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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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viele
Jahre ich älter bin als Sie und nie an eine Heirat gedacht habe. Und dann habe
ich Sie gesehen, mich in Sie verliebt, und nun finde ich, daß ich an
sehr wenige andere Dinge denke. Verzeihen Sie mir – ich möchte nicht anmaßend
scheinen –, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß ich Ihnen so gleichgültig
bin, wie Sie mich glauben machen wollen.»
    Sie wurde
rot. «Ich sehe ein, daß ich Ihnen Grund gegeben habe anzunehmen, daß es mir
nicht unangenehm wäre, einen Heiratsantrag zu bekommen – daß ich Sie sogar
ermuntert habe! Ich habe es nicht so gemeint. Die Umstände haben uns enger
zusammengeführt, und ich fand Sie amüsant und habe gerne mit Ihnen gesprochen.
Das hat mich dazu verführt, Sie mit einer Vertraulichkeit zu behandeln, die Sie
– fürchte ich – für mehr hielten, als beabsichtigt war.»
    «Sie irren
sich! Weit davon entfernt, mich zu ermutigen oder mit Vertraulichkeit zu
behandeln, waren Sie immer bemüht, mich auf Armeslänge von sich fernzuhalten.
Aber der Blick Ihrer Augen – ich kann es nicht erklären –, den konnte ich nicht
mißverstehen, außer ich wäre blind oder ein grüner Junge – und ich bin keines von
beiden.»
    «Ich
zweifle nicht daran, daß Sie viel Erfahrung haben, Sir, aber in diesem Falle
versichere ich Ihnen, daß Sie sich getäuscht haben.»
    «Ja, ich
habe Erfahrung», sagte er und blickte sie ernst an. «Ist es das, woran Sie
denken?»
    «Nein, das
heißt – Sir Waldo, ich will offen mit Ihnen sprechen: Selbst wenn ich heiraten
wollte, könnte ich doch nie eine Ehe mit einem Manne wünschen, dessen Art zu
leben so grundverschieden von allem ist, was zu achten ich gelehrt wurde.»
    «Mein
liebes Kind», sagte er, teils gekränkt, teils belustigt. «Ich bin wirklich kein
so unwürdiger Mensch, wie Sie zu glauben scheinen! Ich gebe zu, daß ich in
meiner frühen Jugend viele Dummheiten gemacht habe, aber glauben Sie mir: denen
bin ich längst entwachsen. Nicht, daß sie schlechter waren als die Streiche,
die neun von zehn jungen Männern verüben; aber unglückseligerweise errang ich
durch verschiedene Umstände eine Berühmtheit, die den meisten jungen Männern
erspart bleibt. Ich hatte von Geburt an eine natürliche Anlage für sportliche
Betätigung – die Sie mit solchem Mißtrauen betrachten – und ich erbte in viel zu
früher Jugend ein Vermögen, das mir nicht nur ermöglichte, meinem Geschmack in
verschwenderischer Form zu frönen, sondern mich auch zu einem Objekt
allgemeinen Interesses machte. Meine Handlungen wurden bemerkt und besprochen,
und das steigt einem Grünschnabel zu Kopf! Es gab eine Zeit, in der ich den
Klatschmäulern viel Nahrung gab. Aber bitte, halten Sie mir zugute, daß ich den
Irrtum meines Lebenswandels eingesehen habe!»
    «Ja, ja,
natürlich, Sir Waldo, bitte, sprechen Sie nicht weiter! Mein Entschluß steht
fest, und es kann für uns beide nur schmerzlich sein, weiter darüber zu reden.
Ich fühle mich sehr schuldig – ich kann Sie nur bitten, mir zu verzeihen! Hätte
ich gewußt, daß Sie mit mir nicht nur flirten ...»
    «Aber Sie
haben es gewußt», warf er ein. «Sie sind nicht dumm! Als ich Ihnen sagte, daß
ich mit Ihnen privat sprechen möchte, weil ich Ihnen einen Antrag machen will,
konnten Sie nicht annehmen, daß ich mit Ihnen flirten wollte! Nein, das
haben Sie nicht geglaubt! Etwas muß geschehen sein, seit wir uns im Dorf
getroffen haben, und das hat Sie verändert – ich glaube, ich weiß, was es ist!»
    Ihr Blick
traf ihn schnell und senkte sich wieder.
    «Sagen Sie
es mir!» rief er befehlend. «Hat man Sie beschuldigt, daß Sie mich einfangen
wollen? Ja, ich weiß, das ist eine ungeheuerliche Frage, nicht wahr? Aber ich
weiß genau, daß eine bestimmte Dame Ihrer Bekanntschaft – die mit dem
Vogelgesicht – Sie dessen beschuldigt. Ich stand in Hörweite, als sie das
sagte, und ich zweifelte nicht, daß sie es auch in Ihrer Hörweite sagen würde.
Hat sie es getan? Können Sie so absurd sein, mich aus einem solchen Grund abzulehnen?»
    «Nein! Wenn
ich Ihre Neigung erwiderte, könnte das Gerede nicht zählen!»
    «So ist es also! Dann habe ich nichts
mehr zu sagen.»
    Die Stimme
versagte ihr, sie konnte nur den Kopf schütteln. Sie sah, daß er die Hand
ausstreckte, und legte zögernd die ihre hinein. Er hob sie an seine Lippen und
küßte ihre Finger.
    «Ich
wünschte, Sie würden meine Neigung erwidern–mehr als alles, was ich im Leben
gewünscht habe. Vielleicht werden Sie es noch lernen. Lassen

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