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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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diese
handgreiflichen Übungen,
kann mich aber ganz gehörig durchboxen, wenn es sein muß.»
    «Ich wüßte gern, was
zum Teufel Sie damit meinen, wenn Sie glauben, ich gehöre zu dem seltsamen
Schlag, der ...»
    «Sagte es
durch ein Mißverständnis», erklärte Mr. Hethersett. «Setzte mir eine Idee in
den Kopf. Dummes Zeug, so etwas!»
    «Welche
Idee?» fragte der Viscount.
    Mr.
Hethersett hüstelte sehr verlegen. Nachdem die letzte Frage mit ungeheurem
Nachdruck wiederholt wurde, sagte er: «Konnte mir nicht denken, warum Lady
Cardross Angst haben sollte, meinem Cousin ihre Schulden einzugestehen. Sie
müssen wissen, kenne Cardross sehr genau. Sind gemeinsam aufgewachsen. Bin zu
schwören bereit, er würde ihr alles geben, was sie sich wünscht. Würde
vielleicht etwas ungehalten sein, wenn sie eine Spielerin wäre, das kann es
aber nicht sein. Ich meine, sie kennt die Karten nicht auseinander. Fiel mir
ein, es könnte etwas sein, was Cardross nicht erlaubt.» Er studierte neuerdings
die Malerei seiner Schnupftabaksdose. «Könnte es ihr sogar verboten haben. Wäre
aber sehr verständlich, wenn sie es dennoch täte. Bin überzeugt, mein Cousin
würde dasselbe denken. Ganz natürliche Zuneigung, meine ich.»
    «Wollen Sie
damit andeuten, Sie dachten, meine Schwester sei deshalb im Druck, weil sie
mir Geld lieh?» fragte der Viscount.
    «War die
einzige Sache, die mir einfiel», verteidigte sich Mr. Hethersett. «Sehe jetzt
natürlich ein, habe mich geirrt.»
    Der
Viscount war eben im Begriff, ihm ungemein wirkungsvoll mitzuteilen, er sei
weit davon entfernt, für Nells Schwierigkeiten verantwortlich zu sein, und
habe nicht das geringste damit zu tun, als er sich plötzlich seiner
Verbindlichkeit ihr gegenüber erinnerte. Es stimmte zwar, daß sie diese Anleihe
zu jener Zeit nicht in Schulden stürzte; doch es stimmte ebenso, daß es ihr
dadurch unmöglich wurde, später ihre Hoftoilette aus Cantillyspitzen zu
bezahlen. Einen Moment lang fühlte er sich entsetzlich ungerecht behandelt. Sie
hatte ihm versichert, gut bei Kasse zu sein, und es war zu dumm von ihr,
anstatt nachher ein wenig sparsamer zu sein, Schulden zu machen. Er betrachtete
Mr. Hethersett mit glühenden Augen. Er hatte den Burschen nie besonders leiden
können, und der Umstand allein, daß er außerstande war, seinen gemeinen
Verdacht gebührend zurückzuweisen, ließ ihn vor Wut kochen. Er wünschte sich
nichts sehnlicher, als ihm einen gewaltigen Boxhieb zu versetzen, da es unter
diesen Umständen jedoch ebenfalls unmöglich war, mußte er sich damit begnügen,
mit eisiger Stimme zu sagen: «Nehmen Sie meinen Dank für Ihre freundlichen
Bemühungen. Und seien Sie versichert, daß keine Veranlassung besteht, sich
wegen dieser Angelegenheit weiterhin den Kopf zu zerbrechen. Ich wünsche Ihnen
eine gute Nacht!»
    Mit diesen
würdewollen Worten ergriff er Hut und Stock, verbeugte sich steif vor seinem
Gastgeber und entfernte sich.
    Mr.
Hethersett, welcher die Haustür hinter ihm schloß, blieb zurück, furchte die
Stirn und fragte sich, wie diese Affäre wohl enden werde. Von Dysarts Unschuld
nunmehr völlig überzeugt, war er dennoch zutiefst skeptisch bei dem Gedanken,
daß es ihm gelingen sollte, seine Schwester von ihren Schulden zu befreien.

7
    Einige Stunden nach diesem Gespräch
erfreute Dysart seine Schwester mit seinem überraschenden Besuch. Sie hatte
gehofft, er werde sie am heutigen Tag aufsuchen, doch da er keineswegs matinal
war, hatte sie ihn nicht früher als in den Nachmittagsstunden erwartet. Nach
einer mehr als einstündigen Promenade im Hyde Park war sie um elf Uhr in Lettys
Begleitung auf den Grosvenor Square zurückgekehrt. Der Viscount erschien in
dem Augenblick, als sie sich vom Frühstückstisch erhoben. Er lehnte ihre
Einladung zu einem Frühstück ab und sagte, er wünsche lediglich ein paar Worte
mit seiner Schwester zu sprechen. Sein Ton ermutigte Nell keineswegs zu der
Hoffnung, daß er die Lösung des Problems gefunden habe; überdies verriet ihr
seine Miene, daß sich etwas ereignet hatte, was ihn in übelste Laune versetzte.
Letty, mit ihrem beklagenswerten Mangel an Taktgefühl, teilte ihm mit, er sähe
so böse aus wie eine Katze, wenn's donnert, und fragte teilnehmend nach dem
Grund. Er erwiderte, er sei keineswegs böse, sondern wünsche nur seine Schwester
unter vier Augen zu sprechen. Da dies als derber Verweis aufgefaßt werden
konnte, nahm Letty daran unverzüglich Anstoß, worauf sich ein ungemein
lebhafter

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