Georgette Heyer
wird er tun, denn er hat sie nicht gerne wieder zu mir
geschickt – das glaube ich sicher und es wundert mich nicht.»
Ancilla
zögerte einen Augenblick. Dann hob sie den Blick und sagte schüchtern: «Ich
verstehe Sie, Ma'am – natürlich! Aber – aber glauben Sie, daß Mr. Courtenay
Underhill die geringste Neigung zeigt, sein Interesse – an – an seine Cousine
zu binden? Und würden Sie sich mit ihr als Schwiegertochter wohl fühlen?»
«Nein! Aber
das hat nichts damit zu tun. Es war der Wunsch ihrer beiden Familien – und sie
ist noch so jung! Ich möchte sagen, sie wird mit den Jahren angenehmer werden»,
sagte Mrs. Underhill optimistisch.
Ihre
Gedanken schalteten zu einem näherliegenden Problem um, nach einigen
Augenblicken reiflicher Überlegung sagte sie: «Vierundzwanzig Paare haben in
meinem Salon Platz, wahrscheinlich mehr; aber leider sind nicht genug junge
Leute in diesem Bezirk. Außer ich würde Leute wie die Butterlaws einladen – was
ich nie im Leben täte. Möglicherweise möchte Sir Waldo sich zu einem Rubber
Whist niedersetzen? Was macht aber dann sein junger Lord? Wie ich das am besten
arrangieren soll, macht mir viel Sorge.»
«Wie wäre
es, Ma'am, wenn Sie keinerlei Entscheidung träfen, sondern alles dem Zufall
überließen? Wenn Sie dann meinen, Ihre Gäste würden gerne ein wenig tanzen,
könnte ich die Musik dazu machen.»
Das lehnte
Mrs. Underhill entschieden ab. «Wenn ich eine Tanzparty mache, miete ich die
Musikanten aus Harrogate, wie ich es zu Weihnachten getan habe», erklärte sie.
«Meine Partys waren nichts Halbes und werden es auch nie sein. Außerdem will
ich nicht, daß Sie sich herabwürdigen, als wären Sie nicht mehr als das
Mondgesicht, das wir vor Ihnen hatten. Nein! Sie nehmen Ihren Platz am Tisch
ein und helfen mir die Gäste unterhalten, als ob Sie zur Familie gehörten, was
Sie meinem Gefühl nach wirklich tun, da Sie immer so freundlich und gefällig
sind, meine Liebe.»
Ancilla
errötete, aber sie schüttelte den Kopf. «Danke, Ma'am, Sie sind viel zu gütig,
aber das ginge nicht gut aus. Denken Sie nur, welche Augen Mrs. Mickleby machen
würde! Charlotte und ich werden unser Dinner im Schulzimmer essen, und ich
bringe sie dann hinunter in den Salon, wie es sich für eine gute Gouvernante
gehört.»
«Kein
dummes Geschwätz!» bat Mrs. Underhill. «Sie wurden als Gouvernante und Gefährtin
für Tiffany engagiert, und das ist etwas ganz anderes, auch wenn Sie so lieb
waren, meine Charlotte zu unterrichten. Ich werde Ihnen immer dankbar sein,
das verspreche ich Ihnen!»
«Ich glaube
nicht, daß ich Dankbarkeit verdiene», sagte Ancilla traurig. «Ich hatte nicht
viel Erfolg mit dem Unterricht.»
«Ach Gott»,
sagte Mrs. Underhill leichthin, «ich halte nicht viel davon, Mädchen in das
Schulzimmer einzusperren, und ich halte auch nicht viel davon, ihnen den Kopf
mit gelehrtem Zeug vollzustopfen. Wenn Sie ihnen beibringen, sich gefällig zu
benehmen, werden Sie von mir keine Klage hören. Und was die Gattin des
Gutsherrn betrifft – lassen Sie sie die Augen aufreißen! Übrigens glaube ich
gar nicht, daß sie es tun wird, denn sie hat sich immer sehr für Sie
eingenommen gezeigt, da Ihr Onkel ein General ist. Es hätte mich durchaus nicht
gewundert, wenn sie Sie zu ihrer Party eingeladen hätte.»
Sie hielt
inne, ihre eigene Rede brachte ihr das dringendste ihrer Probleme nahe. «Diese
Party! Mein Gott, was sollen wir nur tun, Miss Trent? Tiffany wird wütend sein,
wenn sie erfährt, daß sie nicht hingehen darf. Wird sie einen Wirbel machen!
Ich gestehe, ich zittere, wenn ich nur daran denke!»
«Sie wird
sicher einen Tobsuchtsanfall bekommen», stimmte Ancilla bei, «aber ich hoffe,
ich werde sie beruhigen können. In keiner sehr korrekten Art, natürlich, aber
es hat gar keinen Sinn, an ihren Verstand zu appellieren, denn leider hat sie
keinen oder auch nur das geringste Verständnis für andere.»
Mrs.
Underhills Protest war schwach. Sie konnte nicht leugnen, daß Tiffany, trotz
ihrer zärtlichen Art, auf niemanden die geringste Rücksicht nahm. Sie
untersuchte nicht, ob Miss Trents Methode, das oberflächliche Mädchen bei
guter Laune zu halten, die richtige war, und Miss Trent selbst gab keine
Erklärung ab. Jedenfalls war die Methode unorthodox
und mußte das Mißtrauen jeder Mutter erregen, die ihre Tochter zu einer
bescheidenen Dame von innerer und äußerer Schönheit heranwachsen sehen wollte.
Aber Miss Trent hatte bald erkannt, daß ihr
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