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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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dafür zu gewinnen,
die Frau ihres Sohns in die vornehme Welt einzuführen. Nichts hätte sie aber
mehr zu erbittern vermocht als Sherrys feige Flucht, die sie unverzüglich Heros
verderblichem Einfluß zuschrieb. Daß ihr eigenes Verhalten während der
abgelaufenen zehn Jahre einiges damit zu tun haben könnte, zog sie natürlich
nicht in Betracht. Zuerst ließ sie Prosper Vereist kommen. Nachdem sie aber von
ihm erfuhr, daß er nicht das geringste mit der Entführung zu tun hatte, daß
aber Gilbert Ringwood und der junge Ferdy Fakenham alles darüber wußten,
schickte sie um Mr. Ringwood. Sie trennte sich äußerst kühl von ihrem Schwager,
da dieser Gentleman die Tollkühnheit besessen hatte zu erklären, Sherrys Braut
sei ein bezauberndes kleines Geschöpf und – mit einem bedeutungsvollen
Augenrollen in Richtung auf Mr. Paulett – er sei verteufelt froh, daß der Junge
die Kontrolle über sein Vermögen nun selbst übernommen habe.
    Nachdem sie
erfahren hatte, daß Mr. Ringwood ebenfalls verreist war, verlor die Gräfinwitwe
keine Zeit, Mr. Ferdy Fakenham aufzufordern, sie zu besuchen. Da sie aber den
Fehler beging, den Grund anzugeben, warum sie ihn zu sehen wünschte, brachte
sie sich selbst um den Erfolg, denn Mr. Fakenham wies sein Personal in seltener
Geistesgegenwart an, ihr zu sagen, daß er verreist sei. Nachdem er eiligst
alle Einladungen abgesagt hatte, machte er sich wie ein aufgeschreckter Hase
hurtig auf den Weg, sich dem bräutlichen Paar (und seinem Freund Ringwood) in
Leicestershire anzuschließen.
    Als sich
die Gräfinwitwe selbst der minderwertigen Beute Ferdy Fakenham beraubt sah,
verlor sie auch noch den geringen Verstand, den sie besaß, und erzählte
überall, welches schreiende Unrecht ihr widerfahren war. Es wurde ihren
Bekannten nichts vorenthalten, und auch der tiefbeleidigte Mr. Paulett blieb
nicht untätig und trug zu alledem noch sein Scherflein bei. Die Stadt begann
von der Geschichte der erstaunlichen Eheschließung Sherrys wie ein Bienenhaus
zu summen, und die kühl-korrekteste Patronesse des Almack-Clubs, Mrs. Drummond
Burrell, bemerkte beiläufig zu Lady Jersey, einer andern Club-Patronesse, daß
der jungen Lady Sheringham die Mitgliedschaft in diesem exklusiven Club
natürlich nicht gewährt werden könne.
    «Du lieber
Himmel, warum denn nicht?» fragte Lady Jersey leichthin.
    «Ich bin am
Grosvenor Square gewesen und habe Valeria Sheringham besucht.»
    «Ach, diese
langweilige Person?»
    Mrs.
Burrell lächelte leicht. «Sehr wahr, in diesem Fall glaube ich aber, daß man
sie wirklich schmählich behandelt hat. Dieser unbändige junge Sheringham hat
eine wahrlich anstoßerregende Mesalliance geschlossen. Um die Dinge aber noch
unerträglicher zu machen, scheint er mit dieser jungen Person tatsächlich
durchgebrannt zu sein.»
    Lady
Jersey, die mit ihrer Freundin ihre Morgenschokolade trank, wählte aus der vor
ihr stehenden Platte ein Stück Kuchen und biß hinein. «Ja, ich glaube schon,
daß er mit ihr durchgebrannt ist», gab sie zu, während sich ein mutwilliges
Lächeln über ihr Gesicht ausbreitete. «Aber Prosper Vereist versicherte mir,
daß sich Sherry dem Mädchen gegenüber sonst
mit dem größten Anstand verhielt. Male dir das nur selbst aus! Ein Sherry, der
sich über Schicklichkeit Gedanken macht!»
    «Ich
billige Mr. Vereist darüber kein Urteil zu. Valeria hat mir die ganze Sache
erzählt. Das Mädchen ist der reinste Niemand – in Wirklichkeit eine Erzieherin
oder so was Ähnliches!»
    «Sie ist
nichts dergleichen! Sie ist eine Wantage, und ich weiß bestimmt, daß keine
Familie vornehmer sein könnte. Sie ist gewiß keine brillante Partie, aber nur
eine solche Gans wie Valeria Sheringham würde daraus ein solches Wasser
machen!»
    Ihr Gast
sah sie mit einem ruhigen kalten Blick an. «Bitte, meine Liebe, hast du diese
junge Person etwa kennengelernt?»
    «Nein, aber
ich habe Maria Sefton getroffen, die sie kennt und mir sagte, daß sie untadelig
sei – sehr jung natürlich: kaum aus der Schule, aber unzweifelhaft eine Lady!
Du mußt wissen, daß sie unter der Vormundschaft von Mrs. Bagshot stand –
dieselbe, die ihre wahrhaftig schon anstößig häßlichen Töchter immer wieder in
die Arme aller heiratsfähigen Junggesellen zu schieben versucht.»
    «Das kann
ich keineswegs als Empfehlung betrachten. Wo, bitte, soll Lady Sefton sie denn
kennengelernt haben?»
    «Ach, unten
in Melton Mowbray. Weißt du, die Seftons waren nämlich bei den Assheton Smith
in

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