Georgette Heyer
spreche man von nichts anderem, und das
glaube ich gern!»
«Rotherham hat es dir geschickt?»
brachte er heraus, ebenso erstaunt wie unangenehm berührt.
«Ja. Warum nicht? Oh, bist du bös,
weil er mir einen Brief geschrieben hat?» zog ihn Serena auf. «Das brauchst du
nicht zu sein. Nicht einmal der eifersüchtigste Liebhaber der du hoffentlich
nicht bist – könnte an diesem einen Blatt Anstoß nehmen! Er ist der schlechteste
Briefschreiber, den es gibt, denn alles, was er mir zu sagen hat, ist
folgendes: < Meine liebe Serena, falls es Dir noch nicht untergekommen ist,
sende ich Dir Lady C. Lambs jüngsten Versuch, die Gesellschaft gegeneinander aufzuhetzen. Es
gelingt ihr wunderbar. Man spricht von nichts anderem. Die Lambs hoffen, sie
endlich loszuwerden, aber W. Lamb hält fest zu ihr. Nebenbei bemerkt, wenn der
letzte Brief Glenarvons in diesem eigenartigen Erguß eine Kopie des Originals
sein sollte, wirst Du zugeben müssen, daß ich an Unhöflichkeit überboten
wurde. Ich denke daran, eventuell nach Claycross zu fahren, und würde dann möglicherweise
kommende Woche nach Bath kommen. Der Deine, etc. Rotherham. > Du wirst
zugeben, daß nichts darin steht, was deinen Zorn erregen könnte!» sagte Serena
und warf den Brief auf den Tisch. «Außer», fügte sie nachdenklich hinzu, «daß
es mir lieber wäre, er käme nicht nach Bath. Er müßte notgedrungen unser
Geheimnis entdecken, mein Liebster, und wenn er in einer seiner unangenehmen
Stimmungen daherkommt, kann man nicht voraussagen, wie peinlich er es eventuell
für uns gestalten will. Ich werde ihn abwimmeln.»
«Es wäre mir lieber, du tätest das
nicht!» antwortete er. «Was mich betrifft, würde ich ihn lieber ins Vertrauen
ziehen, wenn auch nur aus dem Grund, damit ich das Recht habe, ihn zu
informieren, daß ich persönlich ihm nicht sehr verbunden bin, wenn er dir einen
Roman schickt, den du als < ziemlich intim > beschreibst.»
«Guter Gott, wenn du so humorlos
bist, dann werde ich ihn erst recht abwimmeln!» rief sie. «Wie kannst du nur so
komisch sein, Hector? Glaubst du denn, daß ich vielleicht eine unschuldige
Calantha bin? Das weiß Rotherham besser!»
«Wie bitte?!» fragte er scharf.
«Nein, nein, bitte ...!» warf Fanny
flehend ein. «Major Kirkby, Sie irren – Serena, überlege dir doch, was du
sagst, Liebste! Wirklich, deine Lebhaftigkeit führt dich manchmal zu weit!»
«Sehr wahrscheinlich! Aber es ist
besser, wenn Hector lernt, das, was ich sage, nicht im schlimmsten Sinn
auszulegen!» gab Serena zurück und war ziemlich rot.
Er sagte rasch: «Verzeihung! Ich
wollte nicht – Guter Gott, wie könnte ich denn ...? Wenn du keine unschuldige
Calantha wärst, wie du es ausdrückst – jetzt friß mich nur nicht auf! –, bin
ich überzeugt, du wärst ebenso empört wie ich über die Ungehörigkeit, daß
jemand es wagt, dir ein solches Buch zu schicken! Wirf es weg, und denken wir nicht
mehr daran. Es kann dir doch unmöglich gefallen, deine Freunde an den Pranger
gestellt zu sehen!»
«Nun, das geht entschieden über das
Maß des Erträglichen!» erklärte Serena, zwischen Ärger und Belustigung
schwankend. «Meine Freunde! Die Bande aus dem Melbourne House! Hältst du mich
für eine Whig? Oh, das ist doch die größte Beleidigung! Ich weiß nicht, was ich
dir dafür antun soll!»
Eine scherzhafte Antwort hätte die
Harmonie wiederhergestellt. Aber der ausgeprägte Sinn des Majors für Anstand
war zu sehr verletzt worden, als daß er Humor aufbringen konnte. Er nahm ihre
Bemerkung ernst und bemühte sich, ihr seine Gefühle klarzumachen. Sie wurde
ungeduldig, weil sie ihn für prüde hielt, und nur der Eintritt Lybsters, der
Briefe brachte, die vom Postamt geholt worden waren, verhinderte einen
lebhaften Streit. Serena brach ab und sagte kühl: «Ah! Sollte mir meine Tante
geschrieben haben, dann erfahren wir vielleicht, ob Lord Poulet Lady Smith
Burgess heiratet, oder ob es nichts als ein Gerücht war. Lieber Himmel! Gleich
sieben Briefe für uns zwei!» Sie reichte Fanny einige und warf einen Blick auf
die Absender ihrer Post. Ihre Augen blitzten schelmisch auf; sie warf dem Major
einen herausfordernden Blick zu. «Das Thema meiner Korrespondenz kann ich erraten.
Ich kann die Briefe ebensogut erst aufmachen, wenn du fort bist, glaube ich. Du
hast jedoch hoffentlich nichts dagegen, wenn ich nachschaue, was mir meine
Tante mitzuteilen hat. Anscheinend sehr viel – bin ich froh, daß sie frankiert
hat, sonst wäre ich
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