Georgette Heyer
Sixpence ersparst.»
Er nahm die Feder, die sie ihm
hinhielt, und tauchte sie in die Tinte. «Soll ich ihn mit nach London nehmen
und dort aufgeben?»
«Bitte. Obwohl mir lieber wäre, du
hättest länger in Bath bleiben können.»
«Warum? Um die Bekanntschaft der
unbekannten Persönlichkeit zu machen?» sagte er, während er seinen Namen quer
über die Ecke des Briefes schrieb.
Sie lachte. «Nein – obwohl ich dich
der unbekannten Persönlichkeit sehr gern vorgestellt hätte. Bloß, um mit mir
auszureiten. Dir ist nie ein Zaun zu hoch für mich, und du bittest mich nie,
achtzugeben.»
«Im Sattel halte ich dich durchaus
für imstande, auf dich selbst aufzupassen.»
«Das ist echtes Lob!»
Er lächelte. «Daß du reiten kannst,
Serena, habe ich nie bestritten. Ich wollte, ich könnte hierbleiben, aber
leider geht es nicht. Mir steht dieser verdammte Ball bevor.»
«Was für ein Ball?»
«Oh, hab ich dir das nicht erzählt?
Man redete mir ein, es sei meine Pflicht, Cordelia Rotherham House zu leihen,
damit sie Sarah oder Susan oder wie das Mädel heißt, mit soviel Prunk wie
möglich auf die Welt loslassen kann. Ich bin zwar nicht so überzeugt davon,
aber wenn Augusta einmal ihr durchdringendes Organ mit Cordelias Jammern verbündet,
hänge ich hilflos im Netz und würde auch ein Dutzend Bälle geben, nur um die
beiden zum Schweigen zu bringen.»
«Guter Gott! Auf mein Wort, das
halte ich aber für verblüffend gutmütig von dir, Ivo!» sagte Serena sehr
erstaunt.
«Ich auch!» antwortete er.
Er ging, und die Damen konnten sich
über diese neue und unerwartete Seite seines Charakters den Kopf zerbrechen;
Fanny erklärte, sie hätte nie geglaubt, daß man ihn je hätte dazu bringen
können, so viel für seine unglücklichen Mündel zu tun, und Serena sagte: «Ich
hätte wirklich nie gedacht, daß er einen Ball für Susan geben würde, aber ich
hatte manchmal den Verdacht, daß er viel mehr für sie tut, als er verraten
will.»
«Also das habe ich bestimmt nie
gedacht! Wie bist denn du darauf gekommen?»
«Nun, es fiel mir so ein, als Mrs.
Monksleigh sich darüber beklagte, daß er darauf bestand, die Jungen nach Eton
zu schicken, weil dort ihr Vater erzogen wurde; zwingen hätte er sie dazu nicht
können – und sie schwört, das habe er getan –,
wenn nicht er, sondern sie die Kosten hätte tragen müssen. Bedenke nur, was das
heißt! Gleich drei, Fanny, und Gerard jetzt in Cambridge! Ich bin überzeugt,
Mrs. Monksleigh hätte das nie aufgebracht, selbst wenn sie die leiseste Ahnung
von Einteilung hätte, die ihr ja entschieden abgeht!»
Fanny war sehr verblüfft und konnte
nur sagen: «Na, so etwas!»
«So großartig ist das nun auch
wieder nicht», sagte Serena amüsiert. «Und du brauchst nicht das Gefühl zu
haben – und das hast du, wie ich sehe –, daß du ihm schwer unrecht getan hast!
Er ist so reich, daß er es gar nicht merken würde, wenn er das Schulgeld für
ein Dutzend Kinder bezahlte. Ich werde erst dann zugeben, daß ich ihn falsch
beurteile, wenn ich es erlebe, daß er seinen Mündeln gegenüber ein bißchen nett
ist.»
«Nun, wenn er für Susan einen großen
Ball gibt, dann nenne ich das aber schon sehr nett!» sagte Fanny nachdrücklich.
Außer einigen formellen Notizen in
den Londoner Zeitungen hörten sie nichts mehr von dem Ball, bis der nächste
Brief Lady Theresas an ihre Nichte eintraf. Lady Theresa hatte ihre dritte
Tochter zu der Festlichkeit mitgenommen, aber es schien ihr keine große Freude
gemacht zu haben, trotz den vielen Komplimenten, die sie über Clarissas Schönheit
erhalten hatte, und dem befriedigenden Umstand, daß Clarissa nie ohne Tänzer
geblieben war. Jegliches Vergnügen, das Lady Theresa eventuell an dem Ball
hätte haben können, wurde von dem Anblick Cordelia Monksleighs zerstört, die
in einem abscheulichen flohfarbenen Gewand oben an der großen Treppe stand und
die Gäste empfing. Lady Theresa konnte einfach nicht von dem Gedanken loskommen,
daß da oben Serena hätte stehen können – allerdings nicht in einem Flohfarbenen
–, wenn sie nicht so dumm gewesen wäre. Und außerdem – wäre Serena die
Gastgeberin gewesen, dann hätte man hoffen können, daß die Gesellschaft
exklusiver ausgefallen wäre. Was Rotherham eigentlich dazu bewogen hatte,
Cordelia Monksleigh carte blanche zu geben – was er zweifellos getan hatte –,
überstieg Lady Theresas Denkvermögen. Hätte ihr jemand prophezeit, sie würde es
erleben, diese Laleham-Kreatur
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