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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lord Sherry
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reiche Erbin verheiratet zu
sehen, hatte ihm so manchen weltklugen Rat gegeben, und wie gering seine
Meinung auch im allgemeinen von den Ratschlägen seiner Schwestern sein mochte,
glaubte er doch, daß Augusta höchstwahrscheinlich wußte, was sie sagte, wenn
sich ihre Diskussion um die Launenhaftigkeit des weiblichen Geschlechts
drehte. Bis jetzt schienen die Ereignisse Augustas Ausspruch zu bestätigen:
Wrotham verfehlte nicht zu bemerken, welche Wirkung es auf Miss Milborne hatte,
daß er sich als Heros Kavalier auf dem Ball befand. Es war ihm sehr zu Herzen
gegangen, daß er das freundlichste Lächeln, das er von der Beauté seit Wochen
erhalten hatte, nur mit einer Verbeugung erwidern durfte – aber er hatte es
getan; und wenn es ihn auch heftig schmerzte, ihren darauffolgenden Flirt mit
Sir Barnabas Crawley mitanzusehen, war er wenigstens klug genug, zu vermuten,
daß alles nur darauf berechnet war, ihn eifersüchtig zu machen. Er beschloß,
einige Tage kein Lebenszeichen zu geben, und verbrachte eine beglückende Stunde
damit, daß er über einen romantischen Schritt nachdachte, der ein Herz
gänzlich zum Schmelzen bringen könnte, das ihm gegenüber bereits zu tauen
begann. Miss Milborne hatte ihm einmal gesagt, daß Veilchen ihre
Lieblingsblumen seien. Wohl war die Tatsache etwas entmutigend, daß sie für
diese so persönliche Mitteilung einen Augenblick gewählt hatte, in dem er ihr
ein riesiges Rosenbukett zu Füßen legte, aber er hatte sie wie einen kostbaren
Schatz für eine andere Gelegenheit in sein Gedächtnis eingegraben und erkannte,
wie nutzbringend er diese Kenntnis jetzt verwenden könne. Es war vielleicht
nicht die leichteste Aufgabe der Welt, in dieser Jahreszeit Veilchen zu
beschaffen, aber einem verliebten und entschlossenen jungen Mann ist alles
möglich. Miss Milborne mußte einfach für den Ball der Lady Fakenham ein
Veilchenbukett in einer eleganten Vase erhalten. Sie würde bestimmt wissen, wer
sie ihr geschickt hatte, doch wollte er auf alle Fälle, um ganz sicher zu
gehen, den Blumen eine Visitenkarte beifügen, auf der einige wenige Worte
standen. Er fühlte sich aber außerstande, zwischen den zwei Versionen zu
wählen: «Stecken Sie die Blumen um meinetwillen an», oder «Wenn Sie sie heute
abend anstecken, weiß ich, was ich denken darf»; er beendete sein Dilemma
schließlich damit, daß er mit diesem Problem zu Hero ging.
    Natürlich
fand Hero die ganze Idee sehr hübsch und konnte sich nicht vorstellen, daß eine
Frau der Versuchung widerstehen könnte, Blumen zu tragen, die zu beschaffen so
viel Zeit und Mühe gekostet hatte. Da sie aber über einen sehr praktischen
Verstand verfügte, fühlte sie sich verpflichtet, George darauf hinzuweisen,
daß Isabella schwerlich ein Veilchenbukett samt einer Filigranvase an ihre
Toilette anstecken könne. George sah die Stichhaltigkeit dieses Arguments ein,
als er aber auf eine andere Karte die Worte geschrieben hatte: «Tragen Sie
diese Blumen um meinetwillen», gefiel ihm diese Änderung nicht.
    «Ich weiß,
was ich an Ihrer Stelle schreiben würde, George», sagte Hero, «ich würde
einfach schreiben < Mit meiner ganzen Liebe! > »
    «Mit meiner
ganzen Verehrung!» verbesserte George ehrerbietig.
    «Ja, wenn
Sie das vorziehen, ich für meinen Teil glaube aber, daß es weit gefühlvoller
wäre, Liebe zu schreiben.»
    «Wie wäre
es, wenn ich schreiben würde: < Tragen Sie diese Blumen, und Sie tragen mein
Herz > ?» sagte George, von einer plötzlichen Eingebung erfaßt.
    Hero sah
ihn mit offenem Mund an, dann sagte sie erschüttert: «Lieber George, ich weiß
wirklich nicht, warum, aber – aber ich glaube, wenn ich Isabella wäre, müßte
ich darüber lachen.»
    «Tatsächlich?»
rief er betroffen aus.
    Sie nickte.
    «Nun, ich
kann wirklich nicht verstehen, wie das möglich ist. Aber ich glaube, Sie
könnten recht haben. Mein Herz möchte ich aber auf jeden Fall erwähnen. Müßten
Sie auch lachen, wenn ich schreiben würde: < Halten Sie die Blumen heute
abend in Händen, mein Herz ist in ihnen > – oder – < mit ihnen > – oder
vielleicht: < begleitet sie? > »
    «Ja»,
erwiderte Hero aufrichtig.
    «Ich möchte
mich keiner solchen Gefahr aussetzen», sagte er und sah sehr verstimmt drein.
«Ich glaube, ich werde schreiben: < Stecken Sie die Blumen für mich an. > Zum Kuckuck, sie wird schon wissen, was ich meine.»
    Nachdem er
dieses Problem zu seiner sehr mäßigen Zufriedenheit gelöst hatte,
verabschiedete er sich bald

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