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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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einer
Tochter gekommen war, die jeglichen Sinn für Anstand verloren hatte. Es blieb
Nell überlassen, Selina auszufragen. Sie tat dies mit ruhiger Kälte, was sie
viel stärker einschüchterte als die Scheltreden ihrer Mutter.
    Letty hatte
Catworth das Halsband am gleichen Tag verkauft, an welchem sie mit ihrer
Cousine das Hochzeitsgeschenk für Fanny aussuchte. Sie hatten die Equipage vor
dem Pantheon entlassen und dem Kutscher befohlen, sie bedeutend später bei
Gunter am Berkeley Square wieder abzuholen. Nachdem sie zwei dichte Schleier
gekauft hatten, waren sie in einer Droschke in die Cranbourn Alley gefahren.
Sie hatten von der Existenz der Firma Catworth und Sohn dadurch erfahren, daß
sie dem Droschkenkutscher sagten, er solle ihnen einen Juwelier empfehlen, der
sich nicht der Kundschaft von Personen der vornehmen Welt erfreue. Während
Letty das Geschäft mit dem jüngeren Catworth durchführte, war Selina in der
Droschke sitzengeblieben, weil der Kutscher, als sie ihm befahlen, vor dem
Geschäft zu warten, seinem Wunsch in dringender Form Ausdruck gegeben hatte,
auf der Stelle bezahlt zu werden; scheinbar verdächtigte er sie, ihn um den
Fahrpreis prellen zu wollen. Nach dem Verkauf des Halsbands brauchten sie nur
noch eines für die Entführung. Und das war der Bräutigam, welcher sich damals
noch außerhalb Londons befand.
    An diesem
Punkt der Erzählung rief Mrs. Thorne: «Sag uns nur nicht, daß sich Allandale
bereit erklärt hat, sie mit nur zweitausend Pfund zu heiraten.»
    «Aber,
Ma'am, Sie können doch nicht annehmen, daß sich Mr. Allandale für eine
derartige Sache überhaupt gewinnen ließe», sagte Nell.
    «Nein, er
wußte von nichts», bestätigte Selina. «Letty sagte, sie wolle ihm weismachen,
sie hätte das Geld von ihrer Taufpatin bekommen, da er der Ansicht sein könnte,
sie hätte das Halsband nicht nehmen sollen.»
    Die beiden
Mädchen hatten sich, nach vorhergehender Verabredung, am Nachmittag getroffen.
Sobald sie Martha losgeworden waren, was sie deshalb taten, weil Letty sie, mit
ganz ungewohnter Rücksichtnahme, vor jedem Tadel zu schützen wünschte, hatten
sie alle erforderlichen Gegenstände eingekauft, die Letty nicht in ihr Paket
hatte packen können. Hierauf brachten sie alles auf den Bryanston Square, um
es in einem alten Mantelsack ihres Papas zu verstauen. Schließlich hatte sich
Letty in einer Droschke zu Mr. Allandales Wohnung in der Ryder Street begeben.
«Aber Sie werden sie dort doch nicht erwischen», sagte Selina mit einem letzten
Aufflammen ihres Trotzes, «denn das war bereits vor vielen Stunden, und Sie
können sich darauf verlassen, daß sie jetzt viele Meilen weit weg sind.»
    Dies
erschien Mrs. Thorne, die vor Entsetzen stöhnend in ihren Stuhl zurücksank, nur
allzu wahrscheinlich. Nell war hoffnungsvoller. Nachdem Selina mit der Drohung
zu Bett geschickt worden war, daß sie zum Abendbrot nur Wasser und Brot
erhalten werde und daß ihr am nächsten Morgen ein Verhör ihres Papas
bevorstehe, was ihre sichere Verbannung in ein Internat für junge Damen in
Bath auf unbestimmte Dauer zur Folge haben werde, erhob sich Nell und erklärte,
sie wolle sich unverzüglich in die Ryder Street begeben.
    «Ach, was
nützt das denn, meine Liebe?» jammerte Mrs. Thorne. «Sie hörten doch, was mein
verworfenes Kind sagte. Sie sind nach Gretna Green gefahren, verlassen Sie
sich darauf.»
    «Ich würde
es ihm nie zutrauen. Es war zweifellos Lettys Plan. Ich wäre aber sehr
erstaunt, wenn auch Mr. Allandale dazu bereit wäre. Nein, er würde niemals
etwas Derartiges tun! Ich glaube zuversichtlich daran, daß er es nie tun
würde.»
    «Du meine
Güte, Lady Cardross, wohin sollten sie sich sonst wenden? In England können
sie nicht getraut werden, da Letty minderjährig ist und eine Speziallizenz
brauchte, und weiß Gott was noch alles. Mein Gott, er wird ihr doch nieht
erlaubt haben, von zu Hause durchzubrennen, ohne zu beabsichtigen, sie
unverzüglich zu heiraten?»
    «Ich glaube
nicht, daß er von der ganzen Sache etwas wußte», erklärte Nell. «Bedenken Sie
nur, Ma'am: er ist ein wohlerzogener junger Mann mit überlegenem Verstand und
außerordentlich hohen Moralbegriffen. Ich bin vollkommen überzeugt, er würde
nicht einen Augenblick daran denken, mit einem Kind in Lettys Alter
durchzugehen. Und überdies bei Lettys großem Vermögen. O nein, das könnte er
nicht – Wenn ihn seine eigene Anständigkeit nicht davor bewahrte, hielte ihn
schon das Bewußtsein zurück,

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