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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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mögliche – du weißt,
wie das ist – und beachteten gar nicht, daß es so spät wurde. Du hast nicht auf
mich gewartet, nicht wahr?»
    «Nein, nicht
eine Sekunde. Hast du deinen jungen Galgenvogel seinen Eltern übergeben?»
    «Ja, aber
nenne den armen kleinen Teufel nicht einen Galgenvogel – guter Gott, er ist
erst sechs Jahre alt, und alles, was er gestohlen hat, war ein Apfel! Miss
Trent hat dir doch erzählt, was geschehen ist, nicht wahr? Es war ein
schrecklicher Augenblick!»
    «In der
Tat! Ich nehme an, Miss Chartley zeigte größte Geistesgegenwart?»
    «Ja, und
solchen Mut! Und sie machte kein Wesens daraus, ihre ganze Aufmerksamkeit
gehörte dem Kind. Ich konnte nur über sie staunen! Sie ist doch so ruhig und
scheu, daß man nicht annehmen konnte, daß sie mit so viel Unerschrockenheit und
dabei so gelassen handeln würde! Wenn schon die Gefahr, in der sie sich befand,
sie nicht aufregte, so doch die Leute, die sie umringten. Aber sie beachtete
sie nicht, fürchtete sich nicht einmal vor dem Kerl, der zeterte, daß er den
Jungen dem Gericht übergeben werde. Herrgott! Waldo, ich hätte dich nie im
Leben nötiger gebraucht!»
    «Warum
konntest du mit dem blutrünstigen Bürger nicht ohne meine Hilfe fertig werden?»
    «Das war es
nicht! Natürlich konnte ich das, aber ich wußte nicht, was, zum Teufel, mit dem
Kirid tun. Jedenfalls, Miss Chartley wußte es, auch was sie dem Vater und der
Mutter zu sagen hatte. Das einzige, was sie einige Minuten lang aufregte ...»
Er brach abrupt ab.
    «Ich kann
es erraten», sprang Sir Waldo ein.
    Julian warf
ihm einen kurzen, entschuldigenden Blick zu und sagte nach einer Pause mit
einem erzwungenen Lächeln und gerötetem Gesicht: «Ich nehme an, daß du sie
nach Staples zurückgebracht hast. Ich bin dir sehr dankbar! Hat sie sich
übrigens dir gegenüber ausgetobt?»
    «O ja, aber
nicht schlimmer, als ich erwartet hatte. weißt du, anerkannte Schönheiten
können es nicht ertragen, übersehen zu werden. Es war meine Pflicht, sie von
dem Schauplatz wegzubringen, aber ich werde es immer bedauern, daß mir der
Vorzug entgangen ist, den < gewöhnlichen, ordinären und widerlich
unmanierlichen Mann im Tilbury > kennenzulernen.»
    Julian
mußte unwillkürlich lachen. «Baldock! Zuerst sagte er, er sehe nicht ein, warum sie ohnmächtig werden sollte, und dann nannte er sie eine Keifzange. Ich
weiß nicht, warum ich das jetzt lächerlich finde, denn – weiß Gott – ich habe
damals nicht gelacht. Ach, was bin ich für ein Schwächling!» Er schwieg eine
Minute und sagte dann zögernd: «Nicht wahr, du hältst mich doch für einen
Schwächling? Aber schon seit dem verunglückten Ausflug nach Knaresborough war
es mir klar ... zuerst dachte ich – weil – weil sie noch so jung ist – und weil
man mit ihr immer so nachsichtig war, aber – aber hinter diesen' schönen
Gesicht wohnt kein Herz, Waldo! Nichts als – na gut Was bin ich doch für ein
Kerl, so etwas zu sagen, selbst zu dir! Aber ich kann mir vorstellen, daß du
das erwartet hast – es hat mich umgeworfen, als ich sie das erste Mal sah!»
    «Es hätte
mich gewundert, wenn es dich nicht umgeworfen hätte», antwortete Sir Waldo in
gleichgültigem Ton. «Ich kann mich nicht erinnern, je ein schöneres Mädchen
gesehen zu haben. Es ist schade, daß sie weder den Verstand noch das Wesen hat,
die einer solchen Schönheit gleichkämen. Aber ich bin sicher, sie wird auch
ohne diese ihren Weg machen. Wenn ihr Vermögen hoch genug ist, wird sie
vielleicht auch ihren Marquis einfangen.»
    «Ihren
Marquis einfangen?» rief Julian verwirrt. «Welchen Marquis?»
    «Einen, der
ihr einen Antrag macht. Ich weiß, es klingt unsinnig, aber sie hat offenbar in
ihrem Herzen beschlossen, zumindest eine Marquise zu werden. Es wird mich nicht
überraschen, wenn sie ihr ehrgeiziges Ziel erreicht. Übrigens, was sagten die
Chartleys zu diesem aufregenden Abenteuer?»
    «Mrs.
Chartley war natürlich sehr entsetzt, aber der Rektor sagte, daß Patience –
Miss Chartley meine ich – genau das Richtige getan habe. Natürlich konnte Mrs.
Chartley nur wünschen, das Ganze wäre nicht passiert. Sie machte niemandem
Vorwürfe. Eigentlich haben sie und der Rektor der Sache nicht mehr Bedeutung
beigemessen als Miss Chartley selbst. Du kannst dich darauf verlassen, daß ich
mein Bestes getan habe, ihnen zu versichern, daß Miss Chartley den Schuppen,
der das Heim des Kindes war, nicht betreten hat. Miss Chartley sagt zwar, daß
sie dort noch

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