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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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steif-wattierten Schultern und
die enormen Revers eine nicht alltägliche Note; und sowohl die exakte Halsbinde
wie die Höhe der Hemdkragenspitzen ließen nichts zu wünschen übrig. Und vor
allem der Kutschiermantel, den er lässig in den Phaeton warf, hatte fast ein
Dutzend Capes.
    Julian gab
ihm allen Ernstes den Rat, den Mantel anzuziehen, da die Straßen sehr staubig
seien. «Du wirst im Staub ersticken», prophezeite er. «Das wäre schade, denn du
siehst sehr fein aus!»
    «Leider
kann ich das Kompliment nicht zurückgeben, Cousin», sagte Laurie und musterte
ihn durch sein Monokel. «Wenn du es mir nicht übelnimmst, muß ich sagen, dein
Anzug sieht mehr dem einer Vogelscheuche ähnlich als dem des
Unvergleichlichen.»
    «Oh, ich
habe es längst aufgegeben, Waldos Art nachzuahmen, wenn ich sein Auftreten ja
doch nicht nachahmen kann», gab Julian mit freundlichem Lächeln zurück.
    Es trug zur
Harmonie des Tages bei, daß Laurence sich sagte, ein Zank mit Julian würde
seiner Sache bei Waldo nicht nützen. Er unterdrückte deshalb eine ziemlich
ätzende Antwort und sagte lachend: «Wie klug!» Das Angebot, die Zügel zu
übernehmen, wies er träge zurück und kletterte in den Phaeton. Die ersten
Minuten verliefen schweigend. Aber nachdem er eine Zeitlang Julians Führung der
feurigen Pferde kritisch beobachtet hatte, sagte er: «Du wächst dich zu einem
richtigen Könner aus! Sie sind ziemlich lebhaft, nicht wahr? Was hält Waldo
hier so lange fest?»
    «Weißt du
es denn nicht? Er verwandelt Broom Hall in ein Waisenhaus.»
    «Ja, ich
weiß! Genauso wie das Gut, das er in Surrey kaufte, aber dort hat er nicht
länger als eine Nacht zugebracht.»
    «Das war
dort etwas anderes. Hier muß er auch an die Landwirtschaft denken, und ich
kann dir sagen, alles ist in einem entsetzlichen Zustand.
Kein Verwalter! Waldo ist entschlossen, alles in tadellose Ordnung zu bringen,
ehe er wieder heimfährt, was eine Teufelsarbeit bedeutet.»
    «Herrgott!
Er muß eben ein Dutzend Leute einsetzen!» rief Laurence ungeduldig.
    «Nun, das
will er nicht. Hallo! Hier kommt der Gutsherr! Ein Mann von bester Art! Eine
gediegene Frau, ein Sohn und zwei Töchter», erklärte Julian dem Cousin, während
er die Pferde anhielt. «Guten Morgen, Sir! Nicht sehr heiß heute. Darf ich
Ihnen meinen Cousin vorstellen: Mr. Calver – Mr. Mickleby.»
    Der
Gutsherr erwiderte Laurences galante Verbeugung mit einem kurzen Nicken,
blickte ihn prüfend an und rief aus: «Ha, Calver! Sie sehen dem alten Joseph
recht ähnlich.»
    Obwohl
Laurence Mr. Calver nie gesehen hatte, nahm er diese Bemerkung übel, und als
der Gutsherr auf seinem kleinen, plumpen Pferd weitertrottete, sagte er zu
Julian, daß diese Manieren ein Beispiel seien, was man in diesem häßlichen Nest
erwarten könne, und daß er lieber nicht mehr vorgestellt werden wolle. Aber als
die Miete des Einspänners abgeschlossen war, fand er sich trotzdem bereit,
Julian ins Pfarrhaus zu begleiten. Den Phaeton ließen sie im Hof der «Krone»
und gingen die Dorfstraße hinunter. Sie erreichten das Pfarrhaus gerade in dem
Augenblick, als Mrs. Underhill in die Barutsche stieg, die vor dem Haus auf sie
wartete.
    Mrs.
Underhill war von Staples gekommen, um sich nach Patience zu erkundigen und um
Mrs. Chartley zu versichern, wie unangenehm es ihr sei, daß sich eine solche
Sache zugetragen habe, während Patience in der Obhut Miss Trents war. Sie war
so aufgeregt, als ihr ruhiges Temperament es nur zuließ. Ihre starrköpfige
Nichte hatte es rundweg abgelehnt, sie auf diesem Besuch zu begleiten. Möglich,
daß sie nicht viel von modernen Manieren wisse, sagte Mrs. Underhill, aber
eines wisse sie genau: Tiffany habe sich sehr schlecht gegen Miss Chartley
benommen und sei ihr eine Abbitte schuldig. Darauf erklärte Tiffany mit einem
Schwall böser Worte, daß Patience ihr eine Abbitte schulde, da sie sie
in eine Situation ärgster Verlegenheit gebracht hatte. Damit schlug sie die Tür
hinter sich zu und sperrte sich in ihr Schlafzimmer ein. Darüber regte sich nun
Mrs. Underhill sehr auf, denn sie mußte sie bei Mrs. Chartley entschuldigen.
Sie sagte, Tiffany läge mit Kopfschmerzen im Bett. Als aber Patience erklärte,
daß es ihr so leid tue, denn es müsse ja ganz entsetzlich für die arme Tiffany
gewesen sein, von der Menge angestarrt und herumgestoßen zu werden, gab Mrs.
Underhill alle Ausreden auf und erklärte geradeheraus: «Es macht Ihnen alle
Ehre, das zu sagen. Aber soviel ich höre, hat

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