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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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erklärte sie fest. «Ich hätte keine ruhige Minute mehr. Denk nur,
was passieren würde, wenn mir Cardross draufkäme.»
    «Das muß
man natürlich bedenken», gab er zu, schritt einmal durch das Zimmer und
überlegte dieses Problem. «Das Teuflische ist nur, daß ich bei den Wucherern in
keinem guten Geruch stehe. Ich würde dir das Geld im Nu verschaffen, wenn diese
Haifische nicht verdammt genau wüßten, wie unsre Angelegenheiten stehen.»
    «Sprichst
du von Geldverleihern?» fragte sie. «Ich dachte auch schon daran, ich weiß nur
nicht, wie man das anstellt, wenn man sich Geld ausleihen will. Weißt du es,
Dy? Kannst du mir's sagen?»
    Der
Viscount gehörte nicht zu jenen jungen Männern, deren Gewissen zu sehr von
Skrupeln beschwert sind, er zögerte jedoch nicht, gegen diesen Vorschlag
unverzüglich sein Veto einzulegen. «Nein, das will ich ganz gewiß nicht!» sagte
er.
    «Ich weiß,
daß man sich von Geldverleihern kein Geld ausleihen soll, aber in einem
derartigen Fall ... und wenn du mit mir kämst, Dy ...»
    «Ein netter
Bursche wäre ich, wenn ich das täte», unterbrach er sie ungehalten.
«Verwünscht, ich bin kein Heiliger, aber ich bin doch kein so verkommener
Mensch, um meine eigene Schwester einem dieser Blutsauger auszuliefern.»
    «Ist es
denn so arg? Das wußte ich nicht», sagte sie. «Wenn du sagst, ich solle es
nicht tun, werde ich mir natürlich kein Geld ausleihen.»
    «Hör mal,
Nell, ich sage es dir hiermit ausdrücklich! Überdies wäre der Teufel los, wenn
du es dennoch tätest und Cardross dir draufkäme. Es wäre überhaupt weit besser,
deinen Mut zusammenzunehmen und ihm jetzt die ganze Geschichte zu erzählen.»
    Sie
schüttelte errötend den Kopf.
    «Weißt du,
mir ist nicht recht wohl bei dem, was du getan hast», sagte Dysart sehr ernst.
«Ich habe den Eindruck, als hättest du mit ihm Streit gehabt und ihn sehr
aufgebracht. Es geht mich zwar nichts an, ich kann dein Verhalten aber nur als
hirnrissig bezeichnen!»
    «Das habe
ich doch nicht getan – es ist nicht das», stotterte sie.
    «Du mußt
etwas Derartiges getan haben», sagte er, «denn ich bin überzeugt, daß er in
dich vernarrt war.»
    Ihre Augen
erhoben sich rasch zu seinem Gesicht. «Glaubst du das wirklich, Dy? Hast du das
wirklich geglaubt?»
    «Selbstverständlich.
Du lieber Gott, was sollte man sonst denken, wenn er, kaum daß er dich zum
erstenmal sah, nichts Eiligeres zu tun hatte, als sofort um deine Hand
anzuhalten? Himmel, es gehörte doch zu den on dits der Stadt. Der alte
Cooling sagte mir, niemand hätte ihn je so rettungslos fasziniert gesehen,
gleichgültig, wer nach ihm angelte. Ich selbst dachte, er müsse im Oberstübchen
nicht ganz richtig sein», sagte der Viscount aufrichtig. «Ich will ja nicht
sagen, daß du nicht recht hübsch bist, aber ich will verdammt sein, wenn ich
wüßte, was an dir ist, um Cardross so weit zu bringen, in unsere Familie
zu heiraten.»
    «Oh,
Dysart», rief Nell mit bebender Stimme. «Du willst mich nicht ... du willst
mich nicht bloß zum besten halten?»
    Er starrte
sie an. «Hast du vielleicht auch einen Vogel im Kopf?» fragte er. «Warum, zum
Teufel, sollte er um dich angehalten haben, wenn er nicht bis über beide Ohren
in dich verliebt gewesen wäre? Du wirst mir doch nicht erzählen wollen, daß du
nicht weißt, wie völlig aus dem Gleichgewicht du ihn gebracht hast?»
    «Oh, sag
doch nicht solche Dinge! Ich dachte zuerst... aber Mama sagte mir ... erklärte
mir ... um was es sich handelt.»
    «Nun, und
um was handelt es sich?» fragte der Viscount ungeduldig.
    «Um eine
... eine Konvenienzehe», stotterte Nell. «Er war eben gezwungen, jemanden zu
heiraten und ... und er mochte mich ein wenig besser leiden als andre Mädchen
seines Bekanntenkreises und dachte, daß ich mich vielleicht ganz gut eignen
könnte.»
    «Das sieht
Mama wieder einmal ähnlich», rief Dysart. «Für uns war es eine verwünscht gute
Verbindung, doch wenn er glaubte, es sei für ihn günstig, deinetwegen
gezwungen zu sein, Unsummen an Schulden zu bezahlen – ich trage keine Bedenken,
dir zu verraten, daß mein Vater ihn tüchtig
hochnahm –, abgesehen davon, daß er sich eine Familie aufhalste, die jahrelang
finanziell so übel dran war wie wir, dann müßte er ein ausgesprochener Dummkopf
sein.»
    «Dysart»,
rief sie entsetzt.
    «Eine
Familie aufhalste», wiederholte er entschlossen. «Ich erinnere mich nicht, wann
mein Vater, vor deiner Heirat, zum letztenmal etwas Bargeld zur

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