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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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in einer Zeitung, warf sie aber beiseite und kam auf sie zu, um ihr
die Hand zu schütteln. Sein Ausdruck war streng, und der Ton, in dem er ihr
antwortete, entschieden ätzend. «Ich wäre dir sehr dankbar, Serena, wenn du in
Hinkunft so gut sein wolltest, mich zu benachrichtigen, wenn du vorhast,
deinen Wohnsitz zu ändern. Ich habe von diesem Aufbruch rein zufällig
erfahren.»
    «Heiliger Himmel, warum sollte ich
das?» rief sie aus. «Ich nehme an, ich brauche doch nicht deine Erlaubnis dazu,
wenn ich nach Bath fahren will.»
    «Die brauchst du wirklich nicht! Die
Verantwortung für jeden deiner Schritte ist mir erspart geblieben. Du kannst
tun und lassen, was du willst, aber da ich dein Kurator bin, ersparst du mir
Ärger und dir selbst Ungelegenheiten, wenn du mich verständigst, falls du für
die Auszahlung deiner Apanage neue Verfügungen treffen willst! Ich stelle mir
vor, es würde dir kaum passen, bis nach Gloucester um Geld schicken zu müssen,
wenn du es brauchst.»
    «Stimmt, das würde mir nicht
passen!» gab sie zu. «Es war dumm von mir, daß ich nicht daran gedacht habe!»
    «Ziemlich kopflos.»
    «Ja, aber ich habe eine ziemlich
große Summe bei mir, und daher habe ich es vergessen. Ein Glück, daß du mich
daran erinnerst! Ich muß Mr. Perrott schreiben und ihn bitten, ebenfalls ein
neues Arrangement zu treffen, sonst befinde ich
mich im Handumdrehen auf dem trockenen!»
    «Da bei ihm der größere Teil deines
Einkommens einläuft, wäre das sicherlich angezeigt.»
    «Konntest du niemand anderen in der
Stadt zum Streiten finden?» fragte sie teilnahmsvoll. «Armer Ivo! Zu schlimm!»
    «Ich will gar nicht streiten. Ich
wette, du wärst überrascht, wenn ich dir sagte, daß ich mit Ausnahme von dir
selten mit jemandem streite.»
    «Ach, das kommt nur daher, weil
wenig Leute den Mut haben, deinen Fehdehandschuh aufzunehmen!» sagte sie
lächlend.
    «Du malst ja ein liebenswürdiges
Bild von mir!»
    «Aber sprechend ähnlich!» gab sie
zurück und lachte ihn herausfordernd an.
    Er schüttelte den Kopf. «Nein – ich
ziehe es vor, dich ins Unrecht zu setzen. Diesmal werden wir nicht streiten,
Serena.»
    «Wie du wünschst. Willst du, bitte,
die Arrangements wegen der langweiligen Apanage ändern?»
    «Das habe ich schon getan. Hier ist
die Adresse», antwortete er und übergab ihr einen Zettel.
    «Danke! Das war nett von dir. Es tut
mir leid, daß ich dir Mühe gemacht habe. Bist du den ganzen Weg von London nur
deshalb hergekommen?»
    «Ich hatte in Claycross zu tun»,
sagte er kurz. «Ihr scheint hier gut untergebracht zu sein. Wie geht es dir
denn?»
    «Recht gedeihlich. Es war eine
Erlösung, Milverley zu entfliehen.»
    Er nickte, sagte aber nichts dazu,
sondern bemerkte nur, nachdem er sie mit einem scharfen Blick prüfend
angeschaut hatte: «Bist du gesund? Du schaust ein bißchen spitz aus.»
    «Wahrscheinlich nur, weil mir
Schwarz nicht steht. Ich gedenke die Trauer etwas zu mildern und habe mir ein
bezauberndes graues Kleid bestellt.»
    «Du irrst dich.»
    «Inwiefern? Weil ich zur Halbtrauer
übergehe?»
    «Nein, weil du glaubst, daß Schwarz
dir nicht steht. Bist du sicher, daß dir Bath bekommt?»
    «Aber durchaus! Ich bitte dich nur,
Rotherham, rede es Fanny nicht ein, daß ich nicht gut ausschaue! Ich glaube,
ich war ein bißchen unpäßlich, aber Bath wird mich bald wieder in Ordnung
bringen.» Sie schaute ihn an und fügte mühsam hinzu: «Ich habe mich noch nicht
daran gewöhnt, Papa vermissen zu müssen. Reden wir nicht davon. Du weißt ja,
wie das mit mir ist. Ich spreche nicht gern über etwas, das mir sehr nahegeht,
und Kummer zur Schau tragen ist mir das Widerlichste.»
    «Ja, ich weiß», sagte er. «Du brauchst
keine Angst zu haben. Ich habe nichts dazu zu sagen, weil dazu nichts zu sagen
ist. übrigens hat mir deine Tante alles mögliche aufgetragen, das ich dir
ausrichten soll. Ich habe sie vor ein paar Tagen bei einer Gesellschaft der
Irebys getroffen. Es ist erstaunlich, wie sehr sie dich gern hat, Serena, wenn
du an die hundert Meilen von ihr entfernt bist!»
    Sie lachte. «Sehr wahr! Bitte,
richte ihr alles Liebe von mir aus und sag ihr, daß ich in bezug auf die
neuesten on-dits sehr auf ihre Briefe angewiesen bin. Wo bist du abgestiegen,
Ivo? Bleibst du lange in Bath?»
    «Im York House. Ich kehre morgen
nach London zurück.»
    «Wie schäbig! Aber bleib wenigstens
zum Abendessen bei uns! Ich warne dich nur, wir essen hier frühzeitig wie die
Bauern!»
    Er zögerte.

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