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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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schlechtere gesehen habe, aber ich schwöre dir, Waldo, meine
Schweine sind besser untergebracht; und Mrs. Chartley sagte, die Tochter eines
Priesters sei es gewöhnt, zu Armen zu gehen. Ich dachte zuerst, sie wird sehr
ärgerlich sein, sie war es aber nicht ein bißchen. Wir haben einen so
gemütlichen Abend verbracht! Stell dir meine Überraschung vor, als wir entdeckten,
daß sie eine Yateley ist! Irgendwie sind wir auf Timperley zu sprechen
gekommen, und Mrs. Chartley sagte, daß sie nicht sehr weit von dort geboren
wurde. Im benachbarten Bezirk jedenfalls, in Warwick. Kannst du dir vorstellen,
wie verblüfft ich war, als sie ihren Mädchennamen nannte?!»
    «Verzeih
mir», sagte Sir Waldo höflich. «Entweder ich bin sehr dumm oder vergeßlich;
aber ich habe keine Ahnung – wer sind die Yateleys?»
    «Oh, eine
Familie aus Warwickshire. Ich weiß nicht viel von ihr. Aber du hast sicher
schon Mama von ihrer Freundin Maria Yateley sprechen hören. Es ist Lady Stone –
eine muffige Person –, aber Mama kennt sie, seit sie lebt, und spricht immer
von ihr als Maria Yateley. Also kannst du das glauben, Mrs. Chartley ist ihre
richtige Cousine!»
    Sir Waldo
legte dieser Entdeckung nicht sehr viel Bedeutung bei, er nahm sie zur
Kenntnis. Aber Julian plauderte glücklich weiter und hatte über den vergnügten
Abend seine traurige Enttäuschung vergessen. Er erzählte auch, daß Miss
Chartleys Schützling, der jetzt mit seinen Eltern und seiner Großmutter
zusammen lebte, ein geeigneter Kandidat für das Broom-Hall-Waisenhaus wäre.
Sollte es aber nicht dazu kommen, werde er mit dem Rektor sprechen, ob das Kind
vielleicht in die Armenschule aufgenommen werden könne. «Ich habe das Gefühl,
daß man etwas tun muß», sagte er und dachte sichtlich über das Problem nach.
«Nachdem Miss Chartley ihn davor gerettet hat, zertrampelt zu werden, wäre es
schade, wenn man ihn in eine Fabrik steckte, den armen kleinen Teufel! Darf ich
dich bitten, mit dem Leiter oder dem Aufseher – oder wie man sie nennt ...»
    «Nein,
besprich es mit dem Rektor», sagte Sir Waldo.
    «Gut, ich
werde es tun!» Er gähnte. «Herrgott, bin ich schläfrig! Wenn du nichts
einzuwenden hast, gehe ich zu Bett.»
    «Durchaus
nicht. Oh, übrigens, Laurie ist hier, er ging auch früh zu Bett.»
    Julian, der
schon an der Tür war, machte eine scharfe Wendung und rief: «Laurie? Was, zum
Teufel, will der hier?»
    «Er sagte,
er hätte Freunde in Yorkshire besucht, und sei nur hergekommen, um zu sehen,
wie es uns geht.»
    «Schwindel!
Verflucht! Was will er hier?»
    Sir Waldo
hob die Brauen. «Frag ihn doch selbst!» sagte er betont.
    Julian
wurde rot. «Ich wollte nicht – ich meine – es ist ja dein Haus – und es geht mich nichts an,
wen du inlädst, hier zu wohnen, aber – o Gott! Waldo, welche Zumutung! Du hast
ihn doch nicht eingeladen?»
    «Nein, ich
habe ihn nicht eingeladen», gab Waldo mit gezwungenem Lächeln zurück. «Es tut
mir leid, Julian, aber du mußt verstehen, ich konnte ihn doch nicht
hinauswerfen.»
    «Nein,
wahrscheinlich nicht. Na gut, solange er dich nicht ausnützt.»
    «Ich glaube
nicht, daß er die Absicht hat. Aber wenn er irgendwelche Schmerzen haben
sollte, bitte ich dich, zwei Dinge nicht zu vergessen: er lebt nicht unter
deinem Dach, und ich bin sehr wohl in der Lage, meine eigene Schlacht zu
schlagen.»
    «Das weiß
ich zu gut», gab Julian zurück. « Und häßliche Abfuhren
zu erteilen! Gut! Also ich werde mich mit den besten Anstandsformen der Welt
benehmen – wenn ich kann.» Er öffnete die Tür, blick& aber über die
Schulter zurück und sagte in einem plötzlichen Einfall mit breitem Lachen:
«Beim Jupiter! Unser Beau wird Unruhe in der Nachbarschaft stiften!»

11
    Als Julian seinen Cousin Laurence am nächsten
Morgen traf, erinnerte er Sir Waldo an einen steifbeinigen Terrier, der zwar
nicht aggressiv ist, dessen gesträubtes Fell aber zeigt, daß er bereit ist,
jeden Angriff abzuschlagen. Diese wachsame Feindseligkeit verschwand zwar bald.
Laurence begrüßte Julian sehr freundlich, die stürmische Auseinandersetzung
war seinem Gedächtnis scheinbar entschlüpft, so daß Julian – von Natur aus ein
sonniges Gemüt – ihm herzlich begegnete. Laurence zeigte sich lebhaft und voll
Witz und gab einen humorvollen Bericht vom Entsetzen seines Dieners über die
intimen, aber lebensnotwendigen Einrichtungen in Broom Hall und einige
sonderbare Dinge, die ihm selbst widerfahren waren.
    «Nicht, daß
ich mich beklagen

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