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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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trotz allem, was er sagen mag, zu heiraten.»
    Er erhob
sich und begann im Zimmer auf und ab zu schreiten, während er mit der Faust
auf seine Handfläche schlug. «Wenn es bloß möglich wäre!
Ich weiß nicht recht wieso, aber durch meine Ernennung und meine weiteren
Aussichten, die ich mich nicht scheue, als hervorragend zu bezeichnen, halte
ich mich ebenfalls für gerechtfertigt – aber es hat ja keinen Sinn. Die
Umstände haben uns völlig in seine Macht gegeben.»
    «Was?!» rief Letty.
«Ausgeschlossen! Ich bin in niemandes Macht, und ich hoffe, du bist es
ebensowenig.»
    «Du bist
noch minderjährig», sagte er düster.
    «Ach, nun
ja, gut», gab sie zu. «Aber wenn wir verheiratet wären, sähe er sich gezwungen,
es mit Fassung zu ertragen, denn es wäre ihm äußerst unangenehm, einen Skandal
heraufzubeschwören.»
    Er
antwortete nicht gleich. Als er sodann das Wort ergriff, war es im Ton tiefster
Demütigung; es war, als müßte er sich jedes Wort abringen. «In seiner Macht –
denn ich bin außerstande, eine Frau zu erhalten. Und deshalb ist meine Lage
auch so hoffnungslos.»
    «Ich würde
versuchen, nicht verschwenderisch zu sein», erbot sich Letty.
    Er warf ihr
einen warmen Blick zu, doch dann sagte er: «Du bist gewöhnt, die Schönheiten
des Lebens zu genießen. Wie die Dinge jetzt liegen, kann
ich dir nicht einmal die primitivsten Bequemlichkeiten bieten. Würde ich dich
dem Schutz deines Bruders entziehen, nur um dich in eine Situation zu bringen,
in welcher du gezwungen wärest, die äußerste Sparsamkeit walten zu lassen, so
wäre dies die Tat eines Schurken. Das darf ich – das will ich nicht tun!»
    «Nein, denn
ich glaube nicht, daß ich ungeheuer sparsam sein könnte», stimmte Letty zu und
überlegte diese Sache völlig unparteiisch. «Aber wir könnten von dem leben, was
ich einmal bekommen werde, nicht?»
    «Und Geld
auf dein Vermögen leihen? Nein, und tausendmal nein», erklärte Mr. Allandale
mit allen Anzeichen des Widerwillens.
    «Aber,
genau das macht doch Nells Bruder», wendete Letty ein. «Ich weiß zwar nicht,
wie es ihm gelingt, aber wenn er es kann, kann ich es bestimmt auch, denn meine
Vermögensverhältnisse sind weit besser als die seinen.»
    «Schlag dir
das ruhig aus dem Kopf», sagte Mr. Allandale, der bei der erschütternden
Vorstellung, Schulden zu machen, die ihr argloser Vorschlag heraufbeschworen
hatte, sichtlich erbleichte. «Nichts könnte mich dazu bewegen, mir Lord Dysart
als Vorbild zu nehmen.»
    «Nein, sehr
wahr», erwiderte sie, während sie sich das unfreundliche Verhalten Seiner
Lordschaft in Erinnerung rief. «Er ist einer der ver rücktesten Menschen und
nebenbei ungewöhnlich widerwärtig! Was können wir aber tun, wenn du glaubst,
daß mein Nadelgeld nicht ausreicht? Ich
habe fünfhundert Pfund jährlich, aber weißt du, ich würde nur sehr
wenig für meine Toiletten brauchen, da ich schon sehr viele besitze.» Sie hielt
inne, und ihre Augen leuchteten auf. «Ja, und außerdem ist mir
plötzlich eine ausgezeichnete Idee gekommen. Ich kann ganz leicht einige
hundert Ellen Seide, Musselin und Kambrik kaufen – bestimmt genug, um mich
jahrelang zu versorgen. Und den Kaufleuten kann ich sagen, sie sollen die
Rechnungen an Giles schicken.»
    «Du lieber
Gott!» stieß Mr. Allandale hervor und unterbrach seine Wanderung, um sie mit
erschrockenen Augen anzustarren.
    Letty
bemerkte, daß ihr Vorschlag keinen Anklang gefunden hatte. «Du meinst, ich
sollte das nicht tun? Aber, Jeremy, überlege doch einmal. Wenn er sich auch
weigern sollte, die Rechnungen zu bezahlen – was ich für höchst
unwahrscheinlich halte –, könnten sie mich doch nicht belangen, weil ich mich
in Südamerika befände, und so wäre alles in schönster Ordnung.»
    Es sprach
Bände für die fundierte Liebe Mr. Allandales, daß er nach dem ersten
betäubenden Augenblick seines unwillkürlichen Zurückschreckens seine Fassung
wiedergewann und erkannte, daß diese sinnige Lösung ihrer Schwierigkeiten nicht
ihrer Verderbtheit zuzuschreiben war, sondern einer ungeheuren, rührenden
Unschuld. «Das», sagte er sanft, «wäre Betrug, mein Liebling.»
    «Oh!»
machte Letty.
    Es war
klar, daß sie nicht überzeugt war. Mr. Allandale wußte wohl, daß es ihm
gezieme, ihr eine korrekte Denkungsart beizubringen, doch er fühlte sich dieser
Aufgabe im Augenblick nicht gewachsen und sagte bloß: «Außerdem kann kaum ein
Zweifel darüber bestehen, daß Cardross, wenn ich dich auf der Stelle

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