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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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unbarmherzig nicht nur durch die Feldzüge des vergangenen Jahres geschleppt
wurde, sondern überdies noch Unterricht in Strategie erhielt. Zu Mr.
Hethersetts ungeheurer Überraschung schien der Viscount, den er immer für
ziemlich oberflächlich gehalten, an dem Thema nicht nur leidenschaftlich
interessiert, sondern er hatte es offensichtlich auch gründlich studiert. Mr.
Wittering, zum Rückzug gezwungen, gab zu, daß Wellington ein guter Defensivgeneral
sei. Er fügte allerdings hinzu, er wäre zu vorsichtig und bewiese bei der
Attacke nicht genügend Brillanz.
    «Was? Bei
der Attacke nicht genügend Brillanz?» fragte der Viscount. «Nach Salamanca?»
    «Nun ja,
über Salamanca weiß ich nichts», sagte Mr. Wittering unbedacht. «Ich will nur
sagen ...»
    Doch der
Viscount schnitt ihm das Wort ab. Mr. Hethersett, welcher, während die Armeen
um ihn herummanövrierten und der Viscount unsichtbare Linien mit der Spitze
seines Stockes auf dem Pflaster zog, ebenso geduldig wie gelangweilt
dabeistand, überlegte, daß es Mr. Wittering von nun an unmöglich sein werde –
falls er nur einigermaßen aufrichtig war – zu erklären, er wisse nichts über
Salamanca. Als Dysart vom Allgemeinen auf das Spezielle überging und von Le
Marchants Angriff sprach, tat er dies mit so viel Enthusiasmus, daß Mr.
Hethersett sich zu der Erklärung veranlaßt sah, er wisse darüber so viel, als
hätte er selbst daran teilgenommen.
    «Beim Zeus!
Ich wollte, ich wäre dabeigewesen!» rief Dysart impulsiv.
    «Weiß
Gott», sagte Mr. Wittering und begann sich zu verabschieden, «du müßtest in die
Armee eintreten, Dy. Ich würde mich nicht wundern, wenn du General würdest. Geh
nur und sag der alten Hakennase, was er deiner Meinung nach tun soll. Man kann
nie wissen, was ihn dazu bewegen könnte, sein Winterquartier abzubrechen, ehe
der Sommer ganz vorbei ist.»
    Nach diesem
Partherpfeil, der mitten ins Schwarze traf, schritt er die Straße hinab und
überließ es dem Viscount, Mr. Hethersett zu erklären, daß die fehlenden
Nachrichten aus Wellingtons Hauptquartier zweifellos auf einen neuen brillanten
Feldzug hindeuteten, wahrscheinlich in völlig unerwarteter Richtung. «Jeder
glaubt, er beabsichtigt wieder nach Madrid zu marschieren, aber denken Sie an
meine Worte, er wird sich nach Norden wenden! Diesmal hat er seine Pläne streng
geheimgehalten, aber ich habe mit einem meiner Cousins gesprochen. Kennen Sie
meinen Cousin Lionel?» Mr. Hethersett glaubte nicht, das Vergnügen zu haben.
«Diente auf einer unserer Fregatten», sagte der Viscount. «Wurde vor einem
Monat nach Hause geschickt. Krankenurlaub. 's ist sonnenklar, daß diesen Burschen
befohlen wurde, ihr Mundwerk zu halten, eine Sache entschlüpfte ihm aber
dennoch: wir haben Vorräte längs der nördlichen Küste gelandet. Sie können ja
sagen, sie wären für die Guerillakämpfer Longas bestimmt, wenn Sie wollen, aber
es sieht nicht so aus. Kein Grund, es geheimzuhalten, wenn das alles wäre.»
    Mr.
Hethersett machte sich diese Erlaubnis nicht zunutze, sondern sagte statt
dessen, während er das Profil seines hochgewachsenen Begleiters neugierig
musterte: «Warum treten Sie eigentlich nicht in die Armee ein?»
    «Ach, ich
weiß selbst nicht», erwiderte Dysart, zu seiner üblichen Sorglosigkeit
zurückkehrend. «Ich dachte schon einmal, daß es mich freuen würde, aber ich
glaube, ich werde es doch nicht tun. Außerdem will mein Vater nichts davon hören.»
    Mr.
Hethersett verfolgte dieses Thema nicht weiter. Er war nur zu dankbar dafür,
daß seine Frage den Wunsch des Viscount doch etwas gedämpft hatte, vergangene
Schlachten nochmals durchzukämpfen. Und nun hatten sie auch seine Wohnung
erreicht. Er führte seinen Gast in das behagliche Wohnzimmer, welches er neben
der Eingangstür des Hauses gemietet hatte, bat ihn, Platz zu nehmen, und
brachte von einem mächtigen Büfett eine Flasche geschmuggelten französischen
Cognac.
    «Brandy?»
fragte er. «Mische Ihnen einen Fuller Earth, wenn Sie das vorziehen; habe auch
einen recht trinkbaren Madeira hier.»
    Der
Viscount sagte, er würde sich einen Brandy genehmigen. Er sah zu, wie Mr.
Hethersett etwas Cognac in zwei schwere Gläser goß, und bemerkte mit
gewinnender Aufrichtigkeit, der Teufel solle ihn holen, wenn er wüßte, was Mr.
Hethersett von ihm wolle. «Dachte zuerst, Sie hätten ein wenig zu tief ins
Gläschen geschaut, aber das scheint nicht der Fall zu sein», sagte er.
    Mr.
Hethersett reichte ihm ein Glas.

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