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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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Natürlich habe ich
Spaß gemacht, um Sie habe ich keine Angst.»
    Das Blut
war in Patiences Wangen zurückgekehrt, als sie sagte: «Keiner von uns wird Zeit
haben, sein Herz zu verlieren, denn, wie Sie wissen, hat er nicht die Absicht,
sich in Broom Hall niederzulassen.»
    «Das glaube
ich gern. Er fände es sicher langweilig. Hat er die Absicht zu verkaufen?»
    «Das wissen
wir nicht. Er hat uns nicht gesagt, welche Absichten er hat, und natürlich
würde man ihn nicht fragen.» Sie blickte ihre Mutter an, die das Zimmer betrat,
und sagte: «Ich habe Miss Trent erzählt, wie nett wir Sir Waldo fanden, Mama.
Klatschen würdest du es nennen.»
    «Ich denke,
wir alle klatschen über ihn», sagte Mrs. Chartley und reichte Ancilla die Hand.
«Guten Tag, Miss Trent! Ja, ich muß gestehen, daß ich von Sir Waldo sehr
angenehm überrascht war. Nach allem, was wir von dem Unvergleichlichen gehört
haben, erwartete ich, einen Ausbund an Versnobtheit zu finden; statt aber ein
Laffe zu sein, ist er ein Mann, dem weder Verstand noch Gefühl fehlen. Auch
fand ich seine Manieren besonders gut. Er hat eine Art vornehmer Leichtigkeit,
keine Prätentionen – und daß er unsere Söhne verderben könnte – Unsinn! Ich hoffe sogar, daß sie ihn nachahmen werden! Ich bedauere, daß mein
Dick in der Schule ist, er könnte ein wenig Schliff brauchen!»
    «Stadt-Schliff?
O nein, Ma'am», widersprach Ancilla.
    «O nein,
nicht wie Sie meinen! Ich finde nur, es täte ihm gut zu sehen, daß ein
Sportbesessener das nicht immer und überall herausstreichen muß.»
    Sie sagte
nichts mehr über Sir Waldo, und auch Ancilla machte keinen Versuch, das
Gespräch noch einmal auf ihn zu bringen.
    Sein Name
wurde erst wieder genannt, als Charlotte neben ihr im Phaeton saß und in
schwärmerischem Ton sagte: «Nein, zu denken, daß wir die ersten waren, die mit
Sir Waldo bekannt wurden und mit ihm sprachen! Miss Trent, war das nicht
himmlisch?»
    Ancilla
brach in Lachen aus und protestierte: «Charlotte, willst du mich aus der
Fassung bringen, du abscheuliches Kind? Himmlisch nennst du das?»
    «So hätte
auch Mama gesprochen! Aber es war's ja doch! Natürlich, Tiffany wird wüten wie
eine gereizte Wespe!»
    Ancilla,
die wußte, wie nutzlos es wäre, Charlotte davon abzuhalten, über ihre Cousine
zu triumphieren, schwieg. Der Erfolg gab ihr recht. Tiffany nahm die Nachricht
gleichgültig auf, denn während Charlotte die Bekanntschaft des
Unvergleichlichen machte, hatte sie Lord Lindeth gesehen und geblendet.
    Ob die
Begegnung zufällig oder von ihr geplant war, ließ sie offen. Sie hatte es
abgelehnt, ihre Gouvernante und ihre Cousine diesen Vormittag zu begleiten,
weil die Arbeit in der Kirche langweilig sei; sie hatte es auch abgelehnt, in
einem Phaeton, der nur für zwei Personen bestimmt war, zusammengepfercht zu
sitzen. Statt dessen ließ sie ihre hübsche rotbraune Stute satteln und ritt
allein aus, nachdem sie den Groom, dessen Aufgabe es war, sie zu begleiten,
abgewiesen hatte. Da dies nicht ungewöhnlich war, machte er auch keinen
Versuch, sie abzuhalten, und bemerkte nur zu Courtenays Groom, daß man eines
Tages – wohlgemerkt – die Miss mit gebrochenem Genick heimbringen werde, so wie
sie die Pferde antreibe; sie mute sich Dinge zu, die sie, weiß Gott, nicht
verstehe.
    Den letzten
Satz seiner Rede hätte ihm Tiffany sehr übelgenommen, aber über das «Antreiben»
der Pferde wäre sie mehr erfreut als böse gewesen; denn das hielt sie für den
Stil, den man von jemandem erwartet, der sich gern einen Draufgänger nennt.
Schon als kleines Mädchen pflegte sie mit ihrem Pony durch die Gegend zu jagen,
um so weniger ließ sie sich heute Betreuung aufdrängen. Obwohl sie einen Ritt mit
ihrem Cousin Courtenay oder Ancilla ganz gerne hatte, die Begleitung des Grooms
fand sie langweilig und lehnte sie, wenn es ging, ab.
    Diesmal
hatte sie einen besonderen Grund, allein auszureiten. Der Gutsherr hatte die
Bemerkung fallenlassen, daß der junge Lord in dem Fluß, der durch seinen Besitz
floß, angeln werde, und Tiffany, bei weitem nicht damit versöhnt, daß sie von
Mrs. Micklebys Party ausgeschlossen war, hatte die feste Absicht, seine
Bekanntschaft zu machen. Vielleicht hatte Miss Trent recht, daß ihr die Party
nicht gefallen würde; aber es paßte ihr auch nicht, die letzte Dame von Stand
in der Nachbarschaft zu sein, die den vornehmen Fremden kennenlernen sollte.
Wie ihre Tante zweifelte sie nicht daran, daß Mrs. Mickleby ihren Namen

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