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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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ihr gesagt haben! – Sie ist
noch das reinste Kind: überdies ein Kind, das schüchtern ist, sich verlassen
fühlte und nie die Sympathie und den Beistand erfahren hat, den Mädchen in
glücklicheren Umständen als sie genießen dürfen!»
    «Ja!» brach Gerard aus. «Aber wenn
ich sie rette und versuche, sie zu schützen ...»
    «Wenn Ihnen auch nur das geringste
an einer heilen Haut liegt, dann schweigen Sie!» unterbrach ihn Mr. Goring, und
seine Stimme verlor etwas von ihrer erzwungenen Ruhe. «Kein Mann, der ein unwissendes
Mädchen wirklich beschützen will, überredet es zu einem Schritt, der sie der
Kritik und der Verachtung der Leute aussetzen muß!»
    Der Aufruhr schwand aus Serenas
Gesicht, und unwillkürlich lachte sie. «Sie haben uns alle zur Ordnung gerufen,
Mr. Goring! Es gibt wirklich nichts mehr zu sagen, und wenn wir zum Abendessen
in Bath sein wollen, sollten wir uns unverzüglich auf den Weg machen. Sie
brauchen nicht so verschreckt dreinzuschauen, Emily! Ich werde nicht mehr mit
Ihnen schimpfen – und ich hoffe, Sie werden mich nicht für ein Ungeheuer
halten, weil ich einmal meine Fassung verloren habe!»
    «O nein, nein!» stammelte Emily.
«Wie könnte ich auch? Ich wollte ja nie – ich habe nicht geglaubt ...»
    «Aber Sie haben Rotherham auch in
ein Ungeheuer verwandelt, nicht?» sagte Serena und zog die Brauen hoch. «Kommen
Sie! Ich glaube, es wird gut sein, wenn Sie warten, bis Sie ihn wiedergesehen
haben, bevor Sie sich entschließen, ihn sitzenzulassen, meine Liebe. Wissen
Sie, es könnte ganz gut sein, daß Sie entdecken, daß das Bild, daß Sie sich von
ihm gemacht haben, falsch ist. Wenn er Ihnen immer noch schrecklich erscheint,
nun, dann sagen Sie ihm eben, daß Sie von der Verlobung zurücktreten wollen.»
Sie hielt ihr die Hand hin, sprach aber zu Mr. Goring. «Fahren Sie mit uns,
Sir?»
    «Ich werde hinter der Kutsche
reiten, Ma'am.»
    «Emily!» rief Gerard aus. «Du läßt
es zu, daß du von meiner Seite gerissen wirst?»
    «Es tut mir so leid!» sagte sie
zitternd. «Ich bitte dich, vergib mir! Ich wollte mich wirklich nicht so
schlecht benehmen!»
    «Mein lieber Gerard, wenn du an
Emilys Seite zu bleiben wünschst, brauchst du nur ein Pferd zu mieten!» sagte
Serena. «Und wenn dann Rotherham nach Bath kommt, könnt ihr ihm ja gemeinsam
gegenübertreten.»
    «Nein, nein!» schrie Emily und
klammerte sich an ihren Arm. «Oh, erlauben Sie es ihm nicht! Lord Rotherham und
Mama würden erfahren, was ich getan habe, und das könnte ich einfach nicht ertragen!»
    «Wenn dir meine Liebe so wenig
bedeutet, geh!» sagte Gerard edel. «Ich sehe, daß das Krönchen gesiegt hat!»

22
    Als Major Kirkby kurz vor drei Uhr über
die Brücke nach Laura Place geritten kam, wunderte er sich, daß er Fobbing
nicht schon mit Serenas Phaethon warten sah, und war noch erstaunter, als ihn
Lybster informierte, daß Lady Serena zu einem Picknick gefahren war. Lady Spenborough, fügte Lybster hinzu, sei im
Salon und habe ihm aufgetragen, den Herrn Major hinaufzuführen. Er bemerkte,
daß der Major die Zügel seines Pferdes am Geländer festgemacht hatte, und
sagte, er würde den Diener Ihrer Gnaden schicken, daß er sich um das Tier
kümmere.
    Dann führte er den Major hinauf,
meldete ihn und ging kopfschüttelnd hinaus. Seiner Ansicht nach ging da etwas
Undurchsichtiges vor sich, irgendein Spiel im Hintergrund, das ihm nicht recht
gefallen wollte.
    Fanny sprang vom Sofa auf, als sich
die Tür hinter Lybster geschlossen hatte, lief dem Major impulsiv entgegen und
rief: «O Hector! Ich bin so froh, daß du kommst! Ich bin in schrecklicher
Sorge!»
    «Mein Liebes, was ist los?» fragte
er schnell und ergriff ihre Hände. «Fanny, du zitterst ja! Mein Liebling ...»
    Sie hielt den Atem an, entzog ihm
die Hände und warf ihm einen flehenden Blick zu. «Rector – nein! Du darfst
nicht – ich hätte dir nicht ...! Oh, mein Liebster, bedenke doch!»
    Er ging zum Fenster hinüber und
starrte hinaus. «Ja, verzeih! Was ist denn geschehen, das dich so erregt, meine
Liebe?»
    Sie putzte sich die Nase und sagte
mit belegter Stimme: «Es ist wegen Serena. Hector, sie ist verrückt geworden!»
    Er wandte den Kopf. «Heiliger
Himmel, was hat sie angestellt? Wo ist sie?»
    «Das», sagte Fanny gequält, «ist es
ja, was mich so aufregt: ich weiß es nicht! Das heißt, es kann ihr alles
mögliche geschehen sein, und wenn sie nicht von Straßenräubern ermordet wurde
oder von Mr. Goring entführt – denn was

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