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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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gebracht,
stammelte er: «Ich bitte um Vergebung! Ich dachte – ich kam – ich muß die Adresse
mißverstanden haben! Aber ich fragte Ihren Butler, ob Lady Spenborough – und er
führte mich herauf!»
    Fanny legte die Feder hin, stand auf
und kam errötend und lachend auf ihn zu. «Ich bin Lady Spenborough. How do
you do?»
    Er ergriff ihre Hand, rief aber
unwillkürlich aus: «Die Gräfinwitwe Lady Spenborough? Aber das können doch
nicht Sie ...» Verwirrt hielt er inne, begann auch zu lachen und sagte:
«Verzeihen Sie! Ich habe mir vorgestellt – nun, eine ganz andere Dame!»
    «Mit einem Turban! Serena hat es mir
erzählt. Es ist sehr schlimm von ihr, Sie an der Nase herumzuführen, Major
Kirkby. Sie wurde von diesem schrecklichen Gewitter überrascht und mußte sich
umziehen, sie war bis auf die Haut naß.»
    «Bei diesem Wetter auszugehen! Ich
hoffe, sie hat sich nicht erkältet! Das war sehr unvorsichtig.»
    «O nein! Sie verkühlt sich nie»,
antwortete Fanny gelassen. «Sie war daran gewöhnt, mit ihrem Papa bei jedem
Wetter auszureiten, müssen Sie wissen. Sie ist eine berühmte Reiterin – einfach
unerschrocken!»
    «Soviel ich gehört habe, ja. Ich
selbst habe sie nie im Sattel erlebt. Wir – wir haben einander nur in London
gekannt. Sie wohnen beide jetzt hier? Das heißt, nein! Ich glaube, sie erzählte
mir, daß Sie nur vorübergehend hier sind.»
    «Ja. Seit Lord Spenboroughs Tod
leben wir in meinem Witwenhaus in Milverley.»
    «Ach, dann war sie also nicht
gezwungen, ihr Daheim ganz zu verlassen! Ich kann mich erinnern, daß sie sehr
daran hing.» Er lächelte sie warm an. «Als ich von Lord Spenboroughs Tod las,
fürchtete ich, sie würde gezwungen sein, mit Lady – mit jemandem zu leben, der
ihr vielleicht nicht angenehm wäre! – Ich bin überzeugt, bei Ihnen, Ma'am, muß
sie sehr glücklich sein!»
    «O ja! Das heißt, ich bin sehr
glücklich», sagte Fanny naiv. «Sie ist so lieb zu mir! Ich wüßte nicht, was ich
ohne sie anfangen würde.»
    In diesem Augenblick kam Serena
herein, die kupfernen Haare immer noch feucht und wild gelockt. Als sie die
Tür schloß, sagte sie spitzbübisch: «Es ist doch infam, daß Sie gerade kommen
mußten, als ich nicht hier war, um Sie meiner Stiefmama vorzustellen, Sir! Ich
darf doch hoffen, daß sie Ihnen keine Angst eingejagt hat?»
    Er war aufgesprungen, ging auf sie
zu und hielt ihre Hand minutenlang. «Wie infam, daß du mich drangekriegt
hast!» gab er zurück und schaute sie mit einem so glücklichen Blick an, daß sie
die Augen niederschlug und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg.
    «Ich konnte der Gelegenheit einfach
nicht widerstehen! Bist du jetzt überzeugt, daß sie wirklich und wahrhaftig
mütterlich zu mir ist?»
    «Serena! Das hast du aber nicht gesagt!» rief Fanny
empört.
    Er zog Serena zu einem Stuhl neben
dem Kaminfeuer und schob ein Kissen hinter ihren Rücken, als sie sich
niedersetzte. Sie schaute zu ihm auf, um ihm zu danken, und er sagte: «Weißt
du, daß deine Haare ganz naß sind?»
    «Die werden neben dem Feuer gleich
trocken sein.»
    «Bist du immer so unbedacht? Wenn du
nur etwas mehr auf dich achtgeben wolltest!»
    Sie lächelte. «Warum? Hältst du mich
für so anfällig? Gut, daß du mich nicht gesehen hast, als ich heimkam – ich
glaube, an mir war kein Faden trocken!»
    «Dann war es wirklich gut, daß ich
dich nicht gesehen habe. Ich wäre bestimmt sehr besorgt gewesen.»
    «Fanny kann dir sagen, daß ich nie
krank bin. Verkühlst denn du dich immer, wenn du in Regen kommst?»
    «Nein, natürlich nicht! Da hätte ich
in Portugal nicht lange gelebt. Aber das ist etwas anderes – du bist ja kein
Soldat!»
    Sie sah, er würde nicht so einfach
zu überzeugen sein, daß sie keine zarte Konstitution hatte, und amüsierte sich
leicht darüber. Es war nicht unangenehm, Gegenstand einer solchen Besorgnis zu
sein, daher sagte sie nichts mehr, sondern brachte ihn dazu, von seinen
Erlebnissen im Spanienkrieg zu erzählen. Er blieb eine halbe Stunde und erhob
sich dann, sehr korrekt, um sich zu verabschieden. Als er Fanny die Hand
drückte, sagte sie mit ihrer hübschen, sanften Stimme: «Sie wissen, daß wir
offiziell noch keine Gäste empfangen können, Major Kirkby, aber wenn es Sie
nicht langweilt, an einem stillen Diner mit uns teilzunehmen, würde es uns
freuen, Sie an einem Abend bei uns zu sehen.»
    «Langweilen?!.Das wäre nur zu
schön!» sagte er. «Darf ich wirklich?»
    Die Verabredung wurde getroffen,

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