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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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Todesängste
ausstand, denn sie trödelte so lange herum, daß es fast
aussah, als würden sie und Fanny vor deiner Ankunft nicht weggefahren sein.
Wie bezaubernd du aussiehst! Mr. Allandale wird einfach hingerissen sein!»
    «Wenn er
kommt», sagte Letty. «Ich bat ihn ausdrücklich, mich heute hier zu treffen,
aber vielleicht wird es ihm nicht möglich sein. Wenn etwas
Dringendes zu erledigen ist, könnte er den ganzen Tag im Außenamt festgehalten
werden, verstehst du? Aber wäre es ihm dann nicht doch möglich gewesen, mir
eine Zeile zu schreiben?»
    Miss Thorne
war der festen Überzeugung, Mr. Allandales Macht der Gefühle würde alle
Hindernisse beseitigen. Sie zog Letty ans Fenster, um nach ihm
Ausschau zu halten, denn sie hatte die Absicht, hinunterzulaufen,
um ihn persönlich einzulassen, ehe er Zeit hatte, die Dienerschaft durch den
Türklopfer von seiner Anwesenheit in Kenntnis zu setzen. «Es
wäre verhängnisvoll, wenn Mama entdecken würde, daß er hier war.
Wird ihr Verdacht einmal erweckt, kannst du dich darauf verlassen, daß sie
unverzüglich zu deinem Bruder ginge, da sie mit dieser Verbindung
ebensowenig einverstanden ist wie er. Sie hat erst gestern darüber gesprochen,
nannte es eine unerhört schlechte Partie und fragte sich, wie Mr. Allandale nur
so anmaßend sein könne. Ich hielt die Augen gesenkt und meine Gedanken tief im
Busen verschlossen, aber du kannst dir wohl ausmalen, was ich fühlte, als ich
solche Worte von jemandem hören mußte, den ich stets für gefühlvoll hielt. Oh,
meine liebste Letty, ich habe mir zugeschworen, sollte mein Einfluß dich vor
dem Jammer retten
können, dem Stolz und dem Ansehen geopfert zu werden, so will ich es nicht
daran fehlen lassen!»
    Letty
dankte ihr, meinte jedoch, ihrer Erfahrung nach sei es sehr unwahrscheinlich,
daß Cardross auf ihren Rat hören würde, und es gäbe tatsächlich nichts, was sie
unternehmen könnte, um dieses edle Ziel zu erreichen. Miss Thorne, welche die
Rolle der Zwischenträgerin, die ihr so plötzlich zugefallen war, mit ungeheurem
Enthusiasmus aufgegriffen hatte, war jetzt völlig entmutigt. Nach einiger
Überlegung sah sie sich gezwungen zuzugeben, daß die Mittel, die einer jungen
Dame von siebzehn Jahren zur Verfügung standen, um einem grausam verfolgten
Liebespaar zu helfen, sehr gering waren. In der Geborgenheit ihres Schlafzimmers
gelang es ihr, die bezauberndsten Romanzen auszuspinnen, in welchen sie stets
eine führende und oft auch ungemein heroische Rolle spielte. «Du edelmütiges
Wesen! Wir verdanken dir alles!» erklärte dann Mr. Allandale, welcher Letty am
Vorabend ihrer Vermählung. mit einem Edelmann, der ein ausschweifendes Leben
führte und den ihr Bruder für sie ausgewählt hatte, durch einen Geistlichen –
den die Findigkeit ihrer ergebenen Cousine in den frühen Morgenstunden in das
Haus geschmuggelt hatte – angetraut worden war. In diesen phantastischen
Romanzen überwand Selina alle Schwierigkeiten, indem sie sie einfach
ignorierte. Doch bei nüchternem Tageslicht war sie nicht so sehr in ihren
Träumen befangen, um nicht zu erfassen, daß ihren Ambitionen in dieser
bedrückend alltäglichen Welt gewisse unüberwindliche Hindernisse im Wege
standen, unter welchen Mr. Allandale selbst nicht das geringste war. Obwohl
Letty die Schönheit dieser Hochzeitsszene in einem von einer einzigen Girandole
– die ihre Cousine hielt – schwach beleuchteten Zimmer blitzartig erkennen
würde, bedürfte es wahrscheinlich großer Überredungskünste, um den feurigen
Geliebten zu veranlassen, sich zu einem so inkorrekten Betragen zu überwinden.
Und was den nun einmal unentbehrlichen Geistlichen anbelangte, konnte nicht der
romantischeste Optimist annehmen, daß Reverend William Tuxted – zufällig der
einzige Geistliche, den Selina gut kannte – durch irgendein Mittel dazu
verleitet werden könnte, seine Rolle in dieser Liebesaffäre zu spielen.
    So düster
diese Erwägungen auch waren, vermochten sie Selina doch nicht
längere Zeit zu bedrücken. Lettys Liebesgeschichte erhob sich zwar nicht bis
zum Kulminationspunkt eines Dramas, war aber dennoch eine äußerst
romantische Angelegenheit. Und es lag ein gewisser Trost in dem
Gedanken, daß es ihr ohne die Unterstützung ihrer Cousine ungemein schwergefallen
wäre, eine heimliche Begegnung mit ihrem Anbeter herbeizuführen.
Selinas gute Dienste waren leider nicht beansprucht worden, um die Vermählung
ihrer älteren Schwestern zu fördern; und ihrer Meinung

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