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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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ein Bettelmädchen, und dann
schenkte er ihr alles, was sie sich wünschte.»
    «Klingt wie
ein richtiger Blödsinn», sagte ihr skeptischer Gatte. «übrigens, was hat
dieser Bursche denn mit uns zu tun?»
    «Ich mußte
deinetwegen an ihn denken», sagte Hero und lächelte ein wenig verschwommen.
    «Unsinn!»
sagte Sherry angewidert. «Habe noch nie im Leben etwas so Törichtes gehört.
Kätzchen, wenn du dich nicht zusammennimmst, werden die Leute von dir
behaupten, daß du ein Bücherwurm bist!»
    Hero
versprach, sich vor diesem Stigma zu hüten, und nachdem Sherry sich mit dem
recht leidlichen Burgunder des Hotelkellers etwas gestärkt hatte, ließ er sich
nieder, um seiner Mutter einen reichlich verspäteten Brief zu schreiben.
    Nachdem
Hero gemeinsam mit Ferdy einen zweiten Tag fleißig eingekauft hatte, schien
für das Haus in der Half Moon Street tatsächlich nichts weiter zu besorgen zu
sein als so langweilige Erfordernisse wie eine Kücheneinrichtung und
Leinenzeug. Da auch Hero es müde wurde, weiterhin Möbel auszusuchen, begrüßte
sie Sherrys Vorschlag freudig, den Rest der Besorgungen Mr. Stoke
anzuvertrauen. «Und jetzt werde ich dir etwas sagen, Kätzchen», fügte er hinzu,
«ich habe eine verteufelt gute Idee. Wir fahren nach Leicestershire, bis das
Haus so weit fertig ist, daß wir einziehen können. Ich besitze dort ein
gemütliches kleines Jagdhaus, genau das Richtige für uns!»
    «Leicestershire,
lieber alter Junge?» rief Mr. Ringwood aus, der zufällig anwesend war. «Was
zum Teufel willst du um diese Jahreszeit dort machen?»
    «Höchste
Zeit, einen Blick auf die Jungtiere zu werfen», sagte Sherry. Er begegnete dem
verwunderten Blick seines Freundes und sagte: «Zum Kuckuck, warum sollten wir
nicht nach Leicestershire fahren? Das Haus wird, soweit ich es beurteilen kann,
noch wochenlang nicht fertig sein, und der Teufel soll mich holen, wenn ich bis
dahin hier herumsitze und warte! überdies habe ich das bestimmte Gefühl, daß
meine Mutter nach London eilen wird. Scheint mir der richtige Moment zu sein, aufs
Land zu fahren.»
    Hero wurde
bei dem Gedanken, der erbosten Mutter des Viscount gegenübertreten zu sollen,
leichenblaß und stotterte: «Anthony, glaubst du tatsächlich, daß sie in die
Stadt kommt?»
    «Das
unterliegt keinem Zweifel», erwiderte Sherry kurz und bündig. Hero krampfte die
Hände zusammen. «Und glaubst du – meine Cousine Jane kommt auch?»
    «Ich wäre
durchaus nicht überrascht. Ein Unglück kommt selten allein. Ich glaube, sie
wird auch meinen Onkel Horace mitbringen.»
    «Wird es –
wäre es sehr feige von uns, wenn wir davonlaufen würden?» fragte Hero
verängstigt.
    «Ach, das
ist mir ganz egal», erwiderte Sherry. «Es wäre für uns höllisch unangenehm,
wenn wir blieben. Das einzig Richtige ist, ihnen Zeit zu lassen, sich an die
Idee zu gewöhnen, daß wir verheiratet sind. Wenn wir dann nach London
zurückkommen, werden sie wenigstens nicht mehr hysterisch sein.»
    Mr.
Ringwood, der allem Anschein noch in Gedanken versunken dagesessen war, sagte
plötzlich: «Brighton.»
    «Zu spät in
der Saison. Wir könnten nirgends ein angemessenes Quartier finden», erwiderte
Sherry. «Außerdem war ich im Mai dort, es hat mir aber gar nicht gutgetan.»
    «Lady
Sherry würde es aber besser gefallen als Leicestershire.»
    «Nein,
durchaus nicht. Ich werde ihr Reitstunden geben.»
    «Oh,
wirklich, Sherry? Dann fahren wir doch nach Leicestershire!» rief Hero.
    «Lady
Sherry», erklärte Mr. Ringwood hartnäckig, «wäre von den Bällen im Castle Inn
entzückt. Würde bestimmt auch gerne dem Prinzgemahl vorgestellt werden.
Glaube, daß er noch dort ist.»
    «Ja, und
ich würde eine herrliche Zeit dort verleben, wenn ich mich den ganzen Tag um
sie kümmern müßte», erwiderte Sherry zornig. «Du weißt sehr gut, daß sie
ebensowenig wie ein halbflügges Hühnchen imstande wäre, die Bande in Schranken
zu halten, die sie dort kennenlernen würde.»
    «Sehr
wahr», sagte Mr. Ringwood und nickte weise. «Scheint doch besser zu sein, nach
Leicestershire zu fahren. Will dir etwas sagen: verbreite einfach, daß ihr
euch auf der Hochzeitsreise befindet.»
    «Das ist
eine verteufelt gute Idee, Gil», sagte der Viscount anerkennend. «Am besten
wäre es, wenn du mit uns kämest.»
    Dieser
Vorschlag verblüffte Mr. Ringwood, da er aber von Hero aufs wärmste unterstützt
wurde und er keinerlei Aussicht hatte, am Abrechnungstag des Tattersalls
seinen dringendsten

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