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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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entsprach
genau der Art junger Männer, wie sie sie für Patience gewählt hätte. Sein
Interesse für ihr Kind zu erwecken war eine Sache, aber Hindernisse in
den Weg legen, auf dem er sie näher kennenlernen sollte, war eine ganz andere Sache.
    Sie hatte
sich noch immer nicht entschieden, als eine Einladung Mrs. Underhills an
Patience kam, an ein oder zwei Vormittagen nach Staples zu kommen, um Walzer
tanzen zu üben.
    «Vormittags
schon tanzen!» rief sie. «Allmächtiger Gott, was noch?» Patiences Augen leuchteten,
ihre Wangen glühten.
    «Das ist
Tiffanys Idee, Mama. Miss Trent sagt, es sei wirklich wahr: es ist jetzt große
Mode in London, vormittags zu tanzen, um es den Leuten zu ermöglichen, sich in
Walzer und Quadrille zu üben. Und sie wird die Musik dazu machen und uns sagen,
wie man Walzer korrekt tanzt. Mama, fast alle meine Freundinnen gehen! Und auch
Courtenay und die Banninghams und Arthur Mickleby – alle wollen Walzer tanzen
lernen! Und Lord Lindeth und Mr. Ash sind so nett und haben versprochen, zu
kommen und zu unterrichten. Und Mrs. Underhill wird anwesend sein und ...»
    «Nicht so
rasch, mein Kind!»
    «Oh,
verzeih mir! Darf ich gehen? Nicht, wenn du es nicht willst! Aber ich möchte so
gerne!»
    Einer
solchen Bitte konnte Mrs. Chartley nicht widerstehen.
    «Nun, meine
Liebe, da dein Papa nichts Schlechtes darin sieht und es sich um einen
Privatball handelt und nicht um eine offizielle Veranstaltung ...»
    «O danke,
Mama», hauchte Patience. «Jetzt kann ich mich darauf freuen. Bisher habe ich
das nicht können, weil ich fürchten mußte, sitzen zu müssen, während die
anderen tanzen.»
    «Nein, das
wäre schlimm.» Nur mit Mißbehagen konnte sie sich eine solche Szene vorstellen.
    «Es wird
eine schöne Party werden», vertraute ihr Patience an. «Mit bunten Lampen im
Garten und – aber das ist ein großes Geheimnis, Mama, das mir Lizzie anvertraut
hat – einem Feuerwerk um Mitternacht!»
    «Da kann
man nur hoffen, daß es nicht regnen wird!»
    «Oh,
erwähne so etwas gar nicht!» bettelte Patience. «Mama, hältst du es für verschwenderisch,
wenn ich mir einen neuen Retikül kaufe? Meiner ist schon schäbig von den vielen
Gesellschaften.»
    «Nein,
durchaus nicht. Weißt du, mein Kind, ich habe mir gedacht, daß du am Freitag
eine Länge Satin mitbringen könntest, für ein neues Unterkleid zu deinem
Tüllballkleid. Mir hat das grüne nie sehr gefallen. Ein zartes Rosa würde dir
gut passen. Und wenn du dazupassende Samtbänder bekommen könntest! Wie
ärgerlich, daß ich nicht mit dir fahren kann, aber Doktor Wibsey droht mir alle
möglichen Folgen an, wenn ich mich nicht wenigstens bis zum Ende der Woche
schone. Wenn ich nächste Woche mit dir auf den Ball gehen soll, muß ich tun,
was er sagt. Nun, Miss Trent ist ja mit euch. Ziehe sie zu Rate, sie hat einen
ausgezeichneten Geschmack.»
    Die
Vorfreude auf den Tanz in Staples, die Aussicht auf eine Einkaufsorgie in
Leeds, gefolgt von einer Lunchparty, versetzten Patience in festliche
Stimmung, als sie Freitag auf den Wagen aus Staples wartete. Sie hatte ihr
bestes Straßenkleid angezogen, aus geblümten Musselin mit langen Ärmeln und
einer doppelten Reihe Rüschen um den Saum; auf dem Kopf trug sie eine hübsche
Strohkappe, mit Blumen verziert, an den Füßen Sandalen aus hellbraunem Leder.
In einer Hand hielt sie einen kleinen Sonnenschirm und in der anderen die
gestrickte Geldbörse, die ihr Mama großzügig gefüllt hatte. Es schien sehr
verschwenderisch, so viel Geld für ihre Verschönerung auszugeben. Obgleich die
vermögende Herkunft des Rektors ihm erlaubte, ein verfeinertes Leben zu
genießen, erzog er seine Kinder zur Sparsamkeit, in der Meinung, daß es falsch
wäre, auf die äußere Erscheinung zuviel Gewicht zu legen.
    «Hast du
die Absicht, dein Geld für noch mehr Putz auszugeben?» fragte er lächelnd und
zugleich mißbilligend.
    «Mein
Lieber, ich hoffe, du möchtest deine Tochter nicht in vertretenen Schuhen und
schmutzigen Handschuhen sehen?»
    Patience
fühlte sich sehr erwachsen, als Mama ihr später in vertraulichem Ton erklärte,
warum sie den Satin und die Samtbänder verschwiegen hatte: «Es ist besser, den
Männern nichts von Rüschen und Falbeln zu erzählen, weil sie ja doch nichts
davon verstehen und weil sie das weibliche Schnattern nur langweilt.»
    Miss Trent
fand, Patience habe noch nie so gut ausgesehen, und schloß daraus, daß nichts ein
Mädchen so hübsch mache wie die Vorfreude auf ein

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