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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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mich nur nervös. Man kann natürlich auch nie sagen, ob ich nicht plötzlich
eine Glückssträhne habe. In diesem Fall ist die Angelegenheit so gut wie
geregelt. Mir ist eingefallen, ich sollte das Hasardspiel vielleicht aufgeben
und mal versuchen, ob ich nicht mit Faro mehr Erfolg habe.»
    Hierauf
verabschiedete er sich, gab seiner Schwester einen ermutigenden Klaps und
empfahl ihr, sich die ganze Sache aus dem Kopf zu schlagen. Es gibt Menschen,
die den zynischen Standpunkt vertreten hätten, er selbst werde sie schleunigst
vergessen, doch Nell gehörte nicht zu ihnen: es kam ihr nicht einmal in den
Sinn, daß ihr geliebter Dy sie aus Indolenz oder Vergeßlichkeit ihrem Schicksal
überlassen könnte. Und sie hatte ganz recht. In Dysarts Charakter war der
sonderbare Zug einer Unbeugsamkeit festzustellen, welche ihn in den unerwartetsten
Momenten dazu verleitete, mit zäher Beharrlichkeit das Ziel zu verfolgen, das
er im Auge hatte.
    Obwohl
seine intimen Freunde behaupteten, dieser Charakterzug werde nur bei den
hirnrissigsten Unternehmungen geweckt, waren sie in einem Punkt durchaus einer
Meinung. Wenn sich nämlich eine Idee einmal festgesetzt hatte, konnte man sich
darauf verlassen, daß er auf Biegen und Brechen daran festhielt.
    Nach einem
erfrischenden Gespräch mit dem Türsteher seines Schwagers über die Chancen
verschiedener Pferde in einem bevorstehenden Rennen, war er aus dem Palais
getreten. Er blieb auf der untersten Stufe stehen und überlegte, ob es besser
wäre, eine Droschke rufen zu lassen, um
einen Blick in den Tattersall zu werfen, oder in die Conduit Street zu schlendern,
wo er bei Limmer's ganz bestimmt einige amüsante Freunde antreffen würde.
Während er noch zögerte, fegte ein von einem Fuchs gezogener Kutschierwagen um
die Ecke des Platzes, und er erkannte Cardross in dem Herrn mit dem hohen Hut
und dem hellgrauen Kutschiermantel, welcher die Zügel mit so
bewunderungswürdiger Geschicklichkeit handhabte. Er empfand zwar keine
sonderliche Sehnsucht, dem Earl zu begegnen, denn er wußte, daß er selbst
nicht zu seinen Lieblingen zählte, dennoch wartete er höflich, bis der
Kutschierwagen neben ihm hielt.
    «Hallo,
Dysart», sagte der Earl, reichte seinem Groom die Zügel und sprang vom Wagen
herab. «Bist du im Begriff, zu kommen, oder zu gehen?»
    «Wollte
eben gehen», erwiderte Dysart und blickte dem Kutschierwagen nach, der soeben
weggeführt wurde. «Hübsches Pferdchen, das du da hast, scheint eine prächtige
Gangart zu haben. Ein Waliser?»
    «Ja. Ich
bin recht zufrieden mit ihm», erklärte Cardross. «Ist ein sehr schneller Traber
und hat eine ausgezeichnete Knieaktion. Ja, er ist natürlich ein
Vollblut-Waliser. Ich erwarb ihn vorige Woche von Chesterford. Hast du Lust,
nochmals mit hineinzukommen?»
    «Nein,
danke, ich muß zu Limmer's», sagte der Viscount. Er betrachtete seinen
Schwager prüfend. Der Earl schien sich in liebenswürdiger Stimmung zu befinden.
Es war allgemein bekannt, daß er reich genug war, um sich jeden Herrensitz
kaufen zu können. Und wenn sich die geringste Chance ergab, im Handumdrehen
von ihm dreihundert Pfund zu bekommen, war der Viscount nicht der Mann, sich
eine solche Gelegenheit entgehen zu lassen. «Hättest du vielleicht Lust, mir
dreihundert zu leihen, hm?» fragte er hoffnungsvoll.
    «Dreihundert?»
    «Na, sagen
wir fünfhundert», versuchte der Viscount sein Glück, da er sich verschiedener
eigener drückender Verpflichtungen erinnerte.
    Cardross
lachte. «Sagen werde ich gerne, was du willst, ich habe aber keine Lust, dir
Geld zu leihen. Und ich wäre dir dankbar, Dysart, wenn du dich auch nicht an
Nell wenden würdest.»
    «Kommt
überhaupt nicht in Frage», sagte der Viscount und unterdrückte eine heftige
Neigung, ihm zu sagen, daß sich die Sache genau umgekehrt verhielt.
    «Schon
wieder in Schulden?» erkundigte sich Cardross. «Du solltest heiraten, verstehst
du?»
    «Darin sehe
ich keinen Sinn», erwiderte Dysart. «Täte mir keineswegs gut. Das einzige, was
geschehen sollte, ist: einen großen Coup zu landen. Ich zweifle nicht, daß es
mir gelingen wird, denn es ist nur selbstverständlich, daß sich das Glück eines
Tages wenden muß. Dennoch habe ich ernsthaft überlegt, ob ich mich nicht
lieber dem Faro zu wenden sollte. Ich glaube auch, daß ich es tun werde. Der
Teufel hat mir das ganze Jahr über arg mitgespielt.»
    Die
erstaunliche Neuigkeit, daß er im Begriff stand, seinen Lebenswandel zum
Besseren zu wenden, wurde mit

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