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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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glaube, wir zwei haben denselben Geschmack, Ma'am?»
    «Mr.
Chartley hat Sie falsch informiert: ich bin bloß ein Stümper! Charlotte, wir
dürfen hier nicht länger herumtrödeln!»
    «Aber Sie
werden doch einen Blick in das Pfarrhaus werfen, ehe Sie gehen, nicht wahr?»
sagte der Rektor. «Sir Waldo hat unsere kleine Kirche bewundert, und ich habe
ihm versprochen, ihm unser Taufbecken aus dem zwölften Jahrhundert zu zeigen –
unseren größten Stolz!»
    Er wandte
sich zum Gehen, und Sir Waldo folgte ihm nach einer Verbeugung vor den Damen.
Sobald die Blumen zu Ancillas Zufriedenheit arrangiert waren, nahm sie den
Korb, nickte Charlotte zu und alle vier verließen die Kirche. Ancilla kam neben
Sir Waldo zu gehen, als sie den schmalen Weg zur Rektorei zurücklegten. Sein
Angebot, den Korb zu tragen, lehnte sie ab und erkundigte sich, wie ihm
Yorkshire gefalle.
    «Sehr gut,
soviel ich bisher gesehen habe. Das ist allerdings nicht viel. Ich habe die
meiste Zeit in Leeds verbracht, aber ich hoffe, bald mehr von der Gegend zu
sehen. Mein Cousin war schon nah und fern auf Entdeckungsreisen und ist sehr
begeistert; er findet es schöner als seine eigene Grafschaft. Das hat auch
seinen Grund darin, daß der Gutsherr ihm einen ausgezeichneten Platz zum
Fischen gezeigt hat.
    Sie lachte.
«Ich hoffe, daß er viel Freude am Sport finden wird – obwohl meine wenige
Erfahrung mich lehrt, daß das Fangen der Fische nicht unbedingt die wahre
Freude des Anglers sein muß.»
    «Gewiß
nicht; aber den Fisch davonschwimmen zu sehen, ist auch keine Freude!»
    «Sicherlich!
Kein Wunder, daß selbst der fröhlichste Mensch dabei trübsinnig wird, denn der
entkommene Fisch war immer der größte!»
    «Mir
scheint, Ma'am, Sie angeln selbst, da Sie das so genau wissen!»
    «O nein.
Aber ich habe oft meinen Bruder begleitet, als ich noch ein kleines Mädchen
war, und habe bald eingesehen, daß es kein Sport für mich ist. Fing ich nichts
– was meist der Fall war –, fand ich das Fischen todlangweilig; fing sich aber
einer auf meiner Angel, dann wußte ich nicht, was damit anfangen, weil ich es
nicht ausstehen kann, einen Fisch in die Hand zu nehmen. Sie zappeln so!»
    Sie hatten
die Pforte erreicht. Er hielt die Tür für sie offen und sagte ernst: «Ja, das
tun sie, sind dabei so schleimig! Fast so unangenehm wie die zwickenden Pferde
von Miss Charlotte.»
    Sie trat
hinter ihm in den Garten, blieb aber stehen, um auf den Rektor und Charlotte zu
warten.
    «Die arme
Charlotte! Der Rektor hätte sie nicht necken sollen, denn sie bemüht sich, ihre
Scheu vor Pferden zu überwinden. Insgeheim schämt sie sich ihrer. Bitte, lachen
Sie sie nicht aus!»
    «Sie können
sich darauf verlassen, daß ich das nicht tun werde. Ich würde ihr eher raten,
nicht mehr an die Sache zu denken. Warum sehen Sie so überrascht aus, Ma'am?»
    Sie
errötete leicht. «Tu ich das? Vielleicht, weil es mich ein wenig überrascht,
Sie das sagen zu hören, Sie, der selbst – wie man hört – ein solcher
Pferdeliebhaber sind!»
    Er hob die
Brauen. «Aber muß ich deswegen diejenigen verachten, die es nicht sind?»
    «Nein. Aber
ich habe immer bemerkt, daß Männer, die dem Sport sehr hingegeben sind,
diejenigen, die andere Interessen haben, geringschätzen.» Und sie fügte
schnell hinzu: «Ich muß sagen, daß ich das verständlich finde.»
    «Ich muß
eher sagen, daß ich das unverzeihlich eingebildet finde», sagte er und blickte
sie spöttisch an. «Um so mehr, Ma'am, als ich höre, daß Sie diejenigen unter
uns geringachten, die dem Sport ergeben sind.»
    «Das heißt,
ich bin unverzeihlich eingebildet», entgegnete sie lächelnd. «Nun, das habe
ich verdient!»
    Sie wurden
vom Rektor, der gerade mit Charlotte kam, unterbrochen. Er meinte, daß Sir
Waldo mit ins Haus kommen sollte; der aber lehnte ab, verabschiedete sich von
den Damen und wandte sich mit dem Rektor den Ställen zu.
    Charlotte
platzte beinahe vor Verlangen, die seltsame Begegnung zu besprechen, aber
Ancilla hielt sie zurück und riet, ihre Bemerkungen zu unterlassen,
bis sie außer Hörweite ihrer schrillen Stimme wären. Folgsam und
höflich befolgte Charlotte den Rat, jede Äußerung zu unterdrücken, aber
Ancilla kannte sie zu gut, um sich darauf zu verlassen, daß
Charlotte ihre Zunge im Zaum halten werde. Sobald sie aufgeregt war, stieß
sie alles heraus, was ihr gerade einfiel, zweifellos zu Mrs. Chartleys tiefer,
wenn auch unausgesprochener Ablehnung. Die Rectorsgattin
war eine

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