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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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das ist die reine
Wahrheit, denn ich hatte mich in der Tat niemals mit Heiratsgedanken getragen,
ehe ich Lady Letitia kennenlernte. Meine verwitwete Mutter ist – obwohl sie
sich des Besitzes einer ansehnlichen Leibrente erfreut – völlig außerstande,
die Kosten der Erziehung meiner jüngeren Brüder und Schwestern ohne meine
Mithilfe zu bestreiten; und ehe sie nicht ordentlich versorgt sind, kann ich –
ja darf ich wahrhaftig nicht daran denken, eine Frau zu heiraten, die nicht
über ein eigenes Vermögen verfügt. Bloß ein standesgemäßes Vermögen natürlich,
das mit meinem Einkommen übereinstimmt. Ich zog niemals die Heirat mit einer
reichen Erbin in Betracht – und um die Wahrheit zu gestehen, es wäre für mich
auch zu demütigend. Man könnte aber, wie ich glaube, eine Art Vermögensverwaltung
einrichten, welche gewährleistet, daß ich nicht mehr als einen mäßigen Beitrag
als Beihilfe zu unserem Hausstand erhielte.»
    «Diese
Frage ist keineswegs vordringlich», sagte der Earl. «Bis zur Erreichung ihres
fünfundzwanzigsten Lebensjahres befindet sich das Vermögen meiner Schwester in
meinen Händen, und die Höhe ihres Nadelgeldes hängt ganz von meinem Ermessen
ab. Ich könnte es ihr, falls ich dies für richtig hielte, auch überhaupt
versagen.»
    «Es fällt
mir schwer, Sir, auch nur eine Sekunde zu glauben, daß Sie sich einer solchen
Unmenschlichkeit schuldig machen könnten», sagte Mr. Allandale in kritischem
Ton.
    «Das wäre
durchaus keine Unmenschlichkeit», erwiderte Cardross kühl. «Letty wäre nur
genötigt, weiterhin in meinem Haus zu leben und ihre Toilettenrechnungen von
mir begleichen zu lassen. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch hinzufügen,
daß ich auch jetzt ziemlich viele ihrer Rechnungen bezahlen muß. Ich fürchte,
Sie würden sie äußerst verschwenderisch finden, denn ich muß Ihnen sagen, daß
sie sich ständig in Geldkalamitäten befindet.»
    «Ich bin
mir ganz klar darüber, daß man ihr die Grundregeln der Sparsamkeit niemals
beigebracht hat», sagte Mr. Allandale steif. «Sie hat es mir selbst gesagt und
ihrem Bedauern über dieses Versäumnis Ausdruck gegeben. Sie erklärte sich aber
bereit, dies nachzuholen, und ich hoffe, ihr beibringen zu können, wie man mit
seinem Geld besser und sinnvoller umgeht.»
    «Ja, auch
ich gebe mich in optimistischeren Augenblicken dieser Hoffnung hin», erklärte
Cardross. «Gehen Sie jetzt mit Gott, füllen Sie Ihre neue Stellung nach besten
Kräften aus, und ich verpflichte mich, alles aufzuwenden, um ihr während Ihrer
Abwesenheit einige Grundregeln der Sparsamkeit beizubringen. Wer weiß?
Vielleicht ist sie bis zu Ihrer Rückkehr wirklich ein Muster der Sparsamkeit
geworden.»
    Mr.
Allandale erhob sich und trat ans Fenster. Während er blicklos hinausstarrte,
sagte er: «Ich glaube kaum, daß es einen Zweck hätte zurückzukehren. Natürlich
nicht, weil ich es etwa in Erwägung zöge, den Rest meines Lebens in Brasilien
zu verbringen, sondern ...» Er hielt inne und räusperte sich. «Ich kann mir
nicht schmeicheln, Lady Letitia dann noch unvermählt vorzufinden. So stark
umworben – und von Männern weit höheren Ranges, als ich je erreichen kann –,
für eine so lange Zeitspanne und durch eine so ungeheure Entfernung von mir
getrennt – nein, das hieße zuviel von ihr erwarten! Sie wird sich mit jemand
anderem vermählen.»
    «Dasselbe
Schicksal kann auch Sie selbst ganz leicht ereilen, mein Herr», bemerkte der
Earl.
    «Nein»,
sagte Mr. Allandale schlicht. Und nach einer Pause fügte er hinzu: «Meine
Gefühle sind unwandelbar. Ich gehöre nicht zu der Sorte, die sich in jedes
Mädchen verliebt. Ich glaubte, behaupten zu können, Sir, dagegen sogar gefeit
zu sein – Doch von dem Augenblick an, da ich Ihre Schwester zum erstenmal sah,
wußte ich, daß ich verloren bin. Ich kämpfte dagegen an, denn die
Unangemessenheit einer derartigen Verbindung war mir ebenso klar wie Ihnen
selbst. Doch es half alles nichts. Ich werde niemals eine andre Dame heiraten.»
    «Ach!»
murmelte der Earl und sah recht amüsiert aus. «Ich erinnere mich, vor ziemlich
langer Zeit genau dasselbe gesagt zu haben. Sie war eine bezaubernde Schönheit
– wenigstens erschien es mir so, obwohl ich mir, um die Wahrheit zu gestehen,
ihr Gesicht heute nur noch ganz vage ins Gedächtnis zurückrufen kann.»
    «Ich bin
überglücklich, zum Amüsement Eurer Lordschaft beigetragen zu haben», sagte Mr.
Allandale gemessen.
    «Nein, das
sind Sie ganz

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