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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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streng.
    Purpurrot stammelte Gerard: «Ich –
ich bitte um Verzeihung! Ich wollte nicht – natürlich bin ich dir
außerordentlich dankbar, V-Vetter Rotherham!»
    «Wenn ich deine verdammte
Dankbarkeit haben wollte, hätte ich dir selbst gesagt, daß ich deine Erziehung
übernommen habe! Aber ich will sie gar nicht!»
    Gerard streifte ihn mit einem Blick.
«Ich bin froh, daß du sie nicht willst! Zu wissen, daß ich dir verpflichtet bin
– gerade jetzt!»
    «Beruhige dich! Du schuldest mir
nichts – keiner von euch! Euch zuliebe habe ich nichts getan!» Erschrocken
blickte Gerard wieder auf. «Das überrascht dich, was? Hast du dir vorgestellt,
daß mir auch nur einen Pfifferling daran liegt, wie oder wo ihr erzogen werdet?
Da irrst du dich gewaltig! Woran mir lag, war einzig, daß die Söhne deines
Vaters so erzogen werden wie er, und wie er es gewünscht hätte! Alles, was ich
zu tun beliebte, war um seinetwillen, nicht euretwegen!»
    Niedergeschlagen und beträchtlich
erschüttert stammelte Gerard: «Das – das habe ich nicht gewußt! Entschuldige,
bitte! Ich wollte – ich wollte genaugenommen eigentlich nicht das sagen, was
ich gesagt habe!»
    «Dann ist es ja gut!» sagte
Rotherham kurz angebunden.
    «Ich habe in Wirklichkeit nicht
gedacht, daß du ...»
    «Oh, genug, genug!»
    «Ja, aber – ich habe mich vergessen!
Ich hätte nicht ...»
    Rotherham lachte kurz auf. «Na, ich
bin wohl der letzte, der dir das übelnehmen dürfte! Bist du jetzt zu Ende mit
deinem Katalog meiner vergangenen Verbrechen? Worin besteht nun eigentlich
mein derzeitiges Vergehen?»
    Da Mr. Monksleigh gezwungen war,
seinen Vormund um Entschuldigung zu bitten, fand er es äußerst schwierig, ihm
die alles krönende Anschuldigung mit auch nur annähernd jener Leidenschaft an
den Kopf zu werfen, die nötig gewesen wäre, ihn von der Größe des Vorwurfs zu überzeugen und davon, wie
verzweifelt ernst es ihm damit war. Er war in eine ungünstige Position gedrängt
worden, und dieses Bewußtsein erfüllte ihn mehr mit Ärger als mit edlem Zorn.
Er sagte mürrisch: «Du hast mein Leben ruiniert!»
    Es hatte besser geklungen, als er es
im Grünen Salon ausgesprochen hatte. Wenn Rotherham den Vorzug gehabt hätte,
es dort zu hören, hätte es ihn aus seiner verächtlichen Gleichgültigkeit
gerissen und vielleicht sogar sein Herz aus Stein zu rühren vermocht und ihn
mit Reue erfüllt. Als Gerard verstohlen zu ihm hinüberblickte, sah er, daß
Rotherham leise lächelte. Daß sein Gesicht den erschreckenden Grimm und seine
Augen das drohende Glitzern verloren hatten, setzte Gerard instand, viel
leichter zu atmen, machte ihm aber seinen Vormund nicht teurer. Rot vor Ärger
sagte er: «Ich nehme an, du hältst das für lächerlich!»
    «Verdammt
lächerlich!»
    «Ja! Weil du selbst nicht mehr
Empfindsamkeit besitzt als – als ein Stein, glaubst du, andere hätten auch
keine!»
    «Im Gegenteil! Mich macht es ständig
krank, so außerordentlich viel Empfindsamkeit von so vielen Leuten meiner
Bekanntschaft vorgesetzt zu bekommen. Aber das gehört nicht zur Sache! Halte
mich nicht so in Spannung! Wie habe ich das so unerwarteterweise fertiggebracht,
was, wie du überzeugt bist, jahrelang mein Ziel war?»
    «Das habe ich nie behauptet! Ich
will sogar sagen, daß du gar nicht beabsichtigt hast, alle meine Hoffnungen zu
zerstören! Ich bin sogar bereit zu glauben, daß du nicht einmal daran gedacht
hast, wie es mit meinen Gefühlen aussah, als ich hörte – als ich entdeckte ...»
    «Versuch doch bitte, etwas
geordneter zu denken!» unterbrach ihn Rotherham. «Die bloße Tatsache, daß ich
ein boshaftes Vergnügen daran finde, dir immer wieder einen Strich durch die
Rechnung zu machen, verrät Absicht. Ich hätte dich doch nach Oxford schicken
sollen. In Cambridge bringen sie dir offenkundig keine Logik bei.»
    «O zum Teufel mit dir, sei still!»
rief Gerard aus. «Du hältst mich für ein Kind, das man hänseln und verhöhnen
kann; aber das bin ich nicht!» Seine Unterlippe zitterte; Tränen des Ärgers
quollen in seinen Augen hoch. Er wischte sie hastig weg und sagte mit brüchiger
Stimme: «Du hast mir nicht einmal gesagt ...! Du hast es mir überlassen, es
Wochen und Wochen später selbst zu entdecken, obwohl du gewußt haben mußt –
obwohl du einfach gewußt haben mußt, was für ein Schock – was für ein
vernichtender Schlag das für mich sein würde ...!» Seine aufgestauten Gefühle
erstickten ihn fast. Er schluchzte auf und vergrub

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