Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
Vom Netzwerk:
Rotherham
rücksichtslos, «ist, daß ich dir mit einer einzigen gründlichen Lektion
beigebracht habe, dir meine Angelruten nicht ohne meine Erlaubnis zu nehmen.
Wenn das ein Beispiel der verschiedenen Arten ist, mit denen ich dein Streben
zunichte gemacht habe ...»
    «Na ja, das nicht! Ich habe nur –
nun, das würde mir ohnehin nichts ausmachen, wenn nicht alles übrige wäre! Es
war eines nach dem anderen! Als ich in Eton war und die Möglichkeit hatte, in
den Ferien mit Freunden zu segeln, konnte ich dir deine Zustimmung abringen?
Nein! Du hast mich zu dem elenden Pauker geschickt, nur weil dir mein Erzieher
sagte, daß ich nicht durch die Aufnahmeprüfung in Cambridge komme. Der hat eine
Ahnung gehabt! Aber natürlich hast du es vorgezogen, ihm zu glauben und nicht
mir, weil es dir immer ein – ein boshaftes Vergnügen gemacht hat, mich zu unterdrücken!
Jawohl! Und als du erfuhrst, daß ich nach Oxford wollte, mit meinen besten
Freunden zusammen, hast du mich nach Cambridge geschickt! Wenn das nicht
boshaft war, was war es denn dann?»
    Rotherham, der die Beine
ausgestreckt hatte und mit gekreuzten Fesseln in seinen Stuhl zurückgelehnt
saß, die Hände in den Taschen seiner Wildlederhose, betrachtete
sein zürnendes Mündel spöttisch amüsiert. Er sagte: «Der Wunsch, dich von
deinen besten Freunden zu trennen. Weiter!»
    Diese Antwort fachte
verständlicherweise die Flammen der Wut Mr. Monksleighs weiter an. «Du gibst es
sogar zu! Das habe ich doch gewußt! Alles paßt zusammen! Ja, und
du hast mir nicht das Geld leihen wollen, damit ich meine Gedichte
veröffentliche, und nicht genug an dem, hast du mich noch beleidigt!»
    «So?» sagte Rotherham leicht
überrascht. «Das war ja wirklich unfreundlich. Das mußt du meiner
unglückseligen Art zuschreiben!
    Ich
fürchte, ich habe nie die geringste Feinheit der Sitten besessen. Ich kann jedoch nicht das Gefühl
aufbringen, daß ich jenes Streben zunichte machte. In etwas mehr als einem
Jahr bist du großjährig, und dann kannst du für die Veröffentlichung der Gedichte
selbst bezahlen.»
    «Was ich auch bestimmt tun werde! Und», sagte Gerard kriegerisch,
«ich werde mir dann auch die Freunde wählen, die ich mag, und dort hingehen,
wohin ich mag, und das tun, was ich mag!»
    «Das Leben eines Wüstlings! Übrigens
– habe ich je Freunde für dich ausgesucht?»
    «Nein, das hast du nicht! Alles, was
du getan hast, ist, etwas gegen meine Freunde zu haben! Hast du mir erlaubt,
nach Brighton zu fahren, damals
als mich Lord Grosmont einlud, mit ihm zu fahren? Nein, das hast du nicht. Aber das war noch
nicht das Schlimmste! Letztes Jahr! Als ich mitten im Schuljahr herkam, nachdem
der Boney von Elba floh, und geradezu gebettelt
habe, daß du mir erlaubst, mich freiwillig zu melden! Hast du dir auch nur ein
Wort davon angehört, was ich sagte? Hast du es dir auch nur überlegt? Hast du
es mir erlaubt? Hast ...»
    «Nein», unterbrach ihn Rotherham
unerwartet. «Das habe ich nicht.» Von dieser plötzlichen Antwort auf seine
rhetorischen Fragen aus der Fassung gebracht, starrte
ihn Gerard wütend an. «Und sehr schlappschwänzig bist du mir vorgekommen, daß
du dich so zahm meinem Gebot gefügt hast», fügte Rotherham hinzu.
    Lebhafte Röte stieg in Gerards
Gesicht. Hitzig sagte er: «Ich war gezwungen, mich zu fügen! Du bist es ja, der
die Peitsche schwingt! Ich mußte tun, was du mir befohlen hast, weil ja du
meine Erziehung und die meiner Brüder bezahlst, und Cambridge auch, und wenn
ich je gewagt hätte ...»
    «Schweig!» In dem einen
hervorgestoßenen Wort lag soviel glühende Wut, daß Gerard zurückzuckte.
Rotherham lümmelte nicht länger in seinem Stuhl, und keine Spur von
Belustigung stand mehr in seinem Gesicht. Es trug einen so unerquicklichen
Ausdruck, daß Gerards Herz wild zu klopfen begann und ihm fast übel wurde.
Rotherham neigte sich vor, und eine Hand, zu harter Faust geballt, lag auf
dem Schreibtisch. «Habe ich je eine Drohung über deinem Haupt gehalten?»
fragte er. «Antworte!»
    «Nein!» sagte Gerard, und seine
Stimme überschlug sich vor Nervosität. «Nein, aber – aber ich wußte, daß du es
warst, der mich nach Eton schickte, und jetzt ebenso Ch-Charlie, und ...»
    «Habe ich dir das gesagt?»
    «Nein», murmelte Gerard und konnte
diesen strahlenden bösen Augen einfach nicht standhalten. «Meine Mutter ...»
    «Wie wagst du es dann nur, so zu mir
zu sprechen, du unerträglicher Grünschnabel!» sagte Rotherham

Weitere Kostenlose Bücher