte Hero. «Ich bin
überzeugt, er denkt nur an Isabella! Als ich sah, daß er mit ihr den Reigentanz
tanzte – Sherry einen Reigentanz! –, glaubte ich umsinken zu müssen!»
    Mylady
lachte. «Sag mir, bitte, was soll ein Mann von Geist denn sonst tun, da du so
skandalös mit dem jungen Mann geflirtet hast, der kaum den Kinderschuhen
entwachsen ist? Du dummes Mädel! Die Sache steht doch exzellent! Sheringham
ließ dich die ganze Zeit, die er im Ballsaal war, keine Sekunde aus den
Augen!»
    Heros
Lippen bebten. «Und während wir Tee tranken, ging er einfach weg. Ich dachte –
ich glaubte, er würde vielleicht nach dem Tee zu mir kommen, um mit mir zu
tanzen, aber – aber ...»
    «Na hör
einmal! Und dich vielleicht auch noch entführen? Von einem Ball in Bath!
Unerhört!»
    Hero
lächelte schwach. «Ich glaube nicht, daß ihm das etwas ausmachen würde. Es
wäre genau das, was Sherry tun würde, wenn ihm etwas daran läge. Er wollte eben
nicht. Wenn – wenn er heute vormittag hierherkäme, Madam, würden Sie dann
vielleicht so gütig sein, ihn zu empfangen und – und, wenn es Ihnen möglich
ist, ausfindig machen, wie seine Gefühle für mich in Wirklichkeit sind?»
    «Beruhige
dich, meine Liebe: ich werde ihn empfangen», versprach Lady Saltash.
    Mylady sah
sich aber nicht in der Lage, ihn zu empfangen. Denn er erschien an diesem
Vormittag gar nicht auf dem Camden Place, weil Mr. Ringwood mit der Nachtpost
in Bath eingetroffen war.
    Die
Postkutsche war pünktlich gewesen und hatte ihn einige Minuten nach zehn Uhr
vor dem White Hart abgesetzt, wo er Lord Wrotham beim Frühstück antraf. Er
beteiligte sich an dieser Mahlzeit, nachdem er sich rasiert und seine
Reisekleidung gewechselt hatte; dann hörte er sich den etwas zusammenhanglosen
Bericht Seiner Lordschaft über die verwickelte Lage, die scheinbar stündlich
komplizierter wurde, in gelassenem Schweigen an. Ein beträchtlicher Teil von
Georges Bericht befaßte sich natürlich mit dem Verhalten der Unvergleichlichen,
aber Mr. Ringwood achtete recht wenig darauf. Nachdem er George bis zu Ende
angehört hatte, sagte er stöhnend:
    «Eine Horde
von Dummköpfen!»
    «Wer?»
fragte George.
    «Du und
Sherry und Ferdy», erwiderte Mr. Ringwood. «Hölle und Teufel, ich glaube fast,
daß Ferdy nicht der ärgste unter euch ist. Da, sieh dir das an!» Er reichte ihm
Mr. Fakenhams Brief, den George mit wachsendem Erstaunen durchlas. «Muß
angesäuselt gewesen sein», bemerkte er. «Wer soll denn dieser Bursche sein,
von dem er glaubt, er sei die Triebfeder von Sherrys Reise nach Bath? Das ist
doch der reine Blödsinn! Ich weiß nicht, warum er herkam, aber dahinter steckt
doch keine Verschwörung. Und was, zum Teufel, hat Duke damit zu tun?»
    «Gott, ich
weiß es auch nicht», sagte Mr. Ringwood zornig. «Du wirst doch nicht glauben,
daß ich meine Zeit damit vergeude, ihn um den Namen eines Burschen zu fragen,
der mich durchaus nicht interessiert.»
    «Nein. Aber
ich würde viel darum geben, wenn ich wüßte, warum Ferdy annimmt, daß jemand dahintersteckt»,
sagte George und sann diesem Problem nach. «Hat mir gegenüber kein Wort
erwähnt. Könnte doch nicht etwa Revesby sein, oder? Kann mir aber nicht denken,
daß Ferdy, wenn er ihn meint, seinen Namen vergißt. Werde ihn fragen.»
    «Du kannst
tun, was du willst. Ich werde jetzt Sherry besuchen», sagte Mr. Ringwood. «Wo
wohnt er?»
    «Im Royal
Crescent. Aber ich warne dich, Gil, er ist in einer teuflischen Laune!»
    «Es besteht
nicht der geringste Grund, mich zu warnen», sagte Mr. Ringwood. «Da du in fünf
Jahren nicht imstande warst, mich zu einem Duell zu
fordern, ist es höchst unwahrscheinlich, daß es Sherry gelingt.» Hierauf zog er
seine hessischen Stulpenstiefel an, die sein Diener liebevoll mit einer
spanischen Hochglanzcreme behandelt hatte, schlüpfte in seinen Tuchrock,
klemmte seinen Malakkastock unter den Arm und begab sich ins Royal Crescent.
    Er traf
Sherry, als dieser eben im Begriffe war, das Haus zu verlassen, um am Camden
Place einen Vormittagsbesuch zu machen; bei seinem Anblick gab Sherry seine
ursprüngliche Absicht auf und stürzte sich mit einem Laut auf Gil, der sich
wenig von dem Grollen eines wütenden Tigers unterschied.
    «Gerade der
Mann, den ich vor allen zu sehen wünsche», rief Sherry drohend. «Du hast mir
höllisch viel zu erklären, das kann

Weitere Kostenlose Bücher