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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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geben!»
    Er hob sie
auf, behielt sie aber in der Hand. «Ich bin versucht, sie Ihnen
vorzuenthalten!»
    Sie
streckte die Hand aus: «Nein, bitte ...»
    Er gab sie
ihr. «Ich mache nur Spaß!»
    Es
befremdete ihn, daß ein so junges, reizendes Mädchen unbehütet war, und er sagte,
während er erstaunt umherblickte: «Ist niemand mit Ihnen, Miss Wield? Ihr Groom
– oder – oder ...»
    «Niemand!
Es ist so lästig, immer den Groom auf den Fersen zu haben. Halten Sie das für
sehr unschicklich?»
    «Nein,
keinesfalls! Aber wenn Ihnen etwas zustößt, ein Unfall ...»
    «Ich habe
keine Angst!» Sie ergriff die Zügel. «Jetzt muß ich aber aufbrechen! Danke, daß
Sie mir zu Hilfe gekommen sind!»
    «Oh, warten
Sie doch!» bat er. «Sie haben mir nicht gesagt,. wo Sie wohnen – oder wann ich
Sie wiedersehen kann!»
    «Ich wohne
in Staples – und wer weiß, wann Sie mich wiedersehen werden?» Ihre Augen
strahlten ihn an. «Ich weiß es wirklich nicht!»
    «Staples»,
sagte er, sich den Namen einprägend. «Ich glaube, ich weiß – oh, ich hätte
Ihnen sagen sollen, daß ich in Broom Hall wohne, mit meinem Cousin, Sir Waldo
Hawkridge! Ja, wir werden beim Gutsherrn essen, übermorgen, so eine Art Party,
glaube ich. Werde ich Sie dort sehen?»
    «Vielleicht
– vielleicht auch nicht», sagte sie schelmisch und sprengte davon, ehe er um
eine genauere Antwort bitten konnte.

5
    Lord Lindeth, der die Nachricht, daß er
zu einer Dinner-Party verschleppt werde, mit Unmut aufgenommen hatte, kehrte
nach seiner Begegnung mit Miss Wield in anderer Stimmung nach Broom Hall
zurück. Vor allem sah er alle Visitenkarten durch, die bei seinem Cousin
abgegeben worden waren. Dann stürzte er in die Bibliothek, wo Sir Waldo über
Zinsbüchern seines verstorbenen Cousins grübelte, und fragte: «Waldo, kennst du
jemanden, der Wield heißt?»
    «Nein, ich
glaube nicht», sagte Sir Waldo geistesabwesend.
    «Bitte, paß
auf!» bettelte Julian. «Von Staples – ist das nicht das Haus mit dem
schmiedeeisernen Gitter, hinter dem Dorf? Sie müssen ihre Karte abgegeben
haben, aber ich kann sie nicht finden.»
    «Dann haben
sie eben ihre Karte nicht abgegeben.»
    «Ja, aber –
natürlich muß der Name nicht unbedingt Wield sein; sie sprach von ihrer Tante –
aber trotzdem kann ich keine Karte von dort finden.»
    Sir Waldo
blickte auf, ein Schmunzeln auf den Lippen.
    «Oh, sie?»
    «Oh, Waldo,
ich habe ein himmlisches Mädchen getroffen», eröffnete ihm Seine Lordschaft.
«Bitte, denke nach: wer wohnt in Staples?»
    «Miss
Wield, nehme ich an.»
    «Ja, aber –
bitte sei nicht ironisch! Sicher weißt du, wem das Haus gehört?»
    «Ich sehe
keinen Grund, warum ich das wissen muß – und ich weiß es auch nicht.»
    «Hoffentlich
hast du die Karte nicht verloren! Du nimmst doch auch an, daß ihr Onkel hier
war?»
    «Nun, so
weit habe ich der Sache keine Bedeutung geschenkt», sagte Sir Waldo
entschuldigend. «Vielleicht mag er mich nicht!»
    Julian
starrte ihn an: «Unsinn! Warum sollte er das?»
    «Ich kann
es mir auch nicht vorstellen!»
    «Nein,
niemand kann das! Aber hör auf, Stroh zu dreschen, und sei ernst!»
    «Ich bin
ernst», widersprach Sir Waldo, «und wirklich ganz betrübt! Ich bin bereits
jemandem vorgestellt worden, der – wenn ich mich nicht täusche – mich durchaus
ablehnte.»
    «Wem?»
fragte Julian.
    «Einer
Dame, an deren Namen ich mich nicht erinnern kann. Noch dazu einer
außergewöhnlich», fügte er nachdenklich hinzu, «und gar nicht im gewöhnlichen
Sinne hübschen Dame.»
    «Das muß
eine komische Person sein», sagte Julian. «Ich glaube, daß du das nur vorgibst.
Warum sollte sie dich ablehnen?»
    «Ich
fürchte, wegen meiner verhängnisvollen Hingabe an den Sport.»
    «Dumme
Gans! Aber, Waldo, bitte, denke nach, bist du sicher, daß niemand von Staples
hier war?»
    «Nicht, daß
ich wüßte. Jetzt sind wir wieder dort, wo wir waren, nicht wahr?»
    «Allerdings!
Aber vielleicht kommt sie auf die Party. Sie hat es nicht bestimmt zugesagt,
aber – Herrgott! wie gut, daß wir uns unterwegs bei den Arkendales aufgehalten
haben, sonst hätte ich meinen Abendanzug nicht mitgebracht!»
    Diese
scharfsinnige Bemerkung entlockte Sir Waldo ein Lächeln. Denn Julian hatte die
Nachricht, daß sie ihre Reise nach Broom Hall mit einem Besuch bei einem der
größten Pedanten im Lande unterbrechen würden, unerträglich gefunden; nun
bezeichnete er dies als einen Glücksfall. Ebensowenig erwartete er sich eine
Unterhaltung, als

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