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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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vorgelesen.
    Verehrte
gnädige Frau, es ist meine Pflicht, Sie davon in Kenntnis zu setzen, daß Ihre
Cousine, Miss Wantage, mir die Ehre erwiesen hat, mir ihre Hand zum Ehebunde zu
reichen. Sollten Sie den Wunsch haben, Hero Ihre Glückwünsche auszusprechen, so
wird sie ein Brief an die Viscountess Sheringham, Hotel Fenton, jederzeit
erreichen.
    Mit
respektvollen Empfehlungen etc. Sheringham
    Mrs.
Bagshot, die dieses kurze Schreiben mit hervorquellenden Augen las, mußte genau
den Zorn und Ärger erdulden, den ihr der Viscount gewünscht hatte, als er es
äußerst vergnügt verfaßte. Sie erklärte augenblicklich, daß die Ehe ungültig
sei und sofort annulliert werden müsse; dann sagte sie, sie habe schon immer
gewußt, daß Hero ein freches Ding und ein unverschämtes Frauenzimmer sei und
daß so etwas niemals hätte passieren können, wenn Cassy regelmäßigeren Gebrauch
von dem dänischen Gesichtswasser gemacht hätte, das sie ihr gekauft hatte, um
die Flecken in ihrem Gesicht zu beseitigen. Hierauf erlitt Cassy einen
hysterischen Anfall, der ihren Vater veranlaßte, das Zimmer zu betreten und
gereizt zu fragen, was zum Teufel denn los sei. Nachdem Mrs. Bagshot Cassy der
Obhut ihrer Schwestern überlassen hatte, legte sie den Brief des Viscount in
die Hände ihres Gatten und befahl ihm, sofort etwas dagegen zu unternehmen. Mr.
Bagshot, der seine Brille gelassen hinter den Ohren befestigte, las den Brief
mit aufreizender Bedächtigkeit und verlangte dann von seiner Frau zu wissen,
was sie von ihm erwarte und was er ihrer Meinung nach diesbezüglich
unternehmen könnte. Mrs. Bagshot zögerte nicht, es ihm mitzuteilen. Er hörte
in geduldigem Schweigen zu und sagte, als sie eine Pause machte, um Atem zu schöpfen,
nur das eine Wort: «Blödsinn!»
    Sie starrte
ihn äußerst verblüfft an. Da Mr. Bagshot bemerkte, daß sie momentan der Sprache
beraubt war, sagte er: «Erkläre mir bitte, warum du den Wunsch hast, eine so
vorteilhafte Verbindung annullieren zu lassen? Ich wünsche, meine Liebe, daß du
dir die Mühe nimmst, ein wenig zu überlegen, bevor du dich dieser seltsamen
Laune hingibst. Ich verstehe natürlich nicht, warum der junge Sheringham mit
Hero durchbrennen mußte, da doch nicht der geringste Grund zu der Befürchtung
vorlag, daß du ihm deine Einwilligung zu einer Heirat versagen würdest.»
    «Ich?»
stieß Mrs. Bagshot hervor. «Ich meine Zustimmung geben, daß dieses Fräulein
Habenichts den Lord Sheringham heiratet? Lieber sterben!»
    Ihr Gatte
blickte sie kalt an. «Tatsächlich! Dann wußte Sheringham zweifellos, was er
tat, als er sie auf diese unschickliche Art entführte.»
    «Ich werde
diese Ehe annullieren lassen!»
    «Das wirst
du nicht tun», erwiderte er. «Wenn du nicht den Wunsch hast, als noch größere
Närrin dazustehen als die, für die ich dich bereits halte, dann wirst du diese
höchst schmeichelhafte Verbindung zumindest mit dem Anschein von
liebenswürdigem Entgegenkommen akzeptieren.» Und trocken fügte er hinzu: «Ich
nehme an, daß du nicht wünschest, der Welt Grund zu der Behauptung zu geben, du
wärest eifersüchtig, weil Seine Lordschaft nicht Cassy das Taschentuch
zugeworfen hat. Ich für meinen Teil freue mich bei dem Gedanken, daß Hero, die
ich immer für ein nettes kleines Ding hielt, das Glück hatte, eine so blendende
Ehe zu schließen.»
    Diese Worte
eines leidenschaftslosen gesunden Menschenverstandes verfehlten ihre Wirkung
nicht, und Mrs. Bagshot hatte bis zu dem Moment, da das Landaulet der
Gräfinwitwe vor ihrer Türe hielt, Zeit gehabt, sich die Sache zu überlegen.
Nichts vermochte die ungeheure Entrüstung, die sich ihrer bemächtigt hatte, zu
verringern, aber sie war intelligent genug, um sich zu sagen, daß sie sich
durch den Versuch, die Ehe annullieren zu lassen, nur maßlos lächerlich machen
würde.
    Daher fand
die Gräfinwitwe, daß Mrs. Bagshot nicht so reagierte, wie sie es gerne gesehen
hätte. Obwohl sich Mrs. Bagshot gewiß äußerst empört zeigte und mit den
Ausdrücken ihrer Teilnahme für die liebe Lady Sheringham verschwenderisch
umging, machte sie unmißverständlich klar, daß sie nicht die Absicht habe, sich
in diese Ehe einzumischen. Als Lady Sheringham erklärte, sie habe fest damit
gerechnet, die süße Isabella als Schwiegertochter zu bekommen, dachte sich
Mrs. Bagshot, daß es ihr – wie sehr es sie auch aufbringen mochte, ihre arme
verachtete Verwandte plötzlich ein gutes Stück höher auf der sozialen Leiter zu
finden –

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