Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
Vom Netzwerk:
reuig:
«Ich war gräßlich! Widerlich! O bitte, verzeih mir!»
    «Dir verzeihen? Ich? Serena, mein
Liebling, ich komme, um dich um Verzeihung zu bitten! Daß ich mir angemaßt
habe, deine Handlungen zu kritisieren! Daß ich ...»
    «Nein, nein, ich habe dich monströs
behandelt! Bitte doch nicht du mich um Verzeihung! Wenn du nicht willst, daß
ich meinen Phaethon in Bath kutschiere, dann tue ich es nicht! So! Wird mir
verziehen?»
    Aber wie sie sah, genügte ihm das
durchaus nicht. Seine Gewissensbisse, daß er sich angemaßt hatte, seiner
Göttin Vorwürfe zu machen, konnten einzig nur durch ihr Versprechen besänftigt
werden, sie würde jederzeit genau das tun, was sie wollte. Ihr Versuch, ihn
scherzend aus seiner Stimmung übertriebener Selbstvorwürfe zu Lokken, entrang
ihm kein Lächeln; und der Streit endete damit, daß er Serenas Hände
leidenschaftlich küßte und sich verpflichtete, gleich am nächsten Tag mit ihr
im Phaethon auszufahren.

11
    Mit seiner Göttin wieder versöhnt,
konnte es dem Major nicht genügen, sie auf das Piedestal zurückzustellen, das
er ihr errichtet hatte; sein Hang zum Idealisieren forderte es, sich selbst zu
überreden, daß sie nie heruntergefallen war. Sich von der romantischen Vision
zu trennen, die er sich geschaffen hatte, wäre ihm so abstoßend erschienen,
daß er, sobald sich sein Ärger gelegt hatte – und das hatte er sehr schnell –,
daranging, sich zur eigenen Genugtuung zu beweisen, daß nicht ihr, sondern sein
Urteil falsch gewesen war. Die Frau seiner Träume konnte sich unmöglich irren.
Was ihm als Halsstarrigkeit erschienen war, bedeutete Zielbewußtsein; ihre
Mißachtung der Konventionen entsprach einer hohen Gesinnung; ihre
leichtfertige Sprache, die ihn mehr als einmal schockiert hatte, war eine
gesellschaftliche Maske, hinter der sich ernste Gedanken verbargen. Selbst
ihre leicht aufflammende Ungeduld und der Dolchblick, den er zweimal in ihren
Augen gesehen hatte, konnten entschuldigt werden. Beides kam nicht aus einem
Charakterfehler: jene war bloß das Zeichen überreizter Nerven, die durch den
Schock über den Tod ihres Vaters in Unordnung geraten waren; dieser war von
seiner eigenen ungerechtfertigten Einmischung provoziert worden.
    Nicht jeder Unterschied allerdings,
der zwischen dem Phantasiebild und der Wirklichkeit bestand, konnte
hinwegerklärt werden. Der Major besaß Verantwortungsgefühl; er war ein
ausgezeichneter Offizier gewesen, von ausgeglichener Festigkeit als Führer,
immer auf das Wohl seiner Leute bedacht und bereit, den jüngeren Offizieren zu
helfen, wenn sie seinen Rat in den privaten Schwierigkeiten suchten, die junge
Herren frisch von der Schule zu haben pflegen. Instinktiv suchte er zu helfen
und zu beschützen, und es mußte ihn natürlich verstören, als er sah, daß die
Eine, die über allen jenen stand, die er zu leiten, zu trösten, ihnen zu dienen
und sie zu schützen wünschte, so wenig Neigung zeigte, sich auf ihn zu
verlassen und ihm ihre Sorgen anzuvertrauen. Weit entfernt davon, Führung zu
suchen, neigte sie vielmehr dazu, ihrer gesamten Umgebung ihren Willen
aufzuzwingen. Sie war ebenso gewohnt zu befehlen wie er, und da sie von
frühester Kindheit an ohne Mutter aufgewachsen war, hatte sie einen
ungewöhnlichen Grad an Unabhängigkeit erworben. Dies, zusammen mit einer tief
eingewurzelten Verschlossenheit, machte ihr den bloßen Gedanken, ihren Kummer
jemandem anzuvertrauen, abstoßend. Je tiefer sie fühlte, um so schnippischer
wurde sie; jeder Versuch, sie mit Mitgefühl zu überschütten, ließ sie erstarren
und sich mit Spott panzern. Was das Schutzbedürfnis betraf, rühmte sie sich,
daß sie sehr wohl imstande sei, sich um sich selbst zu kümmern; und wenn es
darauf angekommen wäre, ihr einen Dienst zu erweisen, hätte sie zwar dankbar,
aber entschieden gesagt: «Danke! Du bist viel zu gut zu mir – aber weißt du,
ich kümmere mich um solche Sachen immer lieber selbst.»
    Das hatte er alles nicht gewußt.
Fanny, die seine Verblüffung verstand, versuchte ihm Serena zu erklären.
«Serena besitzt soviel Geistesstärke, Major Kirkby», sagte sie sanft. «Ich
glaube, ihr Geist ist genauso stark wie ihr Körper, und der ist wirklich sehr
kräftig. Ich war immer ganz erstaunt, daß sie von all den Dingen, die sie unternahm,
nie erschöpft war, denn mit mir ist das ganz anders. Aber ihr ist nichts
zuviel! Genauso war es mit Lord Spenborough. Die anstrengendste Jagd den
ganzen Tag über machte sie beide bloß

Weitere Kostenlose Bücher