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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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bewundernswerter Sicherheit. «Hatte ich nicht, vor ganz kurzer Zeit,
das Vergnügen, Ihre Tochter kennenzulernen? Miss – Miss Charlotte Underhill?
Sie half einer anderen Dame – einer großen Dame, älter als sie selbst –, die
Kirche mit Blumen zu schmücken.»
    «Das
stimmt», sagte Mrs. Underhill mit Wohlgefallen. «Und Charlotte ist seither
mächtig aufgeblasen, weil Sie so freundlich mit ihr gesprochen haben! Die große
Dame könnte Miss Trent gewesen sein, ihre Gouvernante. Nun, genauer gesagt, sie
ist die Gesellschafterin meiner Nichte und eine außergewöhnliche Dame. Ihr
Onkel ist General Sir Mordaunt Trent!»
    «Tatsächlich!»
murmelte Sir Waldo.
    «Waldo!»
unterbrach Julian. «Mrs. Underhill war so freundlich, uns für Mittwoch zu ihrer
Party einzuladen. Ich glaube nicht, daß wir schon vergeben sind?»
    «Nicht daß
ich wüßte. Wie reizend! Wir sind Ihnen sehr verbunden, Ma'am», sagte Sir Waldo
mit seiner bekannten Höflichkeit.
    Aber
nachher, als sie in Mr. Calvers schlecht gefederter Kutsche zurück nach Broom
Hall fuhren, drückte er säuerlich die Hoffnung aus, daß sein Cousin ihm auch
genügend dankbar sei, die Einladung angenommen zu haben.
    «Ja, sehr
dankbar!» erwiderte Julian fröhlich. «Ich habe es auch nicht anders erwartet!»
    «Obwohl du
mich in eine unmögliche Lage gebracht hast!»
    Julian
kicherte. «Ich weiß, aber sie ist die Tante dieses herrlichen Geschöpfes!»
    «Verstehe!
Bleibt dir nur noch zu entdecken, daß dein herrliches Geschöpf mit einem dieser
Provinzler verlobt ist – und du fällst durch!»
    «O nein,
ich bin ganz sicher, daß sie nicht verlobt ist», sagte Julian zuversichtlich.
«Das hätte ihr Cousin doch erwähnt – übrigens ...»
    «Du meinst
ihre Cousine Charlotte? War sie heute abend anwesend?»
    «Charlotte?
Nein, ich sagte Cousin, Courtenay Underhill!»
    «Oh, sie
hat auch einen Cousin? Wie ist er?»
    «Oh, sehr
nett», sagte Julian, zögerte und fuhr fort: «Ich weiß, was du dir denkst, und
ich finde, er neigt dazu, ein Hanswurst zu sein. Aber er ist noch jung, fast
ein Schuljunge!»
    «Sagt der
bärtige Greis!» warf Sir Waldo ein.
    «Ach,
Waldo! Ich wollte nur sagen – er könnte kaum zwanzig sein! Und ich bin immerhin
dreiundzwanzig!»
    «Ist das
möglich? Na, ich muß zugeben, du bist gut erhalten!» Fröhlich kichernd sagte
Julian: «Auf jeden Fall bin ich zu alt, um deine Mode nachzuäffen!»
    «Tut das
Mr. Underhill?»
    «Die
Korinthier-Mode jedenfalls. Er hat dich genau von allen Seiten betrachtet; ich
wette mit dir um jeden Betrag, daß er in einer Woche in Anzügen, wie du sie
trägst, erscheinen wird. Er hat mich auch genau über dich ausgefragt!»
    «Julian!»
rief Sir Waldo mit böser Vorahnung. «Sag mir sofort, was du dem armen Kerl
aufgebunden hast!»
    «Nichts!
Ich sagte, ich wisse nicht, in welche Affären du verwickelt bist – obwohl ich
heute schon mehr weiß, als ich gestern wußte! Waldo, ist es
wahr, daß du einmal auf einem Jahrmarkt fünf Guineas gewonnen hast, weil du
einen Boxer in der zweiten Runde k. o. geboxt hast?»
    «Herrgott!
Wie zum Teufel ist diese Geschichte nach Yorkshire gelangt? Ja, es stimmt! Aber
wenn das die Dummheiten sind, die dein neuer Freund, der Hanswurst, so
bewundert, dann hoffe ich, daß du ihm wenigstens gesagt hast, daß das nur
erfunden war!»
    «Wie kann
ich das sagen? Ich riet ihm, dich zu fragen, ob es wahr ist. Er wollte
dich heute abend nicht ansprechen, aber er wird es sicher tun, wenn wir in
Staples sind.»
    «Ich werde
dich noch vorher – lang vorher – heimschicken, du Teufelsbalg!»
    «Das wirst
du nicht tun! Ich quartiere mich in der < Krone > ein, wenn du mich
hinauswirfst. Warte nur, bis du Miss Wield zu Gesicht bekommst! Dann wirst du
verstehen!»
    Sir Waldo
warf eine oberflächliche Antwort hin, aber er begann sich ein wenig unbehaglich
zu fühlen. Der verzückte Ton in Julians Stimme war ihm neu. Noch nie hatte er
seinen Cousin mit solcher Bestimmtheit von einem hübschen Wesen sprechen hören,
wobei er sich über die offensichtlichen Hindernisse wie eine vulgäre Tante und
einen Cousin, den er als Hanswurst bezeichnete, hinwegsetzte. Wohl legte er
nicht allzu großes Gewicht auf seine Herkunft, und Waldo hatte nie bemerkt, daß
Julian die Vorteile der höheren Klasse ausnützte, oder daß er die Gesellschaft
derer suchte, die er selbst als unwürdig bezeichnet hätte. Es schien Waldo sehr
unwahrscheinlich, daß sein Cousin sich für ein Mädchen – und wäre es noch

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