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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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die Ankündigung deiner
Verlobung las, war mir die Antwort auf dieses Rätsel klar!»
    «Unsinn! Die Verlobung kam doch erst
drei Jahre später! Als wir beide einander kannten, hat Ivo nicht einmal daran
gedacht, mich zu heiraten!» Sie wurde rot und fügte hinzu: «Weißt du, ich habe
ihn nämlich sitzenlassen.»
    «Das habe ich erfahren. Für dich muß
das sehr peinlich gewesen sein; für mich war es – eine Erleichterung, die ich
dir nicht beschreiben kann! Das zeigte mir, daß dein Herz nicht daran beteiligt
gewesen war und die Verbindung von deinem Vater de convenance gestiftet
wurde.»
    Sie schwieg eine Weile, sagte aber
dann: «Ich weiß kaum, was ich darauf antworten soll. Papa war es sehr ernst mit
dieser Heirat. Zwar förderte er sie, mehr aber nicht! Es war kein Zwang dabei –
es wurde kein Druck auf mich ausgeübt –; wenn dich das betrübt, Hector, tut es
mir leid; aber es täte mir noch viel mehr leid, wollte ich dich irreführen!
Ich war nur zu willig – ich habe mir eingebildet, daß ich Ivo liebe. Da! Jetzt
ist es heraus, und du weißt jetzt, daß ich nicht so beständig war wie du.»
    Er sagte bewegt: «Das ist ja gerade
das, was ich immer so an dir geliebt habe – deine Aufrichtigkeit! Dein
furchtloser Blick, deine so gewinnende Freimütigkeit ...! Aber geliebt hast du
Rotherham nicht.»
    «Nein – diese Verlobung war ein
kurzer, verbissen geführter Kampf! Ich habe mich natürlich schrecklich benommen,
aber du kannst mir glauben, er war ebenso froh, mich los zu sein, wie ich ihn!»
    Wieder drückte er ihre Hand. «Das
kann ich nicht glauben. Daß du ihn gerne los warst, ja! Seine Natur, so
herrschsüchtig und hochfahrend ...»
    «O ja, aber mein eigenes Naturell
ist auch sehr übel, mußt du wissen!» sagte sie kläglich.
    Er lächelte. «Das sieht dir ähnlich,
daß du so etwas sagst, aber es ist nicht wahr, Serena.»
    «Ich fürchte, du kennst mich nicht.»
    «Wirklich nicht? Wenn du je böse
warst, dann muß dich immer vorher jemand dazu herausgefordert haben.»
    «Ich jedenfalls habe mir das so
eingebildet», sagte sie, und in ihren Augen saß der Schelm. «Aber das glaube
ich immer, wenn ich in Wut gerate. Das war auch eines der Probleme, über das
Rotherham und ich uns nie einigen konnten.»
    «Es ist mir ein unerträglicher
Gedanke, daß du, selbst nur für so kurze Zeit, diesem tyrannischen Menschen
ausgeliefert warst!»
    Sie mußte wider Willen lachen. «Ich
wollte, er könnte dich hören! Er hielte es für sehr ungerecht, daß du kein
Erbarmen mit seinen Leiden hast!»
    «Das glaube ich gern! Siehst du ihn
noch manchmal?»
    «Sehr oft sogar. Es gab keine
Entfremdung zwischen uns. Wir sind sehr gute Freunde, wenn wir nicht gerade
geschworene Feinde sind. Ja, er ist sogar mein Kurator!»
    «Dein Kurator!» sagte er empört.
«Ich wußte, wie sehr Lord Spenborough an ihm hing, aber daß er dich in eine so
peinliche Situation bringen würde – Verzeih! Ich sollte so etwas nicht sagen!»
    «Du irrst dich – ich finde sie nicht
peinlich! Natürlich war ich furchtbar wütend, als ich zuerst davon erfuhr – es
gab ja damals auch genug Umstände, die mich in Wut bringen konnten. Aber lassen
wir das! Was unser gelegentliches Zusammentreffen anbelangt, empfinden weder
Ivo noch ich die geringste Peinlichkeit. Man stellt sich allgemein vor, ich
sollte in Ivos Gegenwart rot bis über die Ohren werden, aber entweder ist das
sehr unsinnig, oder aber ich bin ein Geschöpf ohne jede Empfindsamkeit! Ich
kann einem Mann gegenüber nicht schüchtern sein, den ich mein ganzes Leben lang
kenne. Außerdem ist er für mich seit dem Tod meines Vaters manchmal wie ein
Band mit ...» Sie unterbrach sich. «Aber komm, wir haben genug von mir
gesprochen. Erzähle mir von dir! Ich sehne mich danach zu hören, was alles du
in Spanien gemacht hast!»
    «Ich glaube, ich kann nie genug von
dir hören», sagte er ernst. «Mir ist nichts Besonderes widerfahren. Nichts –
bis auf heute. Als ich dich wiedersah, war mir, als hätte es diese letzten
sechs Jahre überhaupt nicht gegeben!»
    «O still! Ich hatte dasselbe Gefühl,
aber das ist Unsinn! Wir haben doch beide so viel erlebt!»
    «Du ja! Ich weiß sehr gut, was für
eine Tragödie der Tod deines Vaters für dich sein muß. Es wäre
anmaßend gewesen, dir zu schreiben – ich wünschte nur das Recht zu haben, dich
zu trösten!»
    Wie immer war ihr Beileid, das
ausgesprochen wurde, unbehaglich. Sie sagte: «Danke. Es war ein großer Schock,
und ich werde den

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