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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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ruiniert!»
    Er antwortete nicht, sondern ging
zum Fenster und schaute sehr ärgerlich drein. Plötzlich brach Serena in
Gelächter aus. «O Hector! Du bist vollkommen ins Unrecht gesetzt! Nein, nein,
schau nicht so steif drein! Es ist zu komisch! Meine Tante schreibt, daß sie
mir Glenarvon schickt! Sie sagt, ich würde hingerissen sein!»
    Es war wirklich zu komisch. Wider
Willen mußte er lachen. Sie streckte ihm lächelnd die Hand hin, er küßte sie
und murmelte: «Vergib!»
    Sie drückte seine Hand. «Ach, Unsinn!
So eine närrische Zänkerei! Schauen wir lieber, was mir meine Tante zu sagen
hat: Lady Cowper schaut ganz zermürbt und verschreckt aus – das wundert mich
nicht, und ich werde deshalb keine Träne vergießen. Ich glaube, sie war von
Anfang an die Feindin von Lady Caroline, und ich halte sie für ein falsches,
boshaftes Frauenzimmer, trotz all ihres Lächelns und ihres freundschaftlichen
Getues. Oh, Theresa war so nett, mir einen Schlüssel zu dem Buch zu schicken!
Fanny, sie glaubt, Lady Morganet sei nicht ganz das Porträt von Lady
Bessborough, sondern zu einem guten Teil sei die Herzogin von Devonshire
hineingemischt. Nun – wenn man schon seinen Gatten in einen Roman stellt, dann
wäre es vermutlich viel zu nett, die eigene Mama und die eigene Tante herauszulassen
– selbst wenn die Tante tot ist und sich nicht mehr wehren kann!» Sie überflog
die eng beschriebenen Blätter, lachte, faltete den Brief zusammen und legte ihn
beiseite. «Der Rest ist bloßer Londoner Klatsch und kann warten. Hector, wo
liegt Stantondrew? Man sagte mir, ich solle nicht versäumen, es zu besuchen,
Druidengräber oder so etwas. Wenn ich mich verpflichte, brav neben Fanny im
Landauer zu sitzen – wirst du uns hinbegleiten?»
    Er stimmte gern zu, versprach,
herauszufinden, wo der Ort lag, und verabschiedete sich bald darauf. Kaum hatte
er das Haus verlassen, sagte Serena: «Ich wollte dir den Rest des Briefes
meiner Tante nicht vorlesen, solange Hector hier war, denn er kennt die Leute
nicht, über die sie schreibt, und es hätte ihn bestimmt sehr gelangweilt. Meine
Liebe, woher hat er bloß seine veralteten Anschauungen? Von seiner Mutter
vermutlich – sie ist das Bild provinzieller Ehrbarkeit! Arme Frau! Sie tut mir
leid – aber vermutlich nicht mehr, als sie sich selber leid tut! Es muß eine
Prüfung des Schicksals für sie sein, ein solch loses Geschöpf wie mich als
Schwiegertochter angedreht zu kriegen!»
    Fanny, deren zärtliches Herz sich
krümmte, wenn sie an die Schwierigkeiten dachte, die vor dem Major lagen,
sagte: «Wirklich, Serena, du hast dich nicht so benommen, wie du solltest! Ich
konnte nicht umhin, zu denken, daß ihm seine Gefühle bei dieser Gelegenheit
alle Ehre machten!»
    «Wirklich?» sagte Serena überrascht.
«Ich hingegen dachte, sie zeigten, daß er geradezu mittelalterliche Ansichten
hat. Aber lassen wir das! Meine Tante gibt mir eine bezaubernde Schilderung von
den Fortschritten des Laleham-Frauenzimmers – oder auch den Rückschritten! Ich
weiß nicht, was von beidem es eigentlich ist. Hör nur!» Sie nahm den Brief Lady
Theresas auf und las vor. «Es ist jetzt einfach unmöglich, eine Begegnung mit
der Laleham-Kreatur zu vermeiden, die man einfach überall trifft. Du hättest
Deinen Spaß an einer Komödie gehabt, die sich vergangene Woche bei einer
Gesellschaft von Mrs. Egerton abgespielt hat. Die Kreatur war mit Miss Laleham
da – die meiner Meinung nach zwar ganz nett aussieht, aber noch lange keine
Schönheit ist – und war in gehobenster Stimmung. Als der H. von Devonshire
hereinkam, richtete sie es wohlüberlegt so ein, daß sie ihm in den Weg geriet,
behauptete, ihn bei dem Salmesbury-Kotillonball kennengelernt zu haben, und
überschüttete ihn mit kriecherischer Höflichkeit. Er aber, der – wie Du Dir
vorstellen kannst – nicht ein Wort davon hören konnte, ließ ihr nicht mehr als
eine Verbeugung zuteil werden und ging weiter. Sie mußte auf einen bloßen
Marquis zurückgreifen – Rotherham, der ihr den Gefallen tat, etwa zehn Minuten
bei ihr stehenzubleiben und Miss Laleham zu bemerken. Da jedoch dann seine
Aufmerksamkeit von Mrs. Martindale in Anspruch genommen wurde, war der Abstieg
der Kreatur auf der gesellschaftlichen Leiter rapid, da nicht ein einziger
Earl anwesend war und als einziger Viscount der Lord Castlereagh, an den sie
sich aus gutem Grund nicht heranzumachen traute. Eine Handvoll schäbiger
Barone, noch dazu alle verheiratet, drückte sie auf das

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