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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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mir», sagte Mr. Allandale gemessen, «daß sie gerade das allen
andern Dingen vorzöge.»
    «Und was,
zum Teufel, stellen Sie sich vor, weiß dieses junge Ding davon?» fragte
Cardross.
    «Ich wurde
von glaubwürdiger Seite dahingehend informiert», erklärte Mr. Allandale, «daß
das Klima in Rio gesund und äußerst bekömmlich ist.»
    «Ach,
nehmen sie doch Vernunft an», sagte Cardross, dem die Geduld riß. «Entsprang
diese Wahnsinnsidee Ihrem oder Lettys Kopf? Hat sie Sie nicht auch veranlaßt,
heute zu mir zu kommen, oder – nein, es war ganz selbstverständlich Lettys
Idee! Sie wenigstens können nicht geglaubt haben, daß auch nur die
allergeringste Möglichkeit besteht, ich könnte einem so unsinnigen Plan
zustimmen.»
    «Nein»,
sagte Mr. Allandale. «Ich muß gestehen, daß ich wenig Hoffnung hatte, die
Zustimmung Eurer Lordschaft zu erlangen. Ich bin mir völlig klar darüber, daß
dieser Plan in Ihren Augen völlig unsinnig erscheinen muß.»
    «Und wie
erscheint er in Ihren eigenen?» erkundigte sich der Earl neugierig. «Sie sind
schließlich länger als ein Jahr mit meiner Schwester bekannt.»
    «Handelte
es sich nicht um die Weigerung Eurer Lordschaft, meiner Werbung zuzustimmen,
dann würde ich keinen Augenblick zögern, Lady Letitia zu bitten, mich als meine
Frau nach Brasilien zu begleiten.»
    «Zum
Teufel, das würden Sie nicht!»
    «Meiner
Ansicht nach ist sie jeder Situation gewachsen»,
sagte Mr. Allandale hingebungsvoll. «Ich gestehe jedoch, daß sich mein ganz natürliches
Gefühl der Freude über meine Ernennung unverzüglich verdüsterte – ich möchte
fast behaupten, sie verschwand –, als mich dieselben Zweifel zu quälen
begannen, denen Eure Lordschaft jetzt zum Opfer fielen. Ich konnte nicht
glauben, daß ein so behütet aufgewachsenes Mädchen – noch dazu in so zartem
Alter – die verschiedenen negativen Begleiterscheinungen, die mit meiner
Ernennung verknüpft sind, ohne eine gewisse Bangigkeit betrachten könnte. Die
Beschwerlichkeiten einer langen Seereise! Das Leben unter Ausländern! Die
Trennung von ihren Verwandten! Ich kann Ihnen versichern, Sir, daß ich ihr jede
dieser unangenehmen Möglichkeiten und Tatsachen, sowie sie mir einfielen, unverzüglich
mitteilte. Ihr Mut erwies sich aber als unvergleichlich! Sie erklärte immer
wieder: welche Schwierigkeiten auch auftreten mögen, sie wolle ihrer nicht achten! Obwohl ich nicht
annehme, daß irgendeine
Gefahr zu befürchten ist, würde sie ihr doch mit demselben Mut und demselben
Vertrauen begegnen, die sie dadurch beweist, daß sie einen Mann, dessen Erfolge im Berufsleben
von seinen eigenen Fähigkeiten und Bemühungen abhängen, für würdig hält, mit
ihrer Hand zu beschenken.»
    Die
Erinnerung an seinen eigenen Mut überwältigte Mr. Allandale derart, daß ihm die
Stimme versagte und er sich gezwungen sah, sich kräftig zu schneuzen. Der
Eindruck, den seine Worte machten, veranlaßte Cardross, erbittert und gereizt
zu sagen: «Ich nehme an, daß Letty Ihnen das alles vorgesagt hat.»
    «Ja»,
erwiderte Mr. Allandale schlicht.
    «Hat sie
Sie auch dazu verleitet, heute mit dieser phantastischen Werbung zu mir zu
kommen?»
    «Sie
rechnete bestimmt damit, daß wir jetzt, mit meinem gesicherten Avancement, auf
eine nachgiebigere Haltung Ihrerseits hoffen dürfen», gab Mr. Allandale zu.
    Der Earl
betrachtete ihn ziemlich grimmig von Kopf bis Fuß. «Sie dachten das aber
bestimmt nicht, Mr. Allandale, nicht wahr?»
    «Nun ja ...»
    «Es scheint
mir, verehrter Herr, daß Sie Wachs in den Händen meiner Schwester sind. Das ist
ein Umstand, der mich mit tiefster Besorgnis erfüllt. Ich kenne Letty und
weiß, daß sie ebenso eigensinnig wie flatterhaft ist. Es ist gar nicht
abzusehen, welchen Streich sie sich als nächsten ausdenkt. Und sie wird nicht
zögern, Sie so lange zu bestürmen – bis sie Sie überredet hat! Allerdings
könnte ich diesbezüglich eine Vermutung bedenkenlos wagen.»
    «Falls Sie
meinen, Sir, ich könnte dazu veranlaßt werden, mit Lady Letitia durchzubrennen,
mögen Sie ganz beruhigt sein», erwiderte Mr. Allandale errötend. «Selbst wenn
ich kein Mann von Ehre wäre, würden es mir meine finanziellen Verhältnisse
verbieten, mich auf ein Abenteuer so unerlaubter Natur einzulassen.» Er holte
tief Atem und fuhr mit einiger Schwierigkeit fort: «Mylord, Sie waren
freundlich genug, mich davon freizusprechen, darauf aus zu sein, eine reiche
Erbin zu angeln – wie Sie es auszudrücken beliebten. Und

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