Georgette Heyer
würde.
Das junge
Paar verbrachte den Rest des Tages mit der angenehmen Beschäftigung, Möbel
auszusuchen. Sie durchwanderten verschiedene Möbelhäuser, in welchen ihnen
beflissene Verkäufer zu Diensten standen; nachdem sie sich vergnügt über die
rivalisierenden Vorzüge von Hepplewhite
und Sheraton gezankt hatten und einer den Geschmack des andern bezüglich der
Vorhänge laut mißbilligt hatte, legten sie den Grundstock zu ihrem künftigen
Heim, indem sie nebst einer Garnitur vergoldeter Stühle, die mit strohfarbenem
Satin gepolstert waren, einen Sektkühler, einen Sekretär, einen Kristallüster
und einen Rasierstehspiegel erstanden, der zufällig genau das war, was Sherry
seit Monaten gefehlt hatte.
Es war
natürlich unmöglich, nach einem so erschöpfenden Tag noch einen Brief an die
Gräfinwitwe zu schreiben, und so begleitete Sherry seine junge Frau in die
Vauxhall Gardens, um dort den Abend zu verbringen. Sie tanzten, sie soupierten
in einer der Logen papierdünne Schinkenscheibchen, sie tranken Arrakpunsch und
sahen sich ein Feuerwerk an. Hero genoß jeden einzelnen Moment, und da sie
keine Einwendungen erhob, wenn Sherry die hübschesten der anwesenden Damen
durch sein Monokel betrachtete, sondern glücklich war, mit ihm entweder tanzen
oder umherschlendern zu können – je nachdem, was er gerade vorzog –, machte er
ihr die große Freude, zu erklären, er habe immer gewußt, daß sie ausgezeichnet
miteinander auskommen würden.
Am
folgenden Tag erschien Mr. Stoke mit einer Liste von Häusern, die derzeit im
vornehmsten Stadtviertel verfügbar waren. Er hatte auch eine Vermählungsanzeige
skizziert, die in der Morning Post erscheinen sollte. Der Viscount gab
gnädigst die Erlaubnis, sie sofort einzusenden. Hierauf bestieg die ganze
Gesellschaft eine Droschke, um das erste Haus auf der Liste von Mr. Stoke zu
besichtigen. Da es viel zu groß war, wurde es sofort abgelehnt; das zweite in
der Curzon Street hatte im Salon einen so häßlichen Kamin, daß Hero gegen das
Haus eine unüberwindliche Abneigung empfand; beim dritten entdeckte man, daß
es sich nur zwei Schritte von dem Wohnsitz einer Familie befand, über die sich
der Viscount nur mit konzentriertestem Widerwillen äußerte; und ein viertes
hatte eine so erbärmliche Stiege, daß es überflüssig gewesen wäre, weiter als
bis in die schmale Halle vorzudringen. Jetzt begannen aber diese häuslichen
Angelegenheiten den Viscount dermaßen zu langweilen, daß er erklärte, Hero und
Mr. Stoke verlassen zu wollen, die diese Angelegenheit gemeinsam erledigen
sollten. Er ließ sich jedoch herbei, sie noch zu einem weiteren Haus zu
begleiten, das sich in der Half Moon Street befand. Durch den größten Glückszufall
erwies es sich als genau das, was er sich die ganze Zeit über vorgestellt
hatte. Hero war ebenso begeistert wie er, obwohl Mr. Stoke, der den Rang seines
Klienten in Betracht zog, einwendete, daß der Salon nicht elegant genug sei und
die Schlafzimmer unzulänglich wären. Seine Einwendungen wurden jedoch
überstimmt. Hero plante bereits die Einrichtung des Salons; dann einigte sie
sich mit Sherry, daß er das Speisezimmer an der Rückfront als Bibliothek
erhalten solle und das Vorderzimmer des zweiten Stockwerks als Schlafzimmer.
Sich selbst teilte sie das Zimmer hinter dem Salon als Schlafzimmer zu. Als Mr.
Stoke sie darauf aufmerksam machte, daß sie ein Ankleidezimmer benötigen werde,
erwiderte sie schlicht, daß sie bisher keines besessen habe und auch nicht
wüßte, was sie damit anfangen solle. Natürlich fanden weder sie noch Sherry es
nötig, bis in die Mansardenzimmer oder die Küchenräumlichkeiten des Souterrains
vorzudringen: sie nahmen an, daß sie wie alle andern Mansarden und Küchenräume
aussehen würden, und außerdem konnte man es ruhig Bootle überlassen, diese
Dinge zu ordnen. Von weit größerer Wichtigkeit war die Ausgestaltung der
Empfangsräume und der Halle. Sherry überlegte auch, wieviel Personal sie
benötigen würden, um die Haushaltführung in der klaglosesten Weise zu
gewährleisten. Er vermochte aber keinen positiven Vorschlag zu machen und
erklärte lediglich, daß er keinen Butler wünsche wie den alten Romsey, der nur
Wasser in den Wein gießen würde, und daß er nicht die blasseste Ahnung habe, wieviel
Zofen man für ein Haus dieser Größe gewöhnlich engagiere. Schließlich erklärte
er, man solle auch das Stoke überlassen. Mr. Stoke, der vorausgesehen hatte,
daß es so kommen würde, begann
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